22Sept
2015

Quebec City

Für den Weg von Rivière-du-Loup nach Quebec City am St. Lorenz-Strom entlang hatte ich mich wieder für die Bundesstraße entschieden.

Auf dieser passiert man all die kleinen netten Orte und erhält auch manchen schönen Blick auf den Fluss.

Viele der Orte laden ein, anzuhalten, etwas rumzulaufen, ein Käffchen zu trinken. Da die Zeit einfach nicht ausreicht, um sich alles, was schön scheint, anzusehen, heißt es: Mut zur Lücke, und den Fuß wieder von der Bremse.

Nun also 4 Nächte und 3 Tage Quebec.

Unterkunft in einem hochgelobten Hostel innerhalb der Stadtmauern.

Die meisten Zimmer haben einen schönen polierten Holzdielenboden, viel Platz, Lichtdurchflutung durch nahezu bodentiefe Fenster, massive Holzbetten.

Unser Zimmer hatte das nicht. Linoleumboden, für mich und meine 3 wechselnden Mitbewohner zu wenig Platz, und 2 quietschende Metall-Stockbetten. Zumindest haben alle Betten gequietscht. Nichts Schlimmeres, als wenn nur Dein Bett quietscht.

Dafür gab es nette Zimmergenossen aus Brasilien, Japan und Frankreich mit interessanten Geschichten.

Mein Auto konnte ich ganz in der Nähe in einer Tiefgarage für 18$ (12 Euro) pro Tag abstellen. Ja, das ist nicht teuer. Aber ich als alter Reiseplan-Optimierer werte einen Mietwagen, der 3 Tage rumsteht, einfach als persönliche Niederlage. Und das so kurz vor Schluss.

Quebec City ist die Hauptstadt der Provinz Quebec, der flächenmäßig größten Provinz Kanadas.

Quebec City hatte vor einer größeren Eingemeindungswelle Anfang des Jahrtausends mal 170.000 Einwohner, seitdem knapp über eine halbe Million.

Quebec City liegt wie Rivière-du-Loup am St. Lorenz-Strom, allerdings an einer sehr viel schmaleren Stelle.

Links im Bild sieht man auch schon das alles überragende Wahrzeichen der Stadt, das Chateau Frontenac. Es wird als Hotel genutzt.

In anderen Städten waren die alten großen pompösen Hotels ja immer Fairmont. Ich wunderte mich, das dies hier nicht so war, bis ich auf folgendes Schild stieß:

Gleich um die Ecke hatte ich auch mein Stammlokal "Le Chic Shack".

Ich war am ersten Abend darauf gestoßen, und es entsprach zu 100% mein Anforderungen:

  • schnell aussuchen, bestellen und bezahlen
  • reasonable prices
  • licenced, also auch Bierausschank
  • nette Bedienungen
  • schnelle Lieferung an den Tisch
  • leckeres Essen
  • nettes Ambiente.

Poutine ist gerade das Mode-Fast Food in Kanada. Meines Wissens ist es noch nicht über den großen Teich zu uns geschwappt. Bei Poutine handelt es sich um nichts anderes als Pommes mit Bratensoße, evtl. mit etwas Käse und Grün, oder Pommes mit einer anderen Soße und irgendwas dazu. Ja, finde ich auch, macht keinen Sinn, weil die Pommes total schnell labbrig werden. Aber wenn man dem Kind einen schönen Namen gibt, schmeckt es gleich viel besser.

Nun, Poutine gab es im Chic Shack auch. Nur machten sie diese hier mit total guten kross gebratenen Bratkartoffeln. Hammer. Wenn man gegen das schlechte Gewissen noch eine kleinen Salat dazubestellt und gegen den Durst ein Bier, sieht das Ganze so aus:

(Die Bratensoße ist ganz unten in der Schüssel, ich hatte noch nicht umgerührt.)

 

An dieser Stelle möchte ich auch einmal einen ganz spezifischen Mehrwert des Smartphones würdigen: Die Aufwertung des Alleine-Essenden.

Wenn man früher alleine Essen ging, musste man mühsam eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein Buch mitnehmen, um die Zeit von der Bestellung bis zur Lieferung des Essens zu überbrücken. Oder interessiert in die Gegend gucken. Aber das wirkte nicht authentisch.

Heute: Smartphone raus und gesurft, gelesen, geschrieben, gespielt, gegoogelt.

Machen ja im übrigen auch viele von denen, die nicht alleine da sind. Genaugenommen essen die meisten alleine, nur manche sind gemeinsam gekommen und gehen auch wieder gemeinsam.

Das Smartphone macht´s möglich.

 

Gut ... essen ist wichtig, Smartphone auch, aber was gab es sonst noch?

In der Altstadt fühlt man sich erst einmal wie in Paris. Die Sprache, die Häuser, die Musik ... Quebec war ja zunächst französische Kolonie, dann britische. Die Briten behielten die französiche Amtssprache aber bei, um nicht für noch mehr Unfrieden zu sorgen.

Mitten in der Stadt gibt es eine Klippe, oberhalb die Obere Altstadt ...

... unterhalb die untere Altstadt.

Wenn man unten weitergeht, kommt man zu einer ganz netten Waterfront, die aber nicht sehr ausgeprägt ist.

Oben kommt noch ziemlich viel.

Z.B. das Viertel St. Jean-Baptiste mit entzückenden Geschäften und Cafés. Und auch sonst interessanten Einfällen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Die Häuser mit den Außentreppen erinnern an Little Italy in Montreal.

Einen großen Park, der auch als Naherholungsgebiet fungiert, gibt es auch.

Die Einheimischen legen aber Wert darauf, dass dies kein Park ist sondern die Abraham-Ebene. Diese war nämlich 1759 Schauplatz einer großen Schlacht des Siebenjährigen Krieges. Die Briten hatten die Stadt schon 2 Monate belagert, als die Franzosen einen Vorstoß wagten und nicht nur die Schlacht, sondern auch die Stadt verloren. Dies hatte weitreichende Auswirkungen bis zur Entstehung Kanadas rund 100 Jahre später.

Zwischen Abraham-Ebene und Altstadt findet man kleine aber feine Ecken zum Wohnen.

Quebec City ist Hauptstadt der Provinz Quebec, also gibt es auch hier ein Provinzparlament. Und auch hier habe ich mir eine Führung gegönnt.

Ich könnte doch als Auslandskorrespondent "Nordamerika" irgendwo anfangen.

Ich kenne die Parlamente von

  • Kanada (Ottawa)
  • British Columbia (Victoria)
  • Quebec (Quebec)
  • New Brunswick (Fredericton)
  • Massachusetts (Boston)

von innen, und die von

  • Vermont (Montpelier)
  • Nova Scotia (Halifax)
  • Prince Edward Island (Charlottetown)

von außen.

Hmm, mal sehen.

Das Parlament Quebecs sieht auf jeden Fall so aus, von außen gegen die Sonne:

Eine Zitadelle gibt es, außerhalb der Stadtmauern. Ich habe aber keine Führung mitgemacht. Es wurde gebaut dort, und im September gab es keine Wachwechsel, und Lust hatte ich auch keine.

Quebec hat mich absolut begeistert.

Auf der Rückfahrt habe ich mir mal eine private Begeisterungs-Rangliste der größeren Städte überlegt, die ich in 2015 besucht habe.

Hier das Resultat:

  1. New York
  2. Quebec
  3. Victoria (Vancouver Island)
  4. Vancouver
  5. Boston
  6. Ottawa
  7. Honolulu mit Waikiki
  8. Montreal
  9. Wellington
  10. Dunedin
  11. Calgary
  12. Halifax
  13. Auckland
  14. San José