Berichte von 09/2015

01Sept
2015

US Open

Im Vorfeld der Reise hatte ich mir über das Internet 2 Karten für die US Open besorgt.

Um genau zu sein, hatte ich die Karten in der Minute gekauft, in der der Online-Verkauf eröffnet wurde. Bedingt war dies durch eine Erfahrung bei den vergleichbaren French Open, wo die begehrten Tickets nach wenigen Minuten alle weg waren.

Hier allerdings wäre es nicht erforderlich gewesen. Bis einschließlich Freitag der 1. Woche waren noch Tickets an der Kasse vor Ort erhältlich.

Ein großes Plus bei den US Open: Wenn man im Besitz eines Tickets für das große Arthur Ashe Stadium ist, erhält man damit automatisch auch Zutritt zu allen anderen Plätzen. Bei den vergleichbaren großen Turnieren muss man sich beim Kauf der Karte zwischen den 2-3 Stadien entscheiden.

Ein weiterer Vorteil: Es ist derart unruhig (und damit hat sich aber jeder abgefunden), dass man auch während der Ballwechsel an den Nebenplätzen vorbeigehen kann oder die kleinen Tribünen betreten. In Wimbledon oder Paris undenkbar, interessiert das hier niemanden.

 

Hier einige Eindrücke der beiden Tage:

Der Südeingang.

(Die Weltkugel findet man auch im Vorspann der Serie "King of Queens", die Türme rechts spielen eine entscheidende Rolle in der Schlussszene von "Men in Black".)

 

Die deutsche Hoffnung Sascha Zwerev verliert in der 1. Runde knapp gegen seinen Landsmann Philipp Kohlschreiber:

 

Roger Federer Im Arthur Ashe Stadium.

 

Der French Open Sieger Stan Wawrinka im Louis Armstrong Stadium.

(hab` noch nie verstanden, warum man ein Tennisstadion nach einem Musiker benannt hat)

 

Der Abend des ersten Tages.

 

Die Deutsche Sabine Lisicki, die sich teuer verkaufte und bis ins Achtelfinale kam.

 

Trainerlegende Nick Bollettieri mit seinen 84(!) Jahren beim Lunch.

 

Kanadas Spitzenkraft Milos Raonic auf dem Grandstand bei einem seiner Aufschläge, die hier bis zu 225 km/h schnell waren.

 

Der wahrscheinlich jüngste Fan.

 

Noch einmal das Arthur Ashe Stadium, dieses Mal mit Serena Williams

 

Einer meiner Lieblingsspieler, Benoit Paire aus Frankreich.

(Aktuell Nr. 32, aber der kommt noch. :-) )

 

Mein Lieblingsdoppel Herbert/Mahut - ebenfalls Frankreich - die noch so richtig schön klassisch Doppel spielen mit Aufschlag/Volley.

(keine dieser "ich-kann-zwar-keinen-Volley-aber-alle-anderen-Schläge-mit-200 km/h-spielen-Spieler)

Herbert/Mahut haben übrigens die US Open dieses Jahr gewonnen.

 

Suchbild: Wo ist Rafael Nadal?

 

Die Doppel-Favoriten Bryan/Bryan scheiden in der 1. Runde überraschend gegen ihre amerikanischen Landsleute Johnson/Querrey aus.

 

Und ...

... tschüß.

Schön war´s.

03Sept
2015

New York City, 8. Tag

So, Tennis ist rum, morgen geht es weiter mit der Bahn, also letzter Tag in New York.

Der Plan ist, ins MoMA (Museum of Modern Art) zu gehen. Passt auch gut, denn am Donnerstag ist da immer freier Eintritt von 16-20h, ich spare mir so also die 25$ Eintritt.

Wie bringe ich die Zeit bis dahin rum? Die New York Library ist im Reiseführer nett beschrieben, und der Bryant Park ist auch gleich nebenan.

Also wiederum ohne Umsteigen (das Hostel liegt echt verkehrsgünstig) mit der Metro zur NY Library.

Ein sehr schönes Gebäude ...

 

... mitten in Manhattan, ...

... nur war die Hauptattraktion - der Rose Main Reading Room mit seiner eindrucksvollen Kassettendecke - leider gerade wegen Renovierung geschlossen.

Aber eine von ca. 48 noch existierenden Gutenberg-Bibeln war ausgestellt.

 

Bis 16h ist noch ein bisschen Zeit, da setze ich mich noch ins Starbucks um die Ecke und schreibe ein paar Ansichtskarten.

...

So, Karten geschrieben, 15h, ich gucke noch mal auf die Webseite des MoMA, was es so gibt. Zeitgenössiche im 2. Stock, hmm, im 3. Yoko Ono, 4. geschlossen wegen Umbauten, hmm, die Europäer im 5. und 6., Öffnungszeiten von 10-17:30h, Freitag bis 20h, mit freiem Eintritt ab 16h ...............................

Oh ... holy cow ... morgen ist länger geöffnet mit freiem Eintritt, nicht heute!

Jetzt ist es schon Viertel nach 3, in die Metro zu steigen lohnt nicht, und mit den Ex-Kollegen würde ich auch nicht so richtig gut vorwärts kommen.

Also 20 Minuten strammer Fußmarsch.

25$ abgedrückt, Rucksack abgegeben, und rein.

Habe noch knapp 2 Stunden, das sollte reichen.

Ich mag ja die Zeitgenössischen, aber mir war es bei denen im 2. OG zu rummelig. Mit Kunstmuseum verbinde ich auch immer etwas Ruhe und Besinnung. Allein um dieses Foto machen zu können, musste ich 10 Minuten warten, bis mal außer mir keiner davor stand.

Daher das etwas verkniffene Lächeln.

Manche Werke erfordern halt, dass man sich intensiver mit ihnen beschäftigt.

Mit Yoko Ono (bzw. ihren Werken) im 3. OG konnte ich allerdings überhaupt nichts anfangen.

Hier das Werk "Handelsüblicher grüner Apfel auf Plexiglassäule".

Das gleiche gab es auch mit Stecknadel statt Apfel.

Oder: 150 mit Schreibmaschine geschriebene Lebensweisheiten, einzeln eingerahmt.

Oder: Studentin unter schwarzem Tuch, ab und zu bewegend. (Bitte nicht füttern!!!)

Der Wolf ..... das Lamm ..... Hurrrz!!!!!

 

Das 5. und 6. OG war dann eher wieder meins.

"Drei Musikanten" von Picasso ...

 

... die "Wasserlilien" von Monet ...

 

... "Die schlafende Zigeunerin" von Rousseau ...

 

... und die "Sternennacht" von van Gogh.

 

Zusätzlich gab es eine kleine aber interessante Ausstellung über die Entstehung heute weltweit gebräuchlciher Symbole.

 

Im Museums-Shop habe ich noch ein paar Mitbringsel erstanden.

 

 

03Sept
2015

Exkurs: Paranoia made in USA

On a scale from 1 to 10, how much scared are you of this?

Diese Umfrage hätte ich gern gemacht.

Wenn ich zu etwas gezwungen werde, dessen Sinn sich mir nicht erschließt, dann regt mich das auf. Wenn aber mein punktuelles Schicksal in den Händen des mich Zwingenden liegt, zeige ich das nicht, zumindest nicht offen.

Sonntag, Tag der offenen Tür bei den US Open in New York, 1 Tag vor Beginn des Turniers.

Ich hatte meinen Daypack dabei, den ich dieses Jahr überall dabei habe, u.a. auch bei 2 Tennisturnieren in Neuseeland und Kanada.

Inhalt auch der übliche: Digital-Kompaktkamera, Getränk, Apfel, Sonnenspray, Jacke, Sonnenbrille.

Ingrid und ich gehen entspannt auf den Eingang zu und nicken der Mitarbeiterin freundlich zu.

"Den Rucksack können Sie nicht mit reinnehmen Sir, den sollten Sie bei der Gepäckaufbewahrung deponieren.

"Was ist denn mit dem Rucksack? Nee, das geht schon in Ordnung."

"Sie können es ja probieren ..."

Nach 10 m der nächste Kollege:

"Tut mir leid Sir, den Rucksack können Sie hier nicht mit reinnehmen. Der hat gepolsterte Schultergurte. Es sind lediglich Taschen und Daypacks mit ungepolsterten Schultergurten erlaubt." (s.o.)

(What?!?)

"Bitte geben Sie ihn bei der Gepäckaufbewahrung ab."

(Hat meine Zunge eigentlich geblutet vor lauter draufbeißen?)

Bei der Gepäckaufbewahrung ein Jüngling, der für die Detailabwicklung zuständig war..

"Wenn Sie von Ihren Sachen etwas mit reinnehmen wollen, geben wir ihnen eine transparente Plastiktüte."

(Mann, das finde ich voll nett.)

"Plastikflasche mit Getränk ist in Ordnung, aber das Sonnenspray können Sie nicht mit reinnehmen. Treibgas."

(Ja klar, wenn ich das Spray die ganze Zeit in die Sonne lege, explodiert es, und sorgt für eine Massenpanik. Und was dann los ist, das wissen wir beide nur zu gut.)

"Es sind auch keine Geräte für Videoaufzeichnungen erlaubt."

(What?!? Hinter welchem Mond lebt Ihr denn?!? Jedes Smartphone kann heute Videoaufzeichnungen machen!)

"Hab keins dabei."

"Ihre Kamera ist so eine alte, die nur Schnappschüsse macht?"

(Oh, Mann)

"Ja genau..."

"Gut, macht 5$, und hier ist Ihre Plastiktüte."

Mit der Plastiktüte war der Drops ja noch nicht gelutscht. Hinter den ersten beiden freundlichen Mitarbeitern kommt ja noch die Flughafenkontrolle.

Der Witz hier ist, dass sie die Taschen und metallischen Gegenstände nahezu unkontrolliert außen an den Scannern vorbeischieben.

Mein Vorschlag: Erklärt den Leuten, wozu die Kontrollen und Vorschriften gut sein sollen. Und wenn Ihr es nicht könnt, lasst sie einfach weg!!!

Es gibt allerdings einen Hoffnungsschimmer: Sie haben am Ausgang der Metrostation und über die Anlage verteilt Leute stehen, die ausschließlich die Aufgabe haben, die Besucher freundlich zu grüßen. Eigenbild/Fremdbild: Offensichtlch haben sie begriffen, dass sie nicht so gut rüberkommen.

Mein Vorschlag: An der Ursache arbeiten, nicht die Wirkung überkleistern.

Weitere Beispiele:

Top of the Rock (Aussichtsplattform des Rockefeller Centers): Flughafenkontrolle, bevor man den Fahrstuhl betreten darf.

UN-Gebäude: Flughafenkontrolle, bevor man auf das Grundstück darf. Ist ja in Ordnung. Aber: Wenn Paare oder Gruppen kommen, kontrollieren sie von 1 Person der Gruppe den Ausweis und machen ein Foto. Von den anderen Personen der Gruppe haben sie nichts. Was soll das denn?!?

Staten Island Ferry: Eine stinknormale Pendlerfähre zwischen Staten Island und Manhattan. Auf ihrer Route nähert Sie sich halt bis auf 1 km der Freiheitsstatue an, weswegen sie gerne von Touristen für Fotos genutzt wird.

An den Anlegern wird man freundlich sowohl darauf hingewiesen, dass das Sicherheitspersonal jederzeit berechtigt ist, Taschen und Rücksäcke zu durchsuchen, als auch dass sich der jeweilige Anleger auf dem Marsec Security Level 1 befindet.

Whatever that means.

"If you see something, say something."

 

I have seen many things.

Too many things.

04Sept
2015

Zugfahrt nach White River Junction

Warum White River Junction?

Und wo liegt das überhaupt?

Bis zu meinem Rückflug am 30.09. von Boston nach Frankfurt hatte ich noch gut 4 Wochen Zeit. Diese Zeit wollte ich tendenziell zum Ausklingen nutzen, und die Eindrücke dieses Jahres resümieren und auf mich wirken lassen. Und das Ganze wieder in Neuengland, mit Tendenz Richtung Nordosten und noch einmal Kanada.

Also erst einmal irgendwo hin in Neuengland, wo es nichts gibt, und wo nichts los ist. Und wo man gut hinkommt, und wo es ein Hostel gibt.

In der Schnittmenge dieser Kriterien befindet sich: White River Junction! Das liegt in Vermont an der Grenze zu New Hampshire.

Da der Greyhound-Bus bereits um 5:30h ablegte, habe ich mich für den Zug um 11:10h entschieden.

Abfahrt Penn Station in Manhattan.

Auch hier unterirdische Bahnsteige, die eher eng sind.

Daher in der Bahnhofshalle eine flughafenähnliche Anzeigetafel.

 

Auf dieser wird 10 Minuten vor Abfahrt das Gleis der Abfahrt angezeigt, zu dem dann alle hinstürmen. Kartenkontrolle noch in der Halle am Drehkreuz, dann schnell Sitzplatz gesucht. Reservierungen gibt es keine.

Nach der erneuten Fahrkartenkontrolle während der Fahrt im Zug steckt der Schaffner an die Stelle, an der in deutschen Zügen die Displays für die Reservierungen sind, einen handgeschriebenen Zettel mit dem Fahrziel des darunter sitzenden Gastes. Wichtig: Wenn Du während der Fahrt den Platz wechselst, musst Du Deinen Zettel unbedingt mitnehmen! Sonst gerät das ganze System ins Wanken.

High Tech-Land USA.

Weil es gerade so gut passt: Eine tolle Errungenschaft in USA ist, das man empfangene Schecks mit dem Smartphone abfotografieren kann und an seine Bank zur Gutschrift mailen.

Ich bin versucht, amerikanische Banker zu uns einzuladen, um Ihnen die Erfindung der Überweisung näher zu bringen.

Sei es wie es sei.

6.5 Stunden Zugfahrt, dann 3 Nächte in WRJ, wie White River Junction gern abgekürzt wird. Von Freitag bis Montag. Montag ist hier Labor Day, was ich nicht bedacht hatte. Und das Wochenende ist halt das Labor Day Wochenende.

Was bedeutet das?

WRJ ist von Haus aus schon tot, und am Labor Day Wochenende noch toter. Das Café nebenan hat sich gleich mal verabschiedet von Sa-Mo. Und auch der Bus in das durchaus entzückende Universitäts-Nachbarstädtchen Hanover fährt Sa-Mo nicht.

Ich wollte meine Ruhe, jetzt hatte ich sie.

 

05Sept
2015

White River Junction und Reiseplanung

Wie gesagt, in WRJ gibt es nicht viel.

Ein ehemaliges Eisenbahn-Hotel, das seinen Nordflügel als Hostel vermietet und in dem ich nächtigte.


Ein nettes türkisches (!) Restaurant/Café.

 

Eine kleine Cartoon-Universität mit 31 Studenten.

 

Und zum Glück 2 Supermärkte, die nur Labor Day geschlossen hatten und meine Versorgung über das Wochenende sicherstellten.

Was habe ich in WRJ die 3 Tage gemacht? Ein bisschen Blog geschrieben und viel Reise geplant.

Das ist nämlich für einen Alleinreisenden, der nicht pro Nacht mehr als 100 Euro ausgeben will, eine echte Herauforderung. Neuengland ist touristisch auf zahlungskräftige Paare ausgerichtet.

Mit Auto.

Ich versuche mal, es zu verdeutlichen: Neuengland ist etwas mehr als halb so groß wie Deutschland. Der komplette öffentliche Fernverkehr stellt (die "Rennstrecke" New York-Boston mal außen vor gelassen) ein "N" dar: Von New York rauf nach Burlington in Vermont, dann schräg runter nach Boston, und die Küste rauf bis nach Bangor.

Ich hatte mir als nächstes Ziel für 6 Tage Camden im Norden Maines ausgeguckt. Ein entzückender Ort an der Küste, in dem ich ´94 mit meinen Brüdern mal einige Stunden verbracht hatte.

Mit dem Auto kein Problem, in 4,5h wäre ich da gewesen. Ich wollte aber keinen Mietwagen nehmen, da ich ihn in Camden entweder 6 Tage hätte rumstehen lassen müssen oder für teures Geld abgeben.

Also Bus oder Bahn.

Mein Dilemma: Ich musste von der einen Spitze des "N" zur anderen. Mit WRJ hatte ich mich "verfahren".

Bleibt nur der Biss in den sauren Apfel: Mit dem Bus 3h nach Boston. Von Boston dann mit einem weiteren Bus 4,5h nach Camden. Die Fahrpläne sind aber so geschnitzt, dass dies an 1 Tag nicht möglich ist. Also Übernachtung in Boston, die besonders viel Spaß macht, weil ich ja schon mit Ingrid in Boston war und am Schluss noch mal da bin.

Diese Entscheidung war nicht leicht, aber auch noch nicht die letzte.

In ganz Maine gibt es genau 1 Hostel. Dieses liegt blöderweise an einem Ort, der mich nicht die Bohne interessiert.

Hotel/Motel ist mir für die Dauer von 6 Tagen zu teuer.

Was ist denn mit Airbnb, das hatte doch mal jemand empfohlen?

Airbnb ist eine Internet-Plattform, auf der Privatleute Zimmer, Wohnungen, Häuser oder manchmal auch nur ein Stück Rasen für ein Zelt tageweise vermieten.

Meistens auch nicht viel billiger als Motel, aber immer einen Versuch wert.

Also registriert, und tatsächlich in Camden ein nett aussehendes Zimmer in einem Wohngebiet zwischen Bus Stop und Town Center gefunden. 54 Euro pro Nacht, passt.

Gesagt, gebucht.

Ich bin gespannt.

05Sept
2015

Der Papst kommt!

Der Papst kommt in die USA.

Die örtlichen Medien stellten aber fest, dass Francis, wie er hier genannt wird, noch nie in seinem Leben einen Fuß auf US-Boden gesetzt hat.

Also auch vor seinem Papstsein nicht.

Dies bewegte die New York Times am 5. September zu folgender ungewohnt selbstironischen und auch erfrischenden Formulierung:

"..., he has waited until 78 to visit the economic giant that likes to think of itself as the center of everything."

09Sept
2015

Camden (Maine)

Die Reise nach Camden hat wie geplant geklappt: Mit dem Greyhound nach Boston, im Hostel übernachtet (sehr modern; etwas nervig war die nicht abschaltbare Klimaanlage über meinem Bett, die mich abwechselnd kalt und warm anblies), und dann mit Concord Coach Lines (sehr gute Qualität für 35$) nach Camden.

6 Nächte Camden, warum so lange?

Ich wollte mal irgendwo sein, und nicht nur übernachten.

Der Ort war noch genauso heimelig wie ich ihn von dem Kurzbesuch in 94 in Erinnerung hatte.

Meine nette Airbnb-Gastgeberin Juliette und auch ihre 3 Hunde machten es mir relativ leicht, mich zu Hause zu fühlen.

Juliette hat ein ebenso großes wie altes Haus 10 Fußminuten vom Stadtzentrum entfernt.

Ihre beiden Töchter sind Mitte 20, flügge, und schauen nur ab und zu vorbei. Dafür war ihre Schwester Claudia zu Besuch, die ebenfalls 2 Töchter in dem Alter hat. Ich war der Dritte im Bunde mit 2 Mädels, was zu einem regen Erfahrungsaustausch führte.

Da die Töchter nicht da waren, hatte ich das Obergeschoss mit einem großen Zimmer und Bad für mich allein.

Zu den 3 Hunden: Ich bin kein aktiver Hundefreund. Aber diese 3 waren derart gut erzogen und süß, dass ich gar nicht anders konnte, als sie in mein Herz zu schließen.

Ellie (das ist das kleine Exemplar) hat von meinem Schoß aus das Endspiel der US Open im TV geschaut.

Was habe ich in Camden überhaupt gemacht in den 5 Tagen?

Nicht viel, der Aufenthalt war von "hanging around" geprägt. Sollte ja aber auch so sein.

Mal durch den Ort gelaufen und Häuser angeguckt ...

(Diese Seegrundstücke sind aber auch nett!)

 

Eine Schoonertour mit einem alten Zweimaster gemacht ...

 

Den örtlichen Mount Battie hochgekraxelt und auf dem Weg etwas überraschend auf ein Brautpaar gestoßen ...

 

Und in den Nachbarort Rockport gelaufen und auch dort die netten Seegrundstücke angeguckt ...

 

Dass die US-Amerikaner in jedem Zimmer einen Fernseher haben, ist ja hinlänglich bekannt. Dass es wirklich jedes Zimmer ist, habe ich am ersten Abend nach Fish´n Chips im Cuzzy´s lernen dürfen.

13Sept
2015

Reiseplanung, die letzte

Von Camden aus habe ich wieder einen Mietwagen genommen.

Die Planung ab Camden war aufgrund nicht vorhandener Busse, Bahnen und Hostels eine echte Herausforderung..

Ich wollte die US-Küste weiter hoch fahren bis zum Ende, und dann irgendeine Schleife über Quebec und wieder zurück nach USA.

Ich brauchte ein Auto, wollte es aber dort wieder abgeben, wo ich es angemietet hatte. "Droppen" - also Abgabe an einem anderen Ort -  in USA ist schon teuer, aber in USA mieten und in Kanada abgeben geht entweder gar nicht oder ist nicht bezahlbar.

Nach der Autoabgabe musste ich irgendwie den Bus nach Boston kriegen. Und vor und nach Autoanmietung noch preiswerte Unterkünfte, die es mir zusätzlich ohne viel Taxifahren ermöglichen, in die Unterkunft, in den Ort und zum Busbahnhof zu kommen.

Schon nach wenigen Stunden war folgender Plan fertig:

  1. meine Vermieterin Juliette fährt mich zum 25 Minuten entfernten Rockland Airport
  2. dort hole ich den Mietwagen
  3. in Bar Harbor übernachte ich 2 Nächte über Airbnb bei Jane und Paul
  4. dann weiter nach Fredericton in New Brunswick (Canada)
  5. dort 3 Nächte in einem gut bewerteten und relativ günstigen Motel etwas außerhalb
  6. weiter nach Riviere Du Loup am St. Lorenz-Strom (3 Nächte)
  7. weiter nach Quebec (4 Nächte).

In Quebec hatte ich aber das Thema, dass ich das Auto nicht brauchte. Dort konnte ich alles zu Fuß machen. Ich konnte den Wagen aber nicht abgeben, und muss zusätzlich noch Parkhaus zahlen. Also 45 Euro pro Tag, damit ich einen Mietwagen habe, der im Parkhaus steht. Das nervt irgendwie, geht aber nicht anders.

Nach der Autoabgabe in Rockland bin ich dann noch mal 2 Tage in Camden, und fahre dann mit dem Bus nach Boston, von wo mein Rückflug geht.

Immerhin, eine fast gute Lösung.

 

14Sept
2015

Die Fahrt von Camden nach Bar Harbor

Mein Reiseführer hatte gemahnt, man solle nicht einfach stumpf die Highways 1 und 3 nach Bar Harbor durchfahren, sondern durchaus mal rechts Richtung Deer Island abbiegen.

Gelesen - getan.

Zunächst noch eine kurze Pause in Belfast (also das in Maine).


 

Auf dem weiteren Weg überquert man eine interessante Brücke mit einem Aussichtsturm als linkem Pfeiler.

Wirklich eine sehr schöne Strecke zum Cruisen.

Schließlich rechts abgebogen in Richtung des netten Örtchens Castine.

 

Allerdings war der Kaffee fürchterlich.

Der rote Flitzer vorne ist meiner. Ford Focus, fährt sich wirklich gut. Man beachte aber den weißen Audi links, mit Ingolstädter (!) Zulassung.

 

Hinten allerdings hatte er ein Kennzeichen aus Ohio. Anscheinend kam man vorne hinhängen, was man will. Oder gibt es so etwas wie eine Doppelzulassung?

 

Über einen Damm ...

 

... und eine Brücke ...

... gelangt man auf die hinterste Insel Deer Island, und dort in den kleinen aber charmanten Fischerort Stonington.

 

Die Kisten hier schwimmen nicht im Wasser, weil im Schuppen kein Platz mehr war, sondern weil die erbeuteten Hummer darin zwischengelagert werden.

Ein großes Geschäft in Maine.

Witzig finde ich, was hier unter der Bezeichnung Opera House läuft.

Bei uns würde man das vielleicht mit Kleinkunsttheater bezeichnen?

14Sept
2015

Exkurs: Sayings

Redensarten vom Deutschen wörtlich ins Englische zu übersetzen geht ja meistens in die Hose.

The devil lies here in the detail.

Manchmal funktioniert es aber, auch wenn es erst einmal gruselig klingt.

Z.B. kann man die Einleitung "Die Sache ist, dass ..." einfach mit "The thing is, that ..." übersetzen, ohne sich als übereifriger Deutscher zu outen.

Auf ein besonders schönes legales Saying bin ich neulich in einem Leserbrief einer lokalen Zeitung gestoßen. Ein Leser schilderte den Zustand seines Wagens und wollte wissen, wie lange er ihn noch weiterfahren solle.

Sein Plan war aber klar:

"I want to drive my car until it gives up its ghost."

15Sept
2015

Bar Harbor

Der Autor meines Reiseführers war von Bar Harbor nicht wirklich begeistert: zu viele T-Shirt-Läden, zu viele Busse, weil zu viele Touristen.

Die große Nachfrage konnte man auch an den Preisen der Unterkünfte ablesen. Das Hostel, in welchem ich mit meinen beiden Brüdern anno ´94 gewohnt hatte, gab es auch nicht mehr. Es wurde wohl durch etwas renditeträchtigeres ersetzt. Jetzt gab es gar kein Hostel mehr.

Also noch einmal über Airbnb eine Unterkunft gesucht, und bei Jane und Paul etwas außerhalb des Ortes gelandet. Beide aus Atlanta, sie noch im HR Business aktiv, er Architekt.

Sie hat mal länger in Bar Harbor gelebt, und er hat sich vor 1 Jahr leicht überzeugen lassen, dass es hier deutlich netter ist als in Atlanta.

Sie haben ein Haus gekauft und auf Vordermann gebracht. Er war gerade dabei, zusätzlich eine kleine Scheune auf dem Grundstück zu mehreren Airbnb-Zimmern umzubauen, und durch Zukauf eines Grundstückes noch weiter zu expandieren.

Auf jeden Fall ist der bisherige Ausbau sehr gelungen, und gehört mindestens auf die Titelseite von "Schöner Wohnen".

Das hier war das Wohnzimmer ...

... und das mein Zimmer.

Bar Harbor ist - wie der Name schon vermuten lässt - ein Ort am Wasser. Er liegt auf einer Halbinsel zusammen mit dem Acadia National Park.

Ich hatte wegen der Kritik in meinem Reiseführer schon überlegt, den Ort auszulassen, war aber nun sehr froh, das nicht getan zu haben.

Mir hat es saugut gefallen hier.

Wobei es wirklich nicht gut los ging. Nachdem ich bei Paul eingecheckt hatte, wollte ich gegen 20h noch schnell im Ort etwas essen. Nur: Sämtliche Restaurationen, die "schnell" etwas machen könnten, konzenrieren sich allerdings auf das Geschäft zwischen Sonnenauf- und untergang und schließen spätestens um 19h.

Da das hier als so schlimm touristisch beschrieben worden war, war ich davon ausgegangen, auf mindestens einen McDonald´s oder Burger King zu treffen. Pustekuchen, die nächsten waren 30 km weit weg.

So bin ich tatsächlich zu Subways gegangen, der einzigen vertretenen Kette im Ort. Und Ingrid weiß, wie unendlich viel Überwindung mich das kostet, die 23 Fragen zu beantworten, bis ich mal mein Sandwich belegt bekommen habe. Zu mehr als "Mealnumberthreewithfrenchfriesanddietcokeforhere" bin ich einfach nicht bereit.

Am nächsten Morgen bin ich dann wieder in den Ort, um ihn bei Tageslicht zu betrachten.

 

 

Einen wunderschönen Fußweg am Wasser entlang um den Ort herum haben sie auch.

 

Im angrenzenden Acadia National Park bin ich auf die sogenannte "Loop Road" gefahren. Sie ist 27 Meilen lang und bildet - wie der Name schon sagt - eine Schleife durch den Park.

Entlang der Schleife gibt es allerlei Stops für Wanderwege, Lookouts oder Strände. Wirklich gut gemacht.

Ich habe aber die Schleife erst einmal verlassen, um eine Wanderung zu machen, die Paul mir empfohlen hatte.

Vom Meer ...

... bis zum Jordan Pond.

Wirklich sehr schön, man ist so gut wie alleine, kann ich weiterempfehlen.

(Beim Schießen des Fotos allerdings saßen 100 m hinter mir 50 Touristen auf einer Terrasse beim Kaffeetrinken. Die waren da mit dem Auto hingefahren.)

Nach der Wanderung bin ich mit dem Auto zurück auf die Loop Road gefahren und habe den höchsten Küstenberg der amerikanischen Ostküste nördlich von Brasilien erklommen, den Cadillac Mountain mit seinen stolzen 466 m.

Tolle Aussicht auf Bar Harbor und in alle Richtungen.

 

 

Sicherlich ist es hier touristisch. Es ist aber nicht so ein Holzhammer-Tourismus, sondern mit Stil. Und man kann einfach wahnsinnig viel machen: Wandern, an den Strand legen, Whale Watching, Kajak fahren, Segeln, nix machen, auf´s Wasser gucken.

Mir gefällt´s.

Werde wohl wiederkommen.

16Sept
2015

Über die Grenze

Auf dem Weg von Bar Harbor (USA) nach Fredericton (Kanada) war ich am nördlichsten Ende der US-amerikanischen Ostküste angekommen.

Hier in Calais (das in Maine, nicht das in Frankreich) ging es nun über die Grenze.

Ein eher kleiner Grenzübergang und abseits der Touristenströme.

Bei der letzen Einreise in die USA - damals von Kanada - vor ziemlich genau 4 Wochen hatten mir die US-Grenzbeamten einen weißen Zettel mit meiner maximalen Aufenthaltsdauer in den Pass geheftet. Und dies mit dem dringenden Hinweis, den Zettel unbedingt entfernen zu lassen, wenn ich das Land wieder verlasse.

Und dieser Zeitpunkt war ja nun gekommen.

Ich fahre also mit meinem Mietwagen und meinem Pass an das kanadische Schrankenhäuschen.

Die üblichen Fragen

  • wo lebe ich?
  • wo will ich hin?
  • warum?
  • wie lange?
  • Alkohol, Tabak, zu viel Bargeld dabei?

konnte ich wahrheitsgemäß und zufriedenstellend beantworten.

Aber was ist denn mit meinem weißen Zettel?

Nee, der bleibt dran. Sie reisen ja in 9 Tagen wieder ein.

Ja, aber ich will keinen Ärger mit den US-Kollegen bekommen .... Sind Sie sicher?

Hmm. Fahren Sie mal da vorne rechts ran und fragen die Kollegen im Büro.

Na gut.

...

Der Zettel muss dranbleiben, Sie reisen ja bald wieder ein.

Ist das sicher?!? Den US-Kollegen schien das ja sehr wichtig, dass der Zettel wegkommt (und die verstehen ja nicht so viel Spaß).

Ich frag noch mal nach ...... Nee, der bleibt dran. Sie können sich auf uns berufen.

All righty. Have a good day.

Ins Auto gesetzt und losgefahren.

Ok, den weißen Zettel habe ich immer noch. Aber ist eigentlich irgendwo dokumentiert, dass ich gerade nach Kanada eingereist bin?

Die haben doch immer so schöne Stempel, die sie in die Reisepässe drücken.

Ich fahr mal rechts ran und sehe nach ...... Nee, kein Stempel. Aber ich bin bestimmt in deren Systemen und die wissen alle, dass ich jetzt in Kanada bin.

Wenn ich mir allerdings die TV-Diskussionen über Immigration, legale Einreise und illegales Dableiben ansehe, glaube ich wiederum nicht, dass die wissen, wer in Ihrem Land ist. Und außerdem ich habe bisher in jedem Land einen Einreisestempel bekommen..

Ich gehe lieber auf Nummer sicher, fahre zurück und frage noch einmal.

"The stamp? Oh, you are right!"

Greift unter den Ladentisch und stempelt meinen Pass.

Kommentarlos.

Oh, Mann.

(Die hätten mich bestimmt nie wieder rausgelassen, weil ich ja offiziell gar nicht da war. Wobei ...  :-) )

Man muss Ihnen zugute halten, dass ich hier ein Exot bin: Ein EU-Bürger, der auf dem Landweg nach USA eingereist ist, jetzt nach Kanada ausreist, um in 9 Tagen wieder einzureisen.

Zumindest an diesem Grenzübergang werden die das nicht so oft haben.

16Sept
2015

Canada vs. USA

Also wieder in Kanada.

(Im Original mit "C" sieht das viel schöner aus finde ich.)

Also:

Also wieder in Canada.

Was heißt das?

  • Toilette heißt wieder "washroom" und nicht mehr "restroom"
  • bei der Umrechnung nach Euro muss man ein Drittel abziehen und nicht mehr ein Zehntel
  • Geschwindigkeitsangaben und -beschränkungen sind in km/h und nicht in miles/h
  • Benzinpreise sind pro Liter, nicht pro Gallone
  • und das Benzin ist 10 bis 20% teurer.

Das letztere klingt schlimm, ist es aber nicht.

In den USA kostet 1 Liter Benzin derzeit 60 Eurocent, in Canada 67 bis 72. 600 km fahren und dann für 25 Euro volltanken treibt einem einfach die Freudentränen in die Augen.

(Vielleicht verkaufe ich mein Auto wieder wenn ich in Deutschland bin. Die Pein beim Tanken halte ich nicht aus.)

17Sept
2015

Fredericton

Fredericton ist die Hauptstadt der kanadischen Provinz New Brunswick.

New Brunswick wird hier auch die Drive-Thru-Province (das, was bei uns Drive In ist)  genannt, weil alle nur durchfahren, auf dem Weg nach Nova Scotia, PEI oder New Foundland.

New Brunswick heißt übersetzt Neu-Braunschweig. Zur Zeit dessen Gründung war Königin Victoria nämlich am Ruder und das britische Königshaus mit dem aus Hannover-Braunschweig verbandelt.

D.h. wenn die New Brunswicker in Deutschland sind, fahren sie nach Braunschweig und machen ein Selfie mit dem dortigen Ortsschild.

Irgendjemand hat ihnen auch erzählt, dass man in Braunschweig das reinste Hochdeutsch Deutschlands spricht. Naja, nahe dran.

Auf jeden Fall ist Fredericton sehr aufgeräumt, hat eine tolle Atmosphäre und mit 50.000 Einwohnern eine gute Größe.

Ich kann mich ja für diese netten Orte sehr schnell begeistern. Finden die dortigen Bewohner Ihren eigenen Ort eigentlich genauso toll? Wie wäre es denn umgekehrt, wenn ein Kanadier z.B. nach Forchheim käme?

+++++

Wow, Forchheim ist total toll! Mit 35.000 Einwohnern eine gute Größe, einen netten alten Stadtkern mit Fachwerkhäusern, die Regnitz fließt durch den Ort, am Kanal kann man schön Fahrrad fahren und laufen, die fränkische Schweiz zum Wandern vor der Tür, ebenso den netten Kellerwald, gutes und günstiges Essen gibt es, und zum Shoppen ist man schnell in Erlangen oder Nürnberg.

+++++

Abgesehen davon, dass ich Forchheim auch schön finde, klingt es doch noch besser, wenn man sich mal in die Lage eines Touristen versetzt.

Also zurück zu Fredericton:

Gestartet bin ich mit dem Harvest Jazz & Blues Festival, welches dort gerade stattfand. Gekannt habe ich keinen der engagierten Künstler, also dachte ich mir, ich schaue mir mal eines der freien Konzerte in der Stadt an.

Der Standort war durch den Veranstalter etwas fies gewählt vor dem Eingang einer Shopping Mall. Ich habe mich zunächst in ein Café gegenüber gesetzt. Wegen der Zuschauer konnte ich zunächst nur die Stimme der Sängerin hören.

Wow!!! Gänsehaut!!! What a Voice!!!

Irgendwo anzusiedeln zwischen Adele und Joss Stone. Und live einfach der Hammer.

Maggie Koerner aus Louisiana, kann ich jedem empfehlen. habe mir vor Ort gleich eine CD gekauft und auf der nächsten Autofahrt ungelogen 8x durchlaufen lassen.

Nach dem Konzert bin ich mal wieder Veranda-Häuser angucken gegangen. Auch in den Wohngebieten Frederictons kann man es gut aushalten.

Fredericton liegt am St. John-Strom, und hat eine alte Eisenbahnbrücke für Fußgänger und Radfahrer umfunktioniert.

Als Provinzhauptstadt hat es natürlich auch ein Provinzparlament.

Das Gebäude sieht erst einmal überhaupt nicht einladend aus, aber wenn man sich durch die beiden schweren Holztüren des Haupteinganges traut, bekommt man (nach einem unkomplizierten Sicherheitscheck) für umsonst eine spontane Individualführung, in meinem Fall durch den netten Studenten Alex.

Toll!

Gegenüber liegt das lokale Kunstmuseum, welches einen wegen Umbauarbeiten ebenfalls umsonst reinlässt.

Es ist nicht schlecht. Da ich aber vor kurzem im MoMA war, tun sich alle folgenden Kunstmuseen im Vergleich natürlich etwas schwer.

Das war´s im Prinzip schon von Fredericton. Ich war ja auch nur 2 Nächte hier.

P.S.: Im Motelzimmer hatte ich die leiseste Klimaanlage ever. Toll, was technisch alles möglich (aber woanders noch nicht umgesetzt) ist.

17Sept
2015

The Republican Party

In den USA finden am 8. November 2016(!) die nächsten Präsidentschaftswahlen statt.

Vereidigung des Präsidenten Anfang 2017.

Es gibt mit den Demokraten und den Republikanern 2 große dominierende Parteien.

Beide Parteien haben jetzt mal in den eigenen Reihen rumgefragt, wer denn den Job gerne machen möchte.

Und da jeder, der

  • mindestens 35 Jahre alt ist
  • in USA geboren ist
  • und die letzten 14 Jahre in USA gelebt hat,

sich als Kandidat aufstellen lassen kann, kommen auch solche Spinner wie Donald Trump auf´s Tapet.

Ich bin aber inzwischen gar nicht mehr sicher, ob er der Schlimmste seiner Art ist.

Vor einiger Zeit habe von Amerikanern gehört, die auswandern wollten, falls die Republikaner die Wahl gewinnen. Ich habe das damals für einen Scherz gehalten, bin inzwischen darüber aber nicht mehr so sicher.

Am 16. September fand eine TV-Debatte der 15 republikanischen Kandidaten auf dem Nachrichtensender CNN statt. Ich habe mir diese in meinem Motelzimmer in Fredericton die kompletten 3 Stunden angesehen.

Unsäglich.

Für mich waren die Höhepunkte:

  • Donald Trump wurde zu Syrien und ISIS befragt, und ob die USA dort nicht eingreifen sollten. "Nein, wieso? Die Syrer und ISIS bekriegen sich doch schon. Wir warten einfach ab, bis sie fertig sind, und sammeln dann die Scherben auf."
  • Noch einmal Donald Trump, und wie er Putins Aktivitäten in Syrien unterbinden wolle. "Ich fahre einfach hin und rede mit ihm! Das schafft unserer derzeitige Regierung ja nicht. Ich rede mit Putin, und ich rede mit den Chinesen."
  • Dem Kandidaten Lindsey Graham war es besondern wichtig, sofort nach seiner Wahl wieder im Nahen Osten einzumarschieren. Er sei als Militär schon 35 mal dort gewesen und könne das beurteilen.
  • Sein Kollege Marco Rubio zum Klimawandel. "Die USA sind nicht der Planet, die USA sind nur ein Land. Und die Chinesen sind viel schlimmer. Wir werden nichts gegen den Klimawandel tun, solange nur ein amerikanischer Arbeitsplatz gefährdet ist."

Donald Trump hat einen Tag später auf einer eigenen Großveranstaltung noch einen draufgesetzt. Er fragte mehrmals mit lauter werdender Stimme ins Auditorium:

  • Who believes in global warming?
  • Who believes in global warming?!?
  • Who believes in global warming?!?!?

Es meldete sich: einer.

Ich würde auch auswandern.

 

Direkt nach der US-Debatte wurde auf einem kanadischen Sender eine Debatte zwischen den Führern der drei großen kanadischen Parteien gezeigt. Hier sind nämlich in 4 Wochen Wahlen.

Wie wohltuend. 3 Menschen mit klarem Verstand und über die Sache diskutierend.

Aufgrund der Sachthemen (oder warum auch immer) hat sicher jeder wählende Kanadier seinen Favoriten. Aber sie können sich sicher sein, dass sie in Kanada auch dann noch gut leben können, wenn einer der beiden anderen gewinnt.

 

Wie in Deutschland.

18Sept
2015

Die Fahrt nach Rivière-du-Loup

Die knapp 400 km von Fredericton nach Rivière-du-Loup kann man wahlweise auf der Autobahn links vom St. John River (Highway 2) oder auf der Bundesstraße rechts vom St. John River (Highway 105) fahren.

Da der Weg das Ziel sein sollte und die Fahrt an dem Tag der einzige Programmpunkt war: Bundestraße.

Neben einer wirklich schönen Strecke zum Cruisen werden einem hier unvermutete Superlative geboten.

In Nackawic stößt man in einem kleinen Park am Wasser auf die größte Axt der Welt: 15 m hoch und über 55 t schwer.

 

Die Axt soll die Bedeutung der Holzindustrie für die Region symbolisieren.

(Und: Ist das nicht der Wahnsinn, wie ich bei einem Selfie diesen Bildausschnitt im 1. Versuch hinbekommen habe?)

 

Etwas weiter den Fluss hoch in Hartland bin ich über die längste überdachte Brücke der Welt gefahren: 392 m

Obwohl die Brücke nur einspurig befahrbar ist, gibt es keine Ampel. D.h. schön warten, bis keiner entgegen kommt.

Hier kann in der Rush Hour nicht viel los sein.

Der Aufforderung "Come again" bin ich schnell gefolgt, weil ich ja auf dem Highway 105 rechts des Flusses bleiben wollte.

 

Den Ort Florenceville hat man in weniger als 2 Minuten durchfahren.

Es gibt hier aber eine McCain Street, eine McCain Library, und ... das Headquarter von McCain!

Genau: Die, die die Aufback-Pommes herstellen.

Ein riesiges Werk mitten in der New Brunswicker Pampa, deren Arbeiterschaft die Anzahl der arbeitenden Bevölkerung im Ort mit Sicherheit um ein Vielfaches übersteigt.

McCain ist immer noch familiengeführt, beschäftigt weltweit 19.000 Mitarbeiter und setzt jährlich über 6,5 Mrd. C$ um.

Jeder dritte Pommes auf der Welt kommt von McCain, u.a. über die McDonald´s Restaurants.

 

Die letzte Attraktion auf der Fahrt war der Wasserfall in dem Ort mit dem vielversprechenden Namen Grand Falls.

Allerdings waren die Grand Falls zu Tiny Falls geschrumpft.

Auf einem entschuldigenden Schild wurde erklärt, dass die Fälle hier im Frühjahr 90% des Durchsatzes der Niagarafälle haben. Aber halt nur im Frühjahr.

Mit viel Vorstellungskraft konnte man das Bild brodelnder, tosender Wasserfälle vor seinem geistigen Auge erzeugen.

Wobei der Vergleich mit den Niagarafällen zu hinken scheint.

Vielleicht die Niagara-Fälle im Herbst.

Oder im Winter, wenn sie gefroren sind.

 

20Sept
2015

Rivière-du-Loup

Warum Rivière-du-Loup?

Gute Frage.

Nun, es lag auf dem Weg, und hatte das am besten bewertete Hostel der Provinz Quebec.

Und: Kann ein Ort mit einem so netten Namen schlecht sein?

 

Zunächst zu dem Hostel: Es war wirklich sehr schön, inkl. freundlichem Personal.

 

Ich hatte hier ein Einzelzimmer gebucht (weil relativ günstig), und das einzige Zimmer bekommen, welches frisch renoviert war.

 

Klasse! Zimmer mit Frühstück für knapp 40 Euro. Schreibtisch hatte ich auch, also perfekt, um beim Blogschreiben wieder aufzuholen.

Die Zeit dafür hat mir der Ort auch gegeben, weil hier nicht so fürchterlich viel los war.

Einen schönen ursprünglichen Park haben sie mit einem Wasserfall. Aber wie in Grand Falls hatte auch dieser seine Hoch-Zeit im Frühjahr.

Also nix mit Wasserfall.

Ihre Waterfront am St. Lorenz-Strom haben sie leider mit einem Highway zugebaut. Für mich ist es immer interessant zu sehen, welche Orte es geschafft haben, ihre Waterfronts als Recreation Areas zu etablieren. Spitzenreiter meiner Reise ist hier Vancouver.

Nichtsdestotrotz habe ich mich hier gleich heimisch gefühlt.

Ach ja: In der Provinz Quebec ist die Amtssprache Französisch.

Für ein paar Vokabeln reicht mein Schulfranzösisch noch, aber bei Konjugieren, Deklinieren, Zeiten bilden usw. ist ziemlich schnell Schluss.

Die meisten hier sprechen auch englisch, wobei junge Mitarbeiter bei McDonald´s mir nicht den Preis meiner Bestellung auf englisch sagen konnten. Merkwürdig.

Ein kleines Bierfest fand hier gerade statt, hatte aber keine touristenfreundlichen Eintrittsregularien. Als Minimum musste man Jetons im Gegenwert von 18 Euro kaufen, und erhielt dafür zusätzlich ein Bierglas geschenkt.

Ich wollte aber nur 1 Bier trinken und etwas kleines essen, und aufgrund meines grenzwertigen Gepäck-Gewichtes konnte ich mit dem Glas auch nichts anfangen.

Zielgruppe war offensichtlich die trinkfreudige einheimische Bevölkerung.

Dann halt nicht.

 

Was geht hier noch?

Wale! Ja, auch hier gibt es Wale, nämlich Beluga-Wale (Weißwale).

Der St. Lorenz-Strom ist hier so mächtig, dass die Fähre 75 Minuten benötigt, um das andere Ufer zu erreichen. Es wird empfohlen einfach eine Return-Tour mit der Fähre zu buchen. Dabei hätte man eine gute Chance, die Wale zu sehen.

Da ich gerne Schiff fahre, und das Wetter schön war, habe ich das auch gemacht.

Und tatsächlich konnte man mal aus 200 m Entfernung ein weißes Lebewesen im Wasser erkennen. Ebenso ein größeres dunkles Tier mit Rückenflosse, evtl. ein Delfin?

Ans Boot rangetraut haben sie sich leider nicht.

 

22Sept
2015

Quebec City

Für den Weg von Rivière-du-Loup nach Quebec City am St. Lorenz-Strom entlang hatte ich mich wieder für die Bundesstraße entschieden.

Auf dieser passiert man all die kleinen netten Orte und erhält auch manchen schönen Blick auf den Fluss.

Viele der Orte laden ein, anzuhalten, etwas rumzulaufen, ein Käffchen zu trinken. Da die Zeit einfach nicht ausreicht, um sich alles, was schön scheint, anzusehen, heißt es: Mut zur Lücke, und den Fuß wieder von der Bremse.

Nun also 4 Nächte und 3 Tage Quebec.

Unterkunft in einem hochgelobten Hostel innerhalb der Stadtmauern.

Die meisten Zimmer haben einen schönen polierten Holzdielenboden, viel Platz, Lichtdurchflutung durch nahezu bodentiefe Fenster, massive Holzbetten.

Unser Zimmer hatte das nicht. Linoleumboden, für mich und meine 3 wechselnden Mitbewohner zu wenig Platz, und 2 quietschende Metall-Stockbetten. Zumindest haben alle Betten gequietscht. Nichts Schlimmeres, als wenn nur Dein Bett quietscht.

Dafür gab es nette Zimmergenossen aus Brasilien, Japan und Frankreich mit interessanten Geschichten.

Mein Auto konnte ich ganz in der Nähe in einer Tiefgarage für 18$ (12 Euro) pro Tag abstellen. Ja, das ist nicht teuer. Aber ich als alter Reiseplan-Optimierer werte einen Mietwagen, der 3 Tage rumsteht, einfach als persönliche Niederlage. Und das so kurz vor Schluss.

Quebec City ist die Hauptstadt der Provinz Quebec, der flächenmäßig größten Provinz Kanadas.

Quebec City hatte vor einer größeren Eingemeindungswelle Anfang des Jahrtausends mal 170.000 Einwohner, seitdem knapp über eine halbe Million.

Quebec City liegt wie Rivière-du-Loup am St. Lorenz-Strom, allerdings an einer sehr viel schmaleren Stelle.

Links im Bild sieht man auch schon das alles überragende Wahrzeichen der Stadt, das Chateau Frontenac. Es wird als Hotel genutzt.

In anderen Städten waren die alten großen pompösen Hotels ja immer Fairmont. Ich wunderte mich, das dies hier nicht so war, bis ich auf folgendes Schild stieß:

Gleich um die Ecke hatte ich auch mein Stammlokal "Le Chic Shack".

Ich war am ersten Abend darauf gestoßen, und es entsprach zu 100% mein Anforderungen:

  • schnell aussuchen, bestellen und bezahlen
  • reasonable prices
  • licenced, also auch Bierausschank
  • nette Bedienungen
  • schnelle Lieferung an den Tisch
  • leckeres Essen
  • nettes Ambiente.

Poutine ist gerade das Mode-Fast Food in Kanada. Meines Wissens ist es noch nicht über den großen Teich zu uns geschwappt. Bei Poutine handelt es sich um nichts anderes als Pommes mit Bratensoße, evtl. mit etwas Käse und Grün, oder Pommes mit einer anderen Soße und irgendwas dazu. Ja, finde ich auch, macht keinen Sinn, weil die Pommes total schnell labbrig werden. Aber wenn man dem Kind einen schönen Namen gibt, schmeckt es gleich viel besser.

Nun, Poutine gab es im Chic Shack auch. Nur machten sie diese hier mit total guten kross gebratenen Bratkartoffeln. Hammer. Wenn man gegen das schlechte Gewissen noch eine kleinen Salat dazubestellt und gegen den Durst ein Bier, sieht das Ganze so aus:

(Die Bratensoße ist ganz unten in der Schüssel, ich hatte noch nicht umgerührt.)

 

An dieser Stelle möchte ich auch einmal einen ganz spezifischen Mehrwert des Smartphones würdigen: Die Aufwertung des Alleine-Essenden.

Wenn man früher alleine Essen ging, musste man mühsam eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein Buch mitnehmen, um die Zeit von der Bestellung bis zur Lieferung des Essens zu überbrücken. Oder interessiert in die Gegend gucken. Aber das wirkte nicht authentisch.

Heute: Smartphone raus und gesurft, gelesen, geschrieben, gespielt, gegoogelt.

Machen ja im übrigen auch viele von denen, die nicht alleine da sind. Genaugenommen essen die meisten alleine, nur manche sind gemeinsam gekommen und gehen auch wieder gemeinsam.

Das Smartphone macht´s möglich.

 

Gut ... essen ist wichtig, Smartphone auch, aber was gab es sonst noch?

In der Altstadt fühlt man sich erst einmal wie in Paris. Die Sprache, die Häuser, die Musik ... Quebec war ja zunächst französische Kolonie, dann britische. Die Briten behielten die französiche Amtssprache aber bei, um nicht für noch mehr Unfrieden zu sorgen.

Mitten in der Stadt gibt es eine Klippe, oberhalb die Obere Altstadt ...

... unterhalb die untere Altstadt.

Wenn man unten weitergeht, kommt man zu einer ganz netten Waterfront, die aber nicht sehr ausgeprägt ist.

Oben kommt noch ziemlich viel.

Z.B. das Viertel St. Jean-Baptiste mit entzückenden Geschäften und Cafés. Und auch sonst interessanten Einfällen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Die Häuser mit den Außentreppen erinnern an Little Italy in Montreal.

Einen großen Park, der auch als Naherholungsgebiet fungiert, gibt es auch.

Die Einheimischen legen aber Wert darauf, dass dies kein Park ist sondern die Abraham-Ebene. Diese war nämlich 1759 Schauplatz einer großen Schlacht des Siebenjährigen Krieges. Die Briten hatten die Stadt schon 2 Monate belagert, als die Franzosen einen Vorstoß wagten und nicht nur die Schlacht, sondern auch die Stadt verloren. Dies hatte weitreichende Auswirkungen bis zur Entstehung Kanadas rund 100 Jahre später.

Zwischen Abraham-Ebene und Altstadt findet man kleine aber feine Ecken zum Wohnen.

Quebec City ist Hauptstadt der Provinz Quebec, also gibt es auch hier ein Provinzparlament. Und auch hier habe ich mir eine Führung gegönnt.

Ich könnte doch als Auslandskorrespondent "Nordamerika" irgendwo anfangen.

Ich kenne die Parlamente von

  • Kanada (Ottawa)
  • British Columbia (Victoria)
  • Quebec (Quebec)
  • New Brunswick (Fredericton)
  • Massachusetts (Boston)

von innen, und die von

  • Vermont (Montpelier)
  • Nova Scotia (Halifax)
  • Prince Edward Island (Charlottetown)

von außen.

Hmm, mal sehen.

Das Parlament Quebecs sieht auf jeden Fall so aus, von außen gegen die Sonne:

Eine Zitadelle gibt es, außerhalb der Stadtmauern. Ich habe aber keine Führung mitgemacht. Es wurde gebaut dort, und im September gab es keine Wachwechsel, und Lust hatte ich auch keine.

Quebec hat mich absolut begeistert.

Auf der Rückfahrt habe ich mir mal eine private Begeisterungs-Rangliste der größeren Städte überlegt, die ich in 2015 besucht habe.

Hier das Resultat:

  1. New York
  2. Quebec
  3. Victoria (Vancouver Island)
  4. Vancouver
  5. Boston
  6. Ottawa
  7. Honolulu mit Waikiki
  8. Montreal
  9. Wellington
  10. Dunedin
  11. Calgary
  12. Halifax
  13. Auckland
  14. San José

26Sept
2015

Camden again ... und Rockland

Rockland ist 20 Autominuten südlich von Camden (Maine) gelegen, wo ich ja 2 Wochen zuvor bereits 6 Nächte verbracht hatte.

Der Reiseführer schreibt über Rockland, dass es nach all den blitzblanken Marinas gut tut, dass mal wieder etwas Fischgeruch vom örtlichen Hafen herüberweht.

Ich hatte das so verstanden, dass diese Marinas in Rockland sind. Der Reiseführer hatte es aber so gemeint, dass diese Marinas in den Orten sind, die er vor Rockland beschrieben hat.

Dies führte dazu, dass ich in Rockland vergebens die blitzblanken Marinas suchte, bis ich auf dieses kleine Missverständnis stieß. Aber wenigstens der Fischgeruch war da.

Aber eines nach dem anderen.

Von Camden aus war ich ja 9 Tage zuvor zu meiner Schleife Fredericton - Rivière-du-Loup - Quebec - Camden aufgebrochen. Meinen Mietwagen hatte ich damals am Flughafen von Rockland angemietet, dieses war die nächstgelegene Station.

Juliette, meine Airbnb-Gastgeberin in Camden, hatte mich freundlicherweise dorthin gebracht. Und sie hatte mir auch angeboten, dass nach Beendigung meiner Tour noch mal 2 Tage bei wohnen könne.

Aber ich war ja noch in Quebec und musste zunächst von dort zurück nach Camden fahren. Und dabei wieder über die Grenze.

Also in Quebec den Mietwagen am Vorabend meiner Abreise aus der Tiefgarage geholt und vor dem Hostel geparkt. Dies war zwischen 18 bis 9h kostenfrei und legal möglich.

 

Ich hatte Glück, von den 3 Parkplätzen waren 2 frei.

Die 400 km von Quebec an die Küste von Maine verlaufen ziemlich wie mit dem Linial gezogen. Die Orte auf kanadischer Seite werden Richtung Grenze immer dünner gesät und kleiner, auf US-Seite kehrt sich dies dann um. Für die Gegend dort oben empfiehlt der Reiseführer, dass man schon ziemlich genau wissen sollte, was man hier unternehmen möchte, wenn man hier her fährt.

Viel gab es wirklich nicht.

An der Grenze gab es mit dem weißen Zettel in meinem Pass keine Probleme, die kanadischen Kollegen einige Tage zuvor lagen richtig mit der Aussage, dass ich ihn wegen meiner erneuten Einreise behalten solle.

Obwohl der Grenzübergang mitten in der Pampa lag, war er sehr gut ausgebaut. Es war aber nichts los, insgesamt 3 Fahrzeuge. Aus dem Auto heraus durfte ich die üblichen Fragen beantworten; ich bin inzwischen aber geübt und dementsprechend entspannt. Ziemlich schnell hieß es "you´re all set".

Nicht verstanden habe ich, warum ich bei der Einreise mit Greyhound 5 Wochen vorher 6 USD für das Grenz-Interview zahlen musste, hier mit dem Auto das aber für umsonst ging.

Muss ich aber auch nicht verstehen.

In Camden bei Juliette hatte ich eine norwegische Mitbewohnerin. Sie war der Liebe wegen nach Maine ausgewandert und war in Camden zu einer irischen Freiluft-Hochzeit eingeladen. Diese fand auf einer öffentlichen Grünfläche zwischen Bibliothek und Marina statt.

Sie bot an, ich könne doch zum Zuschauen mal vorbeikommen, was ich auch tat.

 

Petrus leistete zu der Hochzeit einen wertvollen Beitrag mit strahlendem Sonnenschein. Es wurde irische Musik gespielt, und die Braut trug ein grünes Brautkleid.

Ganz erfrischend, so eine Hochzeit unter ungewohnten Vorzeichen.

 

Aber ich musste meinen Mietwagen ja noch zu Budget am Flughafen von Rockland zurückbringen.

Die Buchung war ja über billiger-mietwagen erfolgt und die Rechnung dort vorab von mir beglichen worden. Der Vermieter vor Ort holt sich für den Fall eines Schadens noch einmal die Kreditkartendaten seiner Kunden. Auf meine Nachfrage bestätigte die Budget-Mitarbeiterin aber, dass in ihrem System vermerkt sei, dass der Wagen vollständig vorab bezahlt worden sei.

Als ich nach Hause kam, lag eine Rechnung über 999,95 USD von Budget im Briefkasten; die Beschwerden laufen ...

 

Rockland war dann trotz fehlender Marinas doch nicht so schlecht.

Eine schöne Waterfront, ...

  

... ein kleines aber feines Kunstmuseum, ...

 

und eine nette Einkaufsstraße, von der ich leider kein Foto habe.

 

 

 

28Sept
2015

(Schon wieder) Boston ... und Outlet-Shopping

Den Rückflug von Boston hatte ich schon im Januar gebucht.

Es war damals schon klar, dass Ingrid und ich in der 2. Augusthälfte in dieser Ecke Urlaub machen würden, und den Rückflug gleich mit zu buchen war einfach günstiger.

Also fuhr ich jetzt das 3. mal innerhalb von 6 Wochen nach Boston, mit einem Concord Line Coach von Camden aus.

Ich hatte überhaupt keine Lust auf die Großstadt Boston, weil ich noch voller positiver Eindrücke von Quebec und Camden war.

Wie beim letzten mal auch residierte ich im einzigen bezahlbaren Etablissement downtown, dem modernen HI Hostel in der Stuart Street.

Dieses mal in einem geräumigen 6-Bett-Zimmer, und die Klimaanlage tat ihren vorschriftmäßigen Dienst. (Wir erinnern uns: Letztes Mal lag ich im oberen Bett, und wurde im Wechsel von kalter und warmer Luft beglückt.)

Mein Flieger ging Mittwoch Abend, also hatte ich 3 Tage in Boston.

Da ich auf meiner Reise noch überhaupt nicht richtig shoppen war, hatte ich für Montag das etwas außerhalb liegende Wrentham Outlet Center als Ziel auserkoren.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kam  man da leider überhaupt nicht hin, es gab aber mehrere Charterbus-Anbieter. Für schlappe 45$ wurde man die 25 km hin und hergebracht. Zum Vergleich: Die 4,5-Stunden Tour von Camden nach Boston hat 35$ gekostet. Egal.

Um 10:45h waren wir da, Rückfahrt 16:45h. 6 Stunden?!? Was soll ich denn so lange hier? Fährt da kein früherer Bus?!? Nee. Ich war irgendwie nicht so richtig vorbereitet.

Naja. Erst mal ganz langsam alle 152 Geschäfte abbummeln und die potenziellen Objekte der Begierde sichten. Dann schön im Foodcourt einen Kaffee trinken und die Kaufentscheidung treffen. Dann noch mal in die Geschäfte und den Kaufvorgang abschließen.

Lief aber nicht so richtig gut. Meine Favoriten waren Adidas und Timberland. Ich weiß, Adidas klingt nicht plausibel für jemanden, der 10 km entfernt von Herzogenaurach wohnt. Aber in USA haben sie manchmal andere Modelle, und günstiger. Hier aber nicht, die Auswahl war eher bescheiden.

Timberland geht eigentlich immer, die Schuhe werden in USA für 40% der deutschen Ladenpreise angeboten. Leider passte aber das Modell nicht, welches ich im Auge hatte. Und eigentlich brauche ich keine neuen Schuhe, mein ganzer Schuhschrank ist schon voller Timberlands aus irgendwelchen Schnäppchenläden.

Die 45$ für die Bustour hatte ich also noch nicht so wirklich erwirtschaftet.

Von meiner jüngeren Tochter hatte ich einen Auftrag für weinrote Converse-Schuhe, den konnte ich ja mal abwickeln. 22 Euro gespart, prima.

Die Levis T-Shirts passen auch ganz gut, da nehm ich gleich 2, für 30$. Noch ein Sweatshirt von Asics, ein Oberschnäppchen für 17$ statt 75$! Das war´s jetzt aber auch langsam.

Noch 90 Minuten bis zur Abfahrt? Da geh ich erst einmal in Ruhe essen.

Ok, noch 25 Minuten. Tommy Hilfiger da vorne ist ja nicht so mein Ding, ich guck da aber mal unverbindlich rein. Oh, Sch ..., die haben ja Stapel schöner Polohemden für 25 Euro! Schnell 8 potenzielle Kandidaten gegriffen und ab zur Umkleide. Wie ... ich darf nur 6 mit reinnehmen, und bekomme ein Schild, auf dem "6" steht?!? Na gut, hier die anderen beiden, die wechsel ich dann gleich aus. Ok, 3 Stück sollen in meinen Besitz übergehen, also schnell zur Kasse. (Können Sie nicht ein bisschen schneller machen, mein Bus geht gleich!)

Mann, 6 Stunden sind echt ein bisschen knapp ...

...

Am Dienstag hatte ich mir die vielgepriesene neue Waterfront in Boston vorgenommen. Die hatte ich mit Ingrid aus zeitlichen Gründen im August nicht geschafft.

Ist aber wirklich gelungen.

So ein Reihenhäusle mit Bootsanleger 10 Fußminuten vom Zentrum entfernt hat schon was.

Zur Boston Tea Party gibt es natürlich ein Museum.

Und die Hummer werden hier derart wertgeschätzt, dass sie sogar einen eigenen Liegeplatz haben.

 Allerdings zeitlich begrenzt.

 

Mittwoch war Abreisetag. Dieser Tag hat mir meine Regenstatistik komplett verhagelt. Bis Dienstag hatte ich in 7 Monaten 1 Regentag. Das war in Neuseeland am Franz Josef Gletscher und hat mich meine Digitalkamera gekostet. An diesem letzten Tag meiner Reise regnete es ebenfalls fast durchgehend.

Everything happens for a reason. Vielleicht ein Zeichen, dass es Zeit ist zu gehen.

Sei es wie es sei.

Auch diesen Tag musste ich noch irgendwie rumbringen. Zunächst flugreisefreundlich gepackt und das Gepäck für 3$ im Lockerroom des Hostels verstaut. Dann etwas Computerwork, bis es tatsächlich aufhörte zu regnen.

Ein sympathischer Belgier aus meinem Zimmer hatte mir eine nette Wohngegend in der Nähe des Flusses als Walk empfohlen.

Auf dem Weg dorthin passiert man den Public Garden.

 

In den 80er Jahren gab es eine erfolgreiche TV-Serie namens "Cheers", welche in einer Bar in Boston spielte. In Boston Beacon Hill befindet sich die Bar, welche die Inspiration für "Cheers" lieferte.

Und auch die Außenaufnahmen.

Diese wollte ich mir auf dem Rückweg ansehen und ein Foto machen, als es wieder in Strömen zu regnen begann. Der graue Himmel versprach keine schnelle Änderung, so ging ich hinein, um etwas zu essen.

In Bewertungen hatte ich über die Unfreundlichkeit der Bedienungen im Cheers gelesen. Diese wurde mir im Rahmen meines Besuches bestätigt. Auf der Kreditkartenrechnung im Feld "Tip"  wies ich die Dame mit einem "zero! too unfriendly!" auf diesen Servicemangel hin.

Schließlich hörte es wieder auf zu regnen, und ich machte mich auf den Weg zurück zum Hostel.

30Sept
2015

Die Rückreise

In Boston downtown gibt es für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr die North Station und die South Station.

Das Hostel liegt 15 Fußminuten von der South Station entfernt. Man kann entweder durch Chinatown laufen oder daran vorbei.

Von der South Station fährt der Silverline Bus No 1 zum Bostoner Logan Airport.

Ich war davon ausgegangen, dass dieser Bus ungefähr da abfährt, wo die Fernbusse auch abfahren. Das war leider nicht der Fall. South Station besteht aus mehreren Blocks, und die Silverline fuhr am anderen Ende der South Station.

Also weitere 15 Fußminuten.

Der Fahrkartenautomat hat mich dann auch noch überfordert, mir wurde aber von einer eigens dazu abgestellten Mitarbeiterin freundlich geholfen.

Da ich traditionell viel Puffer einplane war ich aber noch in der Zeit.

Der Bus fuhr zu meiner Überraschung erst einmal 1 km unterirdisch mit Strom, bevor er an einer oberirdischen Haltestelle auf Diesel umschaltete.

Wie geplant war ich 3 Stunden vor Abflug am Check In und bekam wie gewünscht einen Sitzplatz am Notausgang mit viiiieeeel Beinfreiheit. Das war hier wirklich nicht schlecht, da es sich um einen Nachtflug handelte. Von 22:10h bis 11:10h, mit Vordrehen der Uhr um 6 Stunden. Also eher eine kurze Nacht.

Neben mir saß eine nette Dame Anfang 60, die das erste mal in ihrem Leben ins Ausland fuhr. Ihr Mann war Spezialist für Brandmeldeanlagen und hier für europäische Standards, und stattete gerade die Botschaft in Oslo aus. Hier wollte sie hin.

Im Gespräch kam noch heraus, dass ihr Mann eines von 11 Kindern war (die letzten beiden waren Zwillinge), und sie eines von 6 Kindern. Sie selber hatten "nur" 4 Kinder.

Wow. Die Familienfeiern möchte ich sehen.

Der Flug nach Frankfurt verlief reibungslos, das Gepäck war auch mitgekommen.

Um nicht mit den freundlichen Schalterkollegen der Deutschen Bahn in Kontakt kommen zu müssen, kaufte ich mein Ticket am Automaten.

Frankfurt-Erlangen mit Umsteigen in Nürnberg, von da dann mit dem Bus zum Berufsschulzentrum und weitere 5 Minuten zu Fuß.

Mein Körper war wieder zu Hause.