Berichte von 08/2015

01August
2015

Charlottetown, die Wiege Kanadas

Charlottetown ist die Hauptstadt PEIs und zählt 35.000 Einwohner.

Es hat einen sehr guten Ruf, umso verwunderten war ich über die potthässliche amerikanisch-großstädtische Einfallstraße.

Aber wie umgeschaltet kommt man in das schöne und historische Stadtzentrum.

 

Kanada hat eine ebenso junge wie bewegte Geschichte.

Hier in Charlottetown fand 1864 eine Konferenz statt, die als Geburt Kanadas in die Geschichte einging. In Nordamerika tobte der Bürgerkrieg, und Nova Scotia, New Brunswick und PEI wollten eine Einheit bilden, um eventuelle Expansionsgedanken der US-Amerikaner im Keim zu ersticken. Das damalige Kanada (entspricht dem heutigen Quebec und Ontario) ist auch noch uneingeladen in Charlottetown erschienen. Auf der Konferenz wurde der emotionale und visionäre Grundstein für das heutige Kanada gelegt, welcher einen Monat später in Quebec in 72 Punkten konkretisiert wurde.

Tinte drunter kam schließlich 1867 in London, wobei Kanada damit immer noch eine Kolonie und nicht eigenständig war. PEI war trotz der Gastgeberrolle bei der 1. Konferenz bei der kanadischen Union nicht dabei.

Die komplette Mitte des heutigen Kanadas war im Auftrag der britischen Regierung unter der Verwaltung der Hudson´s Bay Company. Diese hatte den Job erhalten, sich um den Fellhandel mit den Indianern zu kümmern.

1868 kaufte Kanada dieses Gebiet für 300.000 Pfund, das entsprach damaligen 1,5 Mio. $. Für 7.000.000. qkm, das ist 20x Deutschland. Guter qm-Preis.

Ein Jahr vorher hatten die USA den Russen Alaska für 7.2 Mio. $ abgekauft. (Die werden sich heute noch in den Hintern beißen.)

1871 kam British Columbia hinzu, verbunden mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke. Da es den Panama-Kanal ja noch nicht gab, war der übliche Weg dahin per Schiff über Südamerika. Straßen nach British Columbia gab es auch keine. Wofür auch, für ein paar Pferdekutschen?

1873 schloss sich PEI schließlich Kanada an.

1931 schließlich wurde Kanada ein souveräner Staat, auf Augenhöhe mit Großbritannien.

New Foundland wurde erst 1948 Teil Kanadas, nach einer Abstimmung mit 52% Pro- und 48% Kontra-Stimmen.

Noch 1999 wurde mit Nunavut das erste kanadische Territorium mit mehrheitlich indigener Bevölkerung geschaffen. Nunavut umfasst ein Fünftel der kanadischen Landmasse.

01August
2015

PEIs Osten

Am 2. Tag meines Aufenthaltes habe ich mich entschieden, den Ostteil der Insel zu erkunden.

Um auf PEI von rechts nach links zu gelangen, benötigt man 3-4 Autostunden, von oben nach unten eine.

D.h. um stressfrei einen Eindruck von der Insel zu erhalten, sollte man für Osten, Mitte und Westen je 1 Tag einplanen.

Ich hatte mich entschieden, meine 3 Tage auf Charlottetown, Osten und Mitte zu verteilen. Westen habe ich weggelassen. Da ist auch nicht so viel.

Also Osten: Viel Küste, wie es für eine Insel nicht unüblich ist. Nette kleine Orte , die einen aber so spontan nicht von Hocker hauen.

Ganz im Osten steht das East Point Lighthouse, Baujahr 1867.

Nach dem Untergang des britischen Kriegsschiffes "HMS Phoenix" 1882, bei dem glücklicherweise niemand zu Schaden kam, wurde der Leuchtturm um eine halbe Meile versetzt. Sein Standort war in den Seekarten falsch eingezeichnet, und anscheinend war es einfacher den Leuchtturm zu versetzen als die Seekarten zu ändern.

Auf PEI findet man schöne Sandstrände, womit Kanada ja so reich nicht gesegnet ist.

Das hier ist Greenwich Beach, prädestiniert für einen Spaziergang.

Witzig dagegen war Basin Beach.

Hier verläuft hinter dem Strand parallel zur Küste eine 2,5 km lange schmale Bucht. Diese mündet an einer nur einige Meter breiten Stelle in der Mitte des kleinen Strandes ins Meer. Diese Nadelöhr wurde durch einen hölzernen Kanal befestigt. Eine kleine Fußgängerbrücke führt über den Kanal, um die beiden Strandhälften zu verbinden.

 

Bei ablaufendem Wasser entsteht hier eine starke Strömung Richtung Meer. Auf Schildern wird davor gewarnt hier zu schwimmen.

Interessiert aber niemanden, und die Leute schwimmen entweder von der Bucht in den Kanal, oder springen von der Seite oder der Brücke.

Die Aufsichtsorgane haben wohl ihren Widerstand irgendwann aufgegeben, ein Bademeister überwacht das Treiben in und um den Kanal.

Habe eine zeitlang zugeschaut, und dann auch meine Badehose aus dem Auto geholt.

   

Macht voll Spaß.

 

03August
2015

Anne of Green Gables

Anne of Green Gables ist ein Kinderbuch von Lucy Maud Montgomery, welches 1908 erstmalig erschien.

Es handelt von einem rothaarigen Waisenmädchen, welches versehentlich auf die Farm eines ältlichen Geschwisterpaares vermittelt wird. Das Paar hatte einen Jungen für die Farmarbeit erwartet.

Anne of Green Gables ist im englischsprachigen Raum so bekannt wie Pippi Langstrumpf im deutschsprachigen.

L.M. Montgonery wurde von einer wahren Geschichte inspiriert, und verarbeitete zusätzlich viele Dinge aus Ihren eigenen Umfeld.

L.M. Montgomery lebte in Cavendish auf PEI.

 

Ja genau, hier lebte sie. Nur stand damals hier noch ein Haus; inzwischen ist aber nur noch der Keller übrig geblieben.

Die Umgebung Ihres ehemaligen Wohnhauses und auch das Haus mit den Green Gables (Grünen Giebeln) einige hundert Meter entfernt wurde für Touristen schön aufbereitet.

Auf dem Gelände kann man wohl verschiedene Dinge, die im Buch verarbeitet sind, sehr gut nachempfinden.

Ich wollte es gar nicht hinfahren, da mir zu dem Buch völlig der Bezug fehlt.

Vor Ort hat es mich dann aber doch fasziniert.

Astrid Lindgren war übrigens ein Fan des Buches, und es geht das Gerücht, dass Pippi Langstrumpf nicht zufällig rote Haare und zwei lange Zöpfe hat.

05August
2015

Cape Breton

Hessen ist doppelt so groß, das Saarland viermal so klein.

Leider gibt es kein Bundesland, welches die Größe Cape Bretons hat.

Cape Breton ist eine Insel, welche den nördlichen Teil Nova Scotias bildet. Eine richtige Insel auch wiederum nicht, da sie durch einen Damm - den Canso Causeway - mit dem Festland verbunden ist. Dieser ist nur einige hundert Meter lang und nicht sehr beeindruckend.

Beeindruckend hingegen soll die Natur und die Küste Cape Breton sein.

War sie auf weiten Strecken auch.

Bei der Vorbereitung dieses Reiseabschnittes kam etwas Verwirrung auf, da auf Cape Breton der sogenannte Cabot Trail ein MUSS ist.

Im üblichen Sprachgebrauch ist ein "Trail" eine längere und anspruchsvolle Wanderstrecke. Wie z.B. der West Coast Trail auf Vancouver Island.

Hier jedoch handelt es sich um die Straße, auf der man den wesentlichen Teil der Insel - meist entlang der Küste - umrunden kann.

Ich kann heute also mit Fug und Recht behaupten: "Ich habe den Cabot Trail gemacht!" (nämlich mit dem Mietwagen), und damit den einen oder anderen Unwissenden beeindrucken.

Eine Wanderung habe ich dann doch noch gemacht, nämlich den Skyline Trail. War schön, aber ich hatte mir etwas mehr drunter vorgestellt. Den schönen Ausblick gab es erst am Schluss.

Und von den in Aussicht gestellten Walen, Adlern, Bären, Koyoten oder Elchen habe ich auch keinen gesehen.

Mitbewohner aus dem Hostel waren die gleiche Strecke nach mir gelaufen, und erzählten begeistert von ihrer Begenung mit den Elchen.

Na toll.

Noch mal zurück zu den Bären. Es gibt hier eine Broschüre, wie man sich bei Wildlife-Begegnungen verhalten sollte. Beim Schwarzbären z.B. unterscheidet man zwischen einem Angriff zu Verteidigungszwecken und einem Angriff zu Angriffszwecken. Beim ersteren ist Totstellen eine wirksame Maßnahme, beim letzteren nicht.

Na, viel Spaß bei der Entscheidung.

Bei diesem Schilderwald musste ich an einen Zeitungsartikel von vor einigen Jahren denken.

Ein junger Mann wollte nach Sydney in Australien und hatte seinen Flug entsprechend gebucht. Dass er in Halifax umsteigen musste, erregte noch keinen Verdacht. Erst als er realisierte, dass das nächste Flugzeug recht klein war und nur nur wenige Sitze hatte, kam ihm das ganze etwas spanisch vor.

Er hatte blöderweise bei der Buchung Sydney mit Sydney verwechselt.

Bei mir dagegen kamen bei der Rückfahrt noch einmal heimatliche Gefühle auf.

 

08August
2015

Montreal

Mit einer Zwischenübernachtung in der Uni in Antigonish und einem Flug von Halifax bin ich in Montreal gelandet.

Französischsprachig, in der Provinz Quebec liegend, 1,6 Mio. Einwohner, und den Ruf habend, schön zu sein. 57% haben hier als 1. Sprache französisch, 19% englisch, die restlichen 24% fallen auf Einwanderer weiterer Sprachräume, wie z.B. Italien und China.

Montreal war lange nach Paris diejenige Stadt mit den meisten französischsprachigen Einwohnern. Inzwischen ist es hinter Kinshasa (Kongo) und Abijan (Elfenbeinküste) zurückgefallen.

Wg. "schön": Ich bin jetzt 3 Tage hier rumgelaufen und mit der Metro rumgefahren. Man muss glaube ich die verschiedenen Neighborhoods - wie die Stadtteile hier heißen - unterscheiden.

Die Bewertung ist rein subjektiv, die Geschmäcker sind verschieden.

Altstadt:

 

Eher furchtbar, weil wirklich alles auf Essen, Trinken, Souvenirs ausgerichtet ist.

Waterfront:

 

Ja, nett, gerade noch die Kurve gekriegt.

An der Waterfront fand Samstag eine Massenveranstaltung der Firma Lole statt "Yoga und Frieden".

Sah irgendwie sektenmäßig aus, diese ganzen gleichgeschalteten weißen und gelben Menschen. Aber Yoga und Frieden sind ja von Haus aus nichts schlechtes, also hoffe ich mal, dass auch mit den Einnahmen etwas gutes gemacht wird. Vielleicht Weltfrieden.

Downtown:

Shop till you drop, auf der Straße, in Shoppingzentren, und den unterirdischen Verbindungen dazwischen.

Mont Royal, Mile End, Little Italy:

Hier wird es jetzt ganz nett. Kleine Einzelhändler, nette Restaurants und Boutiquen, nicht diese Touristenströme.

Charakteristisch für Little Italy sind die Außentreppen zu den einzelnen Wohnungen.

Mit einem tollen Blick wird man belohnt, wenn man zum Parc Mont Royal raufkraxelt.

 

Man kann auch von hinten mit dem Auto hinfahren.

 

10August
2015

ATP Tennis in Montreal

##### Achtung: tennislastiger Blogeintrag #####

Den Montreal-Aufenthalt hatte ich um das dortige Tennisturnier herumgeplant.

(Zugucken, nicht mitspielen.)

Dieses Turnier rangiert mit wenigen anderen nämlich direkt hinter den Grand Slam-Turnieren, und so sind von den besten 65 Spielern 56 dabei.

Es gibt ja immer Einzel und Doppel, wobei die sehr guten Einzelspieler i.d.R. kein Doppel spielen, weil sie mit den Einzeln ja schon ausgelastet sind. Als Zuschauer bekommt man die Topspieler dann nur in den großen Stadien aus größerer Entfernung zu sehen, wenn man nicht ein Vermögen für die Karte ausgeben möchte.

Nicht so hier! Aus einem Grund, der sich mir noch nicht erschließen wollte, spielen hier nahezu alle Topspieler auch Doppel. Und diese werden auf den kleinen Nebenplätzen angesetzt, wo man wie bei den Clubmeisterschaften (naja fast) aus 5 m Entfernung zuschauen kann.

Ich hatte Tickets für 3 Tage. Am 1. Tag spielten auf dem Nebenplatz Nr. 9 nacheinander Murray (aktuelle Nr. 3), ...

... Nadal (ehemalige Nr.1) ...

und Djocovic (aktuelle Nr.1) ihre Doppel.

Ich bin da sofort hin nach Betreten des Geländes und habe mich ganze 6 Stunden nicht wegbewegt.

Das hatte ich vorher noch nie gemacht.

Am 2. und 3 Tag gab es auf den Nebenplätzen noch ...

... Monfils und Tsonga ...

... Kyrgios und Hewitt ...

... Isner ...

... und Cilic als aktueller US Open-Sieger.

Neben Djocovic fand ich sehr beeindruckend Nishikori als 4. der Weltrangliste, der leider kein Doppel spielte.

Für ein Foto macht´s auch ein Zoom.

15August
2015

Ottawa

Jetzt ist es doch passiert.

Bis zur Hauptstadt bin ich gekommen.

 

Knast.

Zumindest nachts.

Tagsüber darf ich raus.

 

Von 1862 bis 1972 war es der Ottawa County Jail.

Dann haben sie endgültig entschieden, dass die Bedingungen hier menschenunwürdig sind, und ein Backpackers-Hostel draus gemacht.

 

Anfang der 90er war ich mal in Kanada, da hatte Ottawa einen lausigen Ruf. Regierungsort, langweilig, bloß nicht hinfahren.

Das hat sich komplett gewandelt. Heute wird Ottawa von nahezu allen Reisenden empfohlen.

Und mir gefällt es auch sehr gut.

900.000 Einwohner, in Ontario und am Ottawa River liegend, wenn man über die Brücke geht, ist man aber schon in der Provinz Quebec.

Queen Victoria hat diesen Standort 1857 als Hauptstadt bestimmt. Die Kanadier konnten sich nicht einigen zwischen Quebec, Montreal, Toronto und Kingston und baten Queen Victoria um eine Entscheidung.

Und die war Ottawa.

Die Kanadier waren geschockt. Denn in Ottawa gab es damals außer ein bisschen Militär und vielen Bäumen nichts.

Man unkte, Victoria habe mit verbunden Augen eine Nadel in die Landkarte gesteckt, und Ottawa so gefunden. Mit Ironie lobte man die Entscheidung: Kanada könne jetzt nicht mehr von einer fremden Armee erobert werden, weil diese die Hauptstadt gar nicht finden würde.

Letztendlich war die Wahl aber wohl so gefallen, weil Ottawa auf der Grenze zwischen dem englisch- und französichsprachigen Teil liegt, und weit genug entfernt von den US-Amerikanern, denen man damals massiv misstraute.

Und heute sind alle froh mit der Entscheidung.

(Ich muss an dieser Stelle daran denken, wie viele Proteste es gab, als Deutschland den Umzug von Bonn nach Berlin hatte.)

Was gibt es in Ottawa?

Parliament

Sieht irgendwie aus wie Hogwarts.

Wachwechsel jeden morgen um 10h.

Sehr britisch, weil die Queen ja auch hier die Queen ist.

Und eine atemberaubende Bibliothek, ebenfalls wie Hogwarts.

Jeden Abend gibt es vor dem Parliament eine halbstündige Lightshow mit Kommentaren zur Geschichte Kanadas.

Rideau Canal

Der Rideau-Kanal wurde nach den amerikanisch-britischen Krieg 1812 erbaut. Er ist 202 km lang, Weltkulturerbe, und verbindet Ottawa mit Kingston.

Im Winter entsteht auf dem Kanal im Stadtzenrum mit 6,4 km die weltweit größte Schlittschuhlauf-Anlage.

Insgesamt gibt es 47 Schleusen, wobei mindestens die letzten 7 vor dem Ottawa River mit Hand betrieben werden: Wasserklappen mit Handkurbeln, Schleusentore mit Handkurbeln. Da wissen die jobbenden Studenten abends auch, was sie den ganzen Tag gemacht haben.

Museum of History

Ich fand das Museum etwas old fashioned. Exponate mit erklärenden Tafeln, die teilweise durch schummeriges Licht oder reflektierende Scheinwerfer kaum zu lesen sind. Moderne Medien Fehlanzeige. Sie richten aber ein komplettes Stockwerk neu ein, da sollte sich dann in der Richtung etwas tun.

Ich wollte mich mit den First Nations beschäftigen, und habe hierzu auch einige Informationen gefunden, wobei mir die kritischen Töne allerdings zu kurz kamen.

Mit First Nations werden hier die Völker bezeichnet, die schon da waren, als die Europäer ab Ende des 15. Jahrhunderts das Land "entdeckten".

Heute sprechen diese Völker in Kanada noch 53 verschiedene Sprachen, und stellen mit 1 Million Einwohnern gut 3% der Bevölkerung.

In den frühen gemeinsamen Phasen gab es immer wieder Auseinandersetzungen, es wurde aber auch Handel getrieben und verschiedene Verträge wurden geschlossen. Die Europäer haben sich bloß nicht immer dran gehalten. Bei der Bildung Kanadas ab 1864 saßen die First Nations nicht mit am Tisch. Im 19. und 20. Jahrhndert gab es starke Missionierungsbestrebungen bei Religion, Erziehung, Jagd, Anbau; Kinder wurden aus Ihren Familien herausgenommen und in sogenannte "residential schools" geschickt. Ein kanadischer Roommate erklärte mir, dass die Nachwirkungen dieser Aktionen in der Erziehungskultur der First Nations People noch heute zu spüren sind.

Irgendwie haben es die Kolonialmächte weder in Australien noch in Neuseeland geschafft, ein faires Miteinander mit den Ureinwohnern zu arrangieren, und auch in Kanada ist es nicht gelungen.

Vielfach werden die Dinge erst seit wenigen Jahren aufgearbeitet.

 

National Gallery of Canada

Dieses Museum wiederum fand ich toll.

Kanadische und europäische Kunst, Austellungen von Chagall und dem kanadischen Künster Colville.

Ich steh ja am meisten auf Contemporary Art. Ich finde es einfach bewundernswert, wenn jemand die Idee hat, ein Bügelbrett vom Sperrmüll zu holen, mit Farbe zu versehen, und es dann auch noch schafft, dass dieses in der Nationalgalerie ausgestellt wird.

Toll.

Auch Andy Warhol hat hier mit 7 gestapelten Kartons seinen Platz gefunden.

 

 

17August
2015

Greyhound

Von Montreal nach Ottawa war ich auf meiner Reise zum ersten Mal mit Greyhound gefahren.

Neuwertige Sitze in Halb-Kunstleder, Getränkehalter, Beinfreiheit ohne Ende, free WiFi, klasse.

Zweieinhalb Stunden reines Vergnügen.

Für die Strecke von Ottawa nach Boston hatte ich mich wiederum für Greyhound entschieden, da deutlich günstiger als ein Flug.

Die Busfahrt dauert von 7 a.m. bis 7 p.m. mit Umsteigen in Montreal.

Nach meiner guten Erfahrung freute ich mich auf die Fahrt.

Zu unrecht.

Ab Ottawa war der Sitzabstand deutlich kürzer als meine Oberschenkellänge. Der Platz neben mir war aber frei, und um diesen Zustand beizubehaten, hatte ich den Sitz mit meinem Bordgepäck vollgestellt und die Beine demonstrativ schräg auf die andere Seite rübergelegt. 

30 Sekunden später entschied sich eine Mitreisende, gern auf dem Platz neben mir sitzen zu wollen, obwohl noch 15 weitere frei waren.

Na gut, knapp 2 Stunden halt ich das aus.

Die Fahrt hatte ich online bis zur Endstation "Boston Logan Airport" gebucht. Dort wollte ich Ingrid für unseren 2-wöchigen gemeinsamen Urlaub treffen.

Der Sitzabstand ab Montreal war wieder erträglich, und ich hatte zunächst 2 Sitze für mich. Das versprochene WiFi funktionierte nur bis zum Access Point, aber egal. Später bot der Fahrer seinen privaten Smartphone-Hotspot an. Ging aber auch nicht.

Nach 1 Stunde erreichten wir die Grenze zur USA.

Alle raus in einen Raum mit 2 Check In-Tresen. Ausfüllen musste man vorher nichts, ich war schon leicht verunsichert.

Sehr sachliche Befragung zu Gepäck und Einreisegründen, die natürlich alle mithören konnten. Alle Nordamerikaner wieder raus zum Bus, alle anderen in den nächsten Befragungsschalterraum.

Befragung, 5 (!) Fingerabdrücke, Foto, und 6$ zahlen, zusätzlich zu den 14$ für ESTA. Weil die ja das Interview gemacht hatten anstelle des Bogens, die der Einreisende im Flugzeug ausfüllt.

Hätte gern gewusst, was passiert, wenn ich die 6$ nicht zahle. Muss Greyhound mich dann zurück nach Montreal fahren? Aber wie? Darf ich jemals wieder einreisen?

Hab´s leider nicht ausprobiert.

Beim nächsten Halt gab es einen Fahrerwechsel. Wieder Reklamation des nicht funktionierenden Hotspots, wieder Schulterzucken. Kann denn hier niemand einen Router zurücksetzen?

Weitaus irritierender fand ich allerdings, dass der Fahrer im Bus eine Abfrage machte, wer denn alles nach Boston wolle. Ohne Mikro und so genuschelt, dass maximal die Hälfte der nonnative Speaker es verstehen konnte.

Und wo die anderen denn hinwollten. Na, dann machen wir statt 5 Stopps jetzt nur 2.

Er sagte aber nicht, wo. Oder wann. Oder wie lange. Oder wie wir in der Zeit lagen. Einen Fahrplan gab es offensichtlich nicht. Kam mir vor wie in einer Fahrgemeinschaft, die unterwegs entscheidet, wo sie hinwill.

Bei einer späteren Pause fragte der Fahrer seine Mitreisenden, wie lange wir Pause machen wollten. Das ginge aber alles von unserer Zeit ab. Wie bitte sollen wir etwas dazu sagen, wenn Du uns nicht sagst, wie wir in Zeit liegen?

Derart viel Nicht-Kommunikation bin ich selten begegnet.

Bei einem der nächsten Stopps stellte sich heraus, dass die Fahrt um einen Platz überbucht war.Die junge Dame durfte 1 Stunde auf dem Boden sitzen.

Wie schon geschildert, war die Endstation mit "Boston Logan Airport" angegeben. Ziel-Ankunftszeit 19h.

Um 20h waren wir in Boston Downtown, also 1 Station vorher. Alle stiegen aus. Da Greyhound das Gepäck nicht markiert hatte, bevorzugte ich es, ebenfalls auszusteigen, und mich zu meiner bereits ausgeladenen Tasche zu gesellen.

Wann es denn weiterginge, erkundigte ich mich. Um zu erfahren, dass dieser Bus heute nirgendwo mehr hinführe. (Hatte nichts anderes erwartet, aber man kann es ja mal probieren.) Ich gab meiner Empörung Ausdruck und verwies auf mein Buchung bis zum Airport.

Schließlich kam eine Dame von der Greyhound Task Force, lotste mich und 3 Mitreisende durch den riesigen Busbahnhof zu den Taxis und drückte 2 Fahrern je 25$ in die Hand.

Um halb 9 war ich am Airport.

Wahnsinn, so ein Saftladen.

18August
2015

Cambridge, Harvard und das MIT

Ingrid und ich hatten uns schließlich am Flughafen in Boston gefunden und den gebuchten Mietwagen abgeholt.

Da ich in der Vorbereitungsphase festgestellt hatte, dass die Übernachtungspreise in Boston noch höher sind als in New York, war ich froh, 20 km nördlich ein bezahlbares Motel gefunden zu haben.

War auch gut, nur haben die für 250 Gäste immer 5 Tische im Frühstücksraum. Verstehe ich nicht.

Wir wollten uns am Anfang nicht zu viel vornehmen, und sind in den benachbarten Ort Cambridge gefahren, um uns die Campusse (heißt lt. Duden so) der berühmten Universitäten Harvard und MIT anzusehen.

Parken kostet überall 12$ die Stunde, also 10,75 Euro.

Wir waren also froh, einen Parkuhr-Parkplatz für 1$ pro Stunde (max. 2 Stunden) gefunden zu haben.

In Harvard gibt es ein Denkmal des Mäzens und Namensgebers John Harvard; es bringt Glück bei Prüfungen, vorher seine Schuhspitze zu reiben.


 

Wir waren leider zu lange unterwegs, und unsere Parkuhr war abgelaufen: 25$

Beim MIT ...

... hatten wir keine Quarters mehr für die Parkuhr: ebenfalls 25$.

Teure Unis.

 

19August
2015

Boston

Am 2. Boston-Tag wollten wir den Freedom-Trail gehen.

Wir haben für 4$ auf einem Pendlerparkplatz geparkt und sind mit der S-Bahn in die City gefahren.

(Heute also kein 25$-Ticket.)

Durch das schöne Wohnviertel Beacon Hill ...

 

... sind wir zum Startpunkt des Freedom-Trails gelaufen.

Der Freedom-Trail ist eine 4,8 km lange rote Linie durch Boston, die an 17 geschichtsträchtigen Orten vorbeiführt.

U.a. sind dies das Parlament von Massachusetts und verschiedene Kirchen, Wohnhäuser und Friedhöfe.

Letztendlich ging es hier in Boston immer darum, den britischen Kolonialherren das Leben schwer zu machen, und schließlich die Unabhängigkeit zu erlangen.

1773 fand hier in einem Streit um Zölle die Boston Tea Party statt, in der als Indianer verkleidete Bostoner Tee von englischen Schiffen ins Hafenbecken warfen. Die Initialzündung ging vom Old South Meeting House aus.

1775 gab es im Rahmen des Unabhängigkeitskrieges die Schlacht von Bunker Hill vor den Toren Bostons. Diese konnte von den Briten siegreich gestaltet werden, allerdings nur unter großen Verlusten.

Auf dem Bunker Hill steht heute das Bunker Hill Monument, ein Obelisk, den man über 294 Stufen erklettern kann.

"Leider" war er wegen der zu großen Hitze geschlossen, als wir da waren.

1776 wurde schließlich die Unabhängigkeitserklärung vom Balkon des Old State House proklamiert.

 

20August
2015

Der Unsinn des Monats

Unseren Mietwagen hatte ich wieder über billiger-mietwagen.de bezogen. Provider am Ende der Kette ist Hertz.

Hat auch alles ganz gut geklappt.

Der Wagen hätte etwas sauberer sein können, aber dieser Kritikpunkt war schon aus den Bewertungen bekannt. Dafür war der Wagen über 9 Tage 100 Euro billiger als die der Wettbewerber.

Am Schalter bekamen wir ein Schlüsselbund mit 3 Funkschlüsseln und einem Notschlüssel ausgehändigt.

Macht ja Sinn, dann kam man die Schlüssel auf Fahrer und eventuelle Mitreisende verteilen.

Nur: Von den 3 Funkschlüsseln funktionierte nur einer, und: Das Schlüsselbund ließ sich nicht zerstörungsfrei öffnen.

D.h. 1 Person trägt die gesamte Mietdauer 4 Schlüssel mit sich rum, von denen 1 funktioniert.

Ich habe 2 verschiedene Mitarbeiter darauf angesprochen, die meine Irritation zwar nachvollziehen konnten, diesen Zustand aber als unabänderlich darstellten.

Hertz spricht man wie "hurts".

Der Name scheint hier Programm zu sein.

20August
2015

Cape Cod und Provincetown

Für unsere gemeinsamen 2 Wochen hatten Ingrid und ich uns Boston, Neuengland und New York vorgenommen.

Neuengland besteht aus den Staaten

  • Massachussets
  • Maine
  • New Hampshire
  • Vermont
  • Connecticut
  • Rhode Island.

Boston und New York hatten wir im Juni schon vorgebucht, wegen der ebenso hohen Nachfrage wie Preise.

Für die Zwischenzeit hatten wir jetzt noch 6 Übernachtungen zu vergeben für Neuengland, und haben uns für eine 3x2-Nächte Variante inkl. längerer Autofahrten entschieden.

Die erste Station war West Yarmouth auf Cape Cod.

Cape Cod ist ein Halbinsel-Haken ca. 100 km südlich von Boston, und bei den Einheimischen sehr beliebt als Sommerurlaubsziel. Es ist ebenfalls ca. 100 km lang mit Provincetown als Abschluss.

P-Town, wie es auch genannt wird, ist Hochburg der Homosexuellen-Gemeinde (hier political correct LGBT (Lesbian Gay Bisexual Transgender) bezeichnet), und auch unser erstes Ziel.

Wie es der Zufall will, war bei unserer Ankunft die jährliche LGBT Parade soeben vorbei, und der Ort war noch voll Feiernder.

.

P-Town ist des weiteren bekannt für exellentes Whale Watching, und als Ort, an dem sich die Mayflower Pilgrims im November 1620 niedergelassen haben.

Zu deren Andenken gibt es ein Museum und einen Turm, dessen 65 m hohes offenes Treppenhaus meine Höhenangst zu neuem Leben erweckte.

 

 

21August
2015

Nantucket

Cape Cod in Richtung Süden vorgelagert liegen 2 Inseln, Martha´s Vineyard und Nantucket.

Zu ersterer gelangt man schneller (45 min Fähre statt 2h), letztere soll aus diesem Grund entspannter sein.

Wir entschieden uns für eine Tagestour zu letzterer, und konnten den Anleger in einem 30-minütigen Fußmarsch von unserem Motel aus erreichen.

Sowohl die Küste ...

als auch die Insel ...

... waren sehr nett anzusehen.

Nantucket als Ort sehr gelungen, mit schönen Stränden.

Es waren aber nicht wenige, die den Weg hierher gefunden hatten.

 

22August
2015

Die Küste mit Kennebunkport und Portland

Von Cape Cod sind wir - wieder an Boston vorbei - die Küste entlang Richtung Norden gefahren.

Ziel: Franconia(!) in den White Mountains.

Die Küste bot entzückende neuenglische Veranda-Häuser mit Blick aufs Meer, aber auch fürchterliche (Entschuldigung) Fress-Sauf-Halligalli-Orte.

Einer der schöneren ist - mit einem etwas sperrigen Namen - Kennebunkport.

Vor dessen Toren hat sich Georg W. Bush Sen. schon vor vielen Jahren niedergelassen.

In Portland bogen wir ns Landesinnsere ab, und machten dort ebenfalls halt.

Den Vergleich mit San Francisco, den der Reiseführer tätigte, konnten wir allerdings nicht nachvollziehen.

Dafür konnte man günstig parken.

23August
2015

Franconia

In den White Mounains findet man relaxte Orte, aber ebenso welche, die Ihren Schwerpunkt auf Familienbespaßung haben.

Wir waren jedenfalls Wandern, zum Lonesome Lake. Der "nice walk", wie er von der Mitarbeiterin im Visitor Center bezeichnet wurde, ging im Wald permanent aufwärts über felsiges Gelände.

Diese Bergmenschen haben einfach andere Maßstäbe für den Schwierigkeitsgrad von "Spaziergängen".

Aber schee war´s.

 

Ach ja, in USA hat jeder State ein Motto, welches er auf seinen Autokennzeichen verewigt.

Hier befinden wir uns in New Hampshire.

Ich würde mir Gedanken machen.

Zumindest wenn ich ein Häftling wär.

24August
2015

Fahrt durch Vermont (Montpelier, Burlington, Bennington)

Unsere nächste Unterkunft lag in Lenox.

Um dorthin zu gelangen. fuhren wir in Neuengland ganz nach links, und von dort nach unten.

Dies bedeutete eine Fahrt durch Vermont, mit Ziel wiederum in Massachusetts.

Wir passierten mit Montpelier (Vermont) und seinen 7.855 Einwohnern die kleinste State-Hauptstadt der USA ...

 

... und Burlington, welches als eine von wenigen US-Städten eine schöne Fußgängerzone besitzt.

 

Weiter ging es durch Bennington, wo 1777 - also 1 Jahr nach der Unabhängigkeitserklärung in Boston - eine bedeutende Schlacht gegen die Briten gewonnen wurde, welche wiederum in einem 103 m hohen Obelisk verewigt ist, welchen wiederum man über einen Fahrstuhl erklimmen kann, im Gegensatz zu demjenigen auf dem Bunker Hill in Boston, den man stattdessen mit 294 Stufen versehen hatte.

 

Der Obelisk hat leider nicht ganz aufs Bild gepasst, ist aber oben nicht so kantig, wie man Obelisken sonst so kennt.

Eher ein bisschen rund, aber schon mit Spitze.

Mir gefällt er ja sehr gut.

Vor allem obenrum.

25August
2015

Lenox, Pittsfield, Stockbridge, Great Barrington (und Moby Dick)

Lenox lag günstig auf dem Weg nach New York, und war mit seiner Umgebung dem Reiseführer  einige Seiten Beschreibung wert.

Aus diesem Grund waren wir hier gelandet.

Erwartungshaltung nicht sehr hoch, daher erst einmal Wäsche gewaschen im "Laundromat" in Lenox und zum Friseur gegangen. Umrechnung von mm in Inch hat geklappt, sieht ziemlich so aus wie zu Hause.

Etwas durch die Gegend gefahren, Ziele für den nächsten Tag vorerkundet, dann hatte Ingrid im Pittsfield-Kapitel doch noch etwas entdeckt.

"Moby Dick" wurde von Herman Melville nämlich nicht auf einem Schiff oder an der Küste geschrieben, sondern mitten in Vermont in Pittsfield.

Dort kann man das Haus heute noch besichtigen.

 

Die örtliche Bibliothek (mit ihrem etwas fiesen 70er Jahre Charme) hat im hintersten Eck einen Herman Melville-Raum eingerichtet mit allerlei Memorabilien.

Sehr nett gemacht, und der Bibliothekar gab uns eine kleine Privatführung.

Mich hat als Kind der Film mit Gregory Peck nachhaltig beeindruckt, daher war das hier mit Gänsehaut-Gefühl verbunden.

26August
2015

Norman Rockwell und Alice´s Restaurant

In Stockbridge, etwas südlich von Lenox - gibt es das Norman Rockwell-Museum.

Norman Rockwell war der populärste Illustrator des 20. Jahrhunderts in den USA. Über 40 Jahre schuf er insgesamt 322 Titelseiten der "Saturday Evening Post", und spielte mit seinen detailgetreuen Darstellungen von Alltagsszenen eine dauerhafte Rolle im Leben vieler US-Amerikaner.

Ein Werk, das auch bei uns bekannt ist, ist Gossips.

 

Rockwell hat lange in Stockbridge gelebt und gewirkt und verstarb hier 1978.

 

Ich weiß, dass es den Film gibt, habe ihn aber noch nie gesehen: Alice´s Restaurant.

Er wurde 1969 in einem ehemaligen Kirchengebäude gedreht, und dieses steht hier in Great Barrington. Der Film basiert auf dem Lied "Alice’s Restaurant Massacree" von Arlo Guthrie, und dieses wiederum auf einer wahren Geschichte, die er erlebt hat.

Arlo Guthrie ist Eigentümer der Kirche, und betreibt dort heute ein Zentrum für Musiker, Hippies, Yogis.

Muss mir den Film unbedingt ansehen.

27August
2015

New York City, Anreise und 1. Tag

Hmmm, was schreibe ich hier? Ist ein New York-Besuch für deutsche Reisende inzwischen Standard? Kennt das schon jeder? Oder zumindest aus dem Fernsehen?

1992 war ich schon einmal einige Tage hier, habe den Besuch als etwas stressig in Erinnerung. Dieses Mal fand ich es total entspannt und war begeistert.

Ingrid und ich kamen uns hier oft vor wie in einer Filmkulisse und haben gedacht, die Menschen hier um uns herum sind doch alle gecastet, und gleich ruft einer: "Cut!!!". (Gucken wir zu viele amerikanische Filme in Deutschland?)

Im Speziellen ist es mir so in den Metrostationen gegangen, und in einem Café in der Bedford Avenue in Brooklyn. Dort laufen im 10-Sekunden-Takt Mitglieder der einheimischen Mulikulti-Gemeinschaft vorbei, an denen man sich einfach nicht sattsehen kann. (Und wenn einmal ein spießig ausehender Tourist vorbeikommt, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Deutscher. Ich darf das sagen, ich bin ja auch einer.)

Dieses Café war einer der Höhepunkte.

Mein New York-Besuch war zweigeteilt: 5 Nächte und 4 Tage als Abschluss des gemeinsamen Urlaubs mit Ingrid, die von hier nach Deutschland zurückgeflogen ist.

Für mich dann weitere 4 Nächte mit 2 Tagen US Open und einem Auskling-Tag. (Plus den September in Neuengland und evtl. Kanada bis zum Rückflug am 30.09. von Boston.)

Ich berichte mal chronologisch:

Anreise mit dem Mietwagen

Wir sind aus Lenox (also Vermont-Land) gekommen, und waren uns des bevorstehenden Kulturschocks bewusst. Als Abgabeort hatten wir den Flughafen La Guardia ausgewählt, weil wir dann nicht mit dem Auto nach Manhattan reinmussten, und es ja wohl einen Transport nach Brooklyn geben würde.

Im "Anflug" auf New York hatten wir uns über verschiedene Highway-Kreuze zu kämpfen. Mein Smartphone-Navi hatte ich noch auf "Mautstrecken vermeiden" stehen, was dazu führte, dass wir uns irgendwann nicht mehr auf einem direkten Weg befanden. Als ich schließlich mal wieder etwas großräumiger auf die Navikarte guckte, waren wir: in Manhattan!

Für Ingrid war es der erste NYC-Besuch, und ihr machte es als Fahrerin sichtbar nichts aus. Meine Begeisterung ging allerdings spätestens dann gegen Null, als wir auf einer der monströsen Brücken, auf denen man Manhattan Richtung Osten verlässt, eine einzelne rechts "angeklebte" Spur benutzten mussten, und mich als Beifahrer vom Abgrund Richtung Hudson River nur eine japanische Autotür und ein altersschwaches amerikanisches Geländer trennten.

Schließlich erreichten wir La Guardia, und trotz mieser Beschilderung auch den Car Rental Return, der etwas außerhalb lag. Die Mitarbeiterin rief uns freundlicherwiese eine Limousine (eine Art Privattaxi, das aber auch nicht teurer ist). Wo in Brooklyn wir denn hinwollten. Wie: "wo in Brooklyn"? So groß wird der Stadtteil doch nicht sein. Wir müssen in die Nähe der Brooklyn Bridge. Dort hatten wir uns eingemietet, weil man für sein Geld deutlich mehr bekommt als in Manhattan. Und nach 5 min Fußweg zur Metrostation und 10 min Metrofahrt ist man auch von dort mittendrin.

Zurück zu Brooklyn: Brooklyn hat 2,5 Mio. Einwohner, und wäre die viertgrößte Stadt der USA, wenn es eine Stadt wäre. Die Frage nach dem Ziel innerhalb Brooklyns war also berechtigt.

NYC besteht aus 5 Stadtbezirken:

  • Manhattan (1,6 Mio. Einwohner)
  • Brooklyn (2,5 Mio. Einwohner)
  • Queens (2,2 Mio. Einwohner)
  • Bronx (1,4 Mio. Einwohner)
  • Staten Island (0,5 Mio. Einwohner).

Die Holländer waren ab 1610 zuerst hier, und kauften Manhattan den Indianern 1626 für 60 Gulden ab. Die Stadt erhielt den Namen Neu-Amsterdam und war Hauptstadt der Kolonie Neu-Niederlande.

1664 kamen die Briten, nahmen die Stadt den Holländern weg, und nannten sie New York. So heißt sie heute noch.

1. Tag: Der Süden Manhattans

Nach Erwerb zweier Metrokarten an einem der benutzerfreundlichen Automaten machten wir uns mit der Metro auf den Weg nach Süd-Manhattan.

Unsere 1. Station war die Staten Island Ferry. Auf der Fährstrecke zwischen Manhattan und Staten Island pendeln den ganzen Tag New Yorker hin und her. Und Touristen, die ein Foto der Freiheitsstatue machen wollen. Von der Staten Island Ferry hat man nämlich einen schönen Blick auf die Statue, und zudem ist die Überfahrt kostenlos.

Das Boot hat immer ein bisschen Schlagseite, weil alle auf einer Seite stehen.

Zumindest gefühlt.

Vom Anleger in Manhattan aus ist die Wall Street mit dem New York Stock Exchenge nicht weit. Dort gegenüber findet man das George Washington Memorial und die Federal Hall. Nach 9/11 haben sie den Zutritt zur Börse für Touristen leider geperrt.

In der Federal Hall ist die Bibel ausgestellt, auf die der 1. US-Präsident George Washington seinen Eid geschworen hat. Auf dieselbe Bibel haben übrigens auch Eisenhower, Jimmy Carter und George Bush Sr. geschworen. (Wir waren hier eigentlich nur reingegangen, weil im Untergeschoss eine frei zugängliche Toilette ist. Was man auf der Suche nach einem Restroom nicht alles findet.)

Von da aus ging es ebenfalls zu Fuß weiter zum ehemaligen Standort der World Trade Center (WTC)-Türme. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, was sich hier vor 14 Jahren abspielte.

Das neue "One World Trade Center" ist seit November 2014 fertig und mit 541 m das höchste Gebäude der westlichen Welt und das vierthöchste insgesamt. Die Aussichtsplattformen in den oberen Etagen wurden erst im Mai 2015 fertiggestellt.

An den Standorten der beiden ehemaligen Türme befinden sich heute 2 Memorial Pools. Auf den Rändern sind die Namen der Verstorbenen eingraviert, und Wasser strömt permanent die Wände der Pools hinunter.

Im Hintergrund sieht man das 9/11-Museum, welches wir nicht besuchten.

Am Abend sind wir dann nach Brooklyn in besagtes Café gefahren und gelaufen.

Hier ein Eindruck des Viertels.

Auf dem Heinweg sahen wir in einem Park einem Softball-Spiel zu und beobachteten angehende Football-Profis beim Training.

28August
2015

New York City, 2. Tag

Für den 2. Tag hatten haben wir uns in Manhattan weiter nach Norden orientiert, d.h Greenwich Village und Midtown.

Wobei hier "Mut zur Lücke" gefragt ist. Mehr als 3-4 Sehenswürdigkeiten pro Tag sind mit entspanntem Tourismus nicht zu machen.

Wir starteten am Washington Square, einer von 1700 öffentlichen Parkanlagen in NYC.

Der Park liegt im Stadtteil Greenwich Village. In dieser Ecke ist auch die NYU (New York University) in erstaunlich vielen Gebäuden angesiedelt. Wie ich später erfuhr, ist man hier als Student mit 70.000 $ schon dabei. Pro Jahr.

(Die Diskussion über Bildungspolitik muss an anderer Stelle geführt werden.)

Auf dem Washington Square jedenfalls findet man jederzeit einen Sparringspartner für eine Partie Schach.

Für umsonst.

Unsere nächste Station war die High Line im Westen von Midtown. Hierbei handelt es sich um eine 2,3 km lange ehemalige Hochbahntrasse für Frachtzüge. Die Strecke war einst insgesamt 21 km lang, und sollte komplett abgerissen werden. Eine Bürgerinitiative rettete den letzten Streckenabschnitt, begeisterte Sponsoren, und schaffte einen begrünten Fußgängerstreifen der sich "über den Dingen" durch das westliche Manhattan schlängelt ...

... und dabei auch den einen oder anderen schönen Ausblick bietet.

Sogar den berühmten New Yorker Fensterputzern kann man von dort bei der Arbeit zusehen.

Auch wenn bei diesen hier die Spannung in Grenzen hielt.

Im 2. Stock.

Und der 1. Stock ist bei den Amerikanern ja immer das Erdgeschoss.

(Aber die putzen bestimmt auch am Empire State Building!)

Ein Muss bei einem Besuch von NYC ist der Besuch einer Aussichtsplattform. Hiervon gibt es 3 führende:

  • One World Trade Center
  • Empire State Building
  • Rockefeller Center

Das WTC liegt ja am südlichen Ende Manhattans, also kann man von dort den Norden und damit den Central Park nicht gut sehen. Die anderen beiden liegen in der Mitte. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass man vom Empire State Building das Empire State Building nicht sehr gut sehen kann.

Wir entschieden uns daher für das Rockefeller Center. Hier wird die Aussichtsplattform als "Top of the Rock" vermarktet.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Nach den flughafenüblichen Sicherheitschecks fährt man in einem Fahrstuhl, der ca. 4 Stockwerke pro Sekunde schafft, in den 70. Stock.

Von dort hat man interessante Ausblicke nach Osten und Westen, und fantastische nach Süden ...

 

... und nach Norden.

 

Als Ausklang, und wegen der besseren Wirkung zur Abenddämmerung, sind wir dann noch beim Times Square vorbei gefahren.

Auf dem Weg dorthin passierten wir die Radio City Music Hall.

Am Times Square: unglaublich viel Leuchtreklame, noch viel mehr Menschen, und mittendrin eine Baustelle.

Meins war´s nicht.

Schnell hin - schnell angucken - schnell wieder weg.

29August
2015

New York City, 3. Tag

Am 3. Tag orientierten wir uns in Manhattan weiter gen Norden, mit Abschluss im Central Park.

Die erste Metrofahrt führte uns in die Grand Central Station. Dieser über 100 Jahre alte Bahnhof weist von allen Bahnhöfen weltweit die meisten Gleise auf, 67 derer an 44 Bahnsteigen. Allerdings alle unterirdisch, d.h. wenn man hier reinkommt, muss man erst einmal gucken, wo überhaupt die Gleise sind.

Bekannt ist die Grand Central Station für Ihre imposante Haupthalle, die täglich von 500.000 Menschen passiert wird. Damit ist sie das meistbesuchte Gebäude New Yorks.

Hier findet man auch den Beweis, dass es in den USA bereits 5 nach 12 ist.

Hab´s ja schon immer geahnt.

Weiter ging es über die Straße zum Chrysler Building. Hier kommt man zwar als Tourist nicht weit, kann aber mal einen Blick in die Lobby werfen.

An diesem Samstag war vor der Tür in der Lexington Avenue "Markt". Für uns ebenso überraschend wie schön, dass man eine der verkehrsreichen Straßen Manhattans am Wochenende für solch einen Zweck sperrt.

Politiker, die bei der UN in Manhattan zu tun hatten, haben bisher immer im Waldorf Astoria residiert. Man ist nun aber auf der Suche nach einer neuen Bleibe, denn die Chinesen haben das Hotel im Februar für 2 Milliarden (!) $ übernommen, und man befürchtet, von diesen abgehört zu werden.

Eine chinesische Flagge war auch schon neben der amerikanischen gehisst.

Auch mitten in Manhattan wird geheiratet, mit Blütenblättern auf dem Gehsteig.

Der Eigentümer dieses Etablissements versucht zur Zeit mit enormer medialer Präsenz, Präsident dieses Landes zu werden.

Es scheint viele Amerikaner zu geben, die darauf stehen. Diejenigen, die ich gefragt habe, äußerten ähnliches Unverständnis, welches sich auch in mir breit macht.

Wir werden sehen ...

Einen Besuch bei Tiffany´s in der 5th Avenue ließen wir uns nicht nehmen.

Wenn man sich gerade ein Diamant-Kollier für zigtausend Dollar kaufen will, muss es total nerven, wenn Touristen um einen herumscharwenzeln, die "nur mal gucken" wollen.

 

Man fühlt sich aber auch als Tourist total willkommen, und wird freundlich beraten und mit dem Fahrstuhl in eines der 5 Stockwerke gefahren. Selbst die Frage "Which is the cheapest item you sell?" wird geduldig beantwortet.

Weiter in den Central Park: rechteckig, 3,5 qkm groß, mit Wiesen, Straßen, Wegen, Bäumen, Teichen.

 

1873 wurde er fertiggestellt, und 1963 als National Historic Landmark eingestuft. 25 Millionen Besucher "verirren" sich jedes Jahr hierher.

Das Beeindruckende ist letztendlich der Blick auf die Häuserschluchten, welche den Park einrahmen.

Auch hier fühlt man sich hier und da "wie im Film".

An dieser Stelle z.B. lief 1976 Dustin Hoffman als "Marathon Man". Damals war der Zaun noch ein 2 m hoher Maschendraht, und das Reservoir dahinter lieferte noch Trinkwasser für Manhattan.

Im Hintergrund zu sehen ist die Upper West Side, die teuerste Wohngegend in New York.

John Lennon hat hier die letzten Jahre seines Lebens verbracht. Er lebte und verstarb im sogenannten Dakota Building.

Der Ort ist nicht als solcher kenntlich gemacht (Messingschilder, Blumen o.ä.), aber mit etwas Recherche zu finden.

Stattdessen hat Yoko Ono auf der anderen Straßenseite im Central Park einen "Strawberry Fields" genannten Bereich gesponsort. Dort gibt es zum Andenken ein Mosaik.

Dem Wunsch "A Quiet Zone" wird hier allerdings in keinster Weise Rechnung getragen.

30August
2015

New York City, 4. Tag

Es war Sonntag, und am Montag begann in Flushing Meadows eines der 4 bedeutendsten Tennisturniere der Welt, die US Open.

Die Qualifikation war bereits gespielt, und der Veranstalter nutzte den Sonntag für eine Art "Tag der offenen Tür". Man durfte ohne Eintritt zu zahlen auf die Anlage und den Experten beim Training zusehen.

Für Ingrid war es der letzte Tag vor ihrer Rückreise (ich hatte ja 4 weitere in NYC), und sie wollte nach 3 intensiven Tagen in Manhattan gern beim Tennis einen Gang runterschalten.

Also auf nach Flushing Meadows.

Mit der Metro hatten wir mit 40 Minuten Fahrzeit und einmal Umsteigen eine gute Verbindung. Da direkt neben der Tennisanlage das Stadion der Mets (Baseball) liegt, teilten wir uns die Bahn mit deren Fans und denen der Boston Red Sox, des heutigen Gegners.

Alles friedliche zivilisierte Menschen, und Alkohol in der Öffentlichkeit ist hier ja verboten, was sicher auch seinen Beitrag leistet.

Was gab es beim Tennis zu sehen?

Das beeindruckende Arthur Ashe Stadium mit seinen über 23.000 Sitzplätzen, leider nur von außen.

   

Und dass Rafael Nadal immer noch derart beliebt ist, dass er selbst nach einem Training 3 Stunden Autogramme schreiben könnte.

 

Boris Becker war da als Coach von Novak Djokovic.

Ein netter Dialog ergab sich in der Sitzreihe hinter uns:

  • "Look, that is Boris Becker!"
  • "Oh really? Man, he looks old ..."
  • "He is old!"

Boris ist 47.

Martina Hingis als ehemalige Nr. 1 der Damen war gekommen. Sie ist nach ihrem Karriereende als hervorragende Doppelspielerin wiederauferstanden.

 

Und die Eurosport-Leute Barbara Schett und Mats Wilander liefen sich warm für ihre Berichterstattung..

 

Nach der Rückkehr ins Hotel hat Ingrid mich dann noch "genötigt", in den Brooklyn Bridge Park runterzugehen. Ich hatte etwas geschwächelt, aber der kleine Ausflug hat sich wirklich gelohnt.

Die Brooklyn Bridge verbindet den Süden Manhattans mit Brooklyn. Der Betrieb der ehemaligen Hafenanlagen um die Brücke herum wurde 1983 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

2002 einigte man sich darauf, die Anlage, welche aus 6 Piers besteht, einer neuen Nutzung als Freizeitfläche zuzuführen. 2009 begannen dann die Bauarbeiten.

5 Piers sind fertiggestellt, die Bebauung des 6. ist in Planung, Die Betreibergesellschaft möchte dort Wohnungen bauen, auch um die Finanzierung der Piers zu sichern. Dies führt gerade zu heftigen öffentlichen Diskussionen. Wir werden sehen.

Wir haben uns an dem Abend nicht den kompletten Park ansehen können. Was wir gesehen haben, fanden wir aber sehr gelungen:

Pier 5 mit mehreren (!) Fußballfeldern, ...

 

... BBQ-Flächen und Strand an Pier 4 und 3 (die an dem Abend intensiv genutzt wurden), und der überdachte Pier 2 mit unzähligen Feldern für Basketball, Handball, Boule, Shuffleboard, Rollerskaten u.v.a.m.

 

Ursprünglich wollten wir ja nur mal einen Blick auf Manhattan bei Nacht werfen.

31August
2015

New York, 5. Tag und Abreise Ingrid

Ingrids Flug von La Guardia nach Frankfurt ging um 17:30h, und wir wollten den Tag bis dahin noch gut nutzen.

Das Museum of Natural History am Central Park hatten wir noch auf dem Zettel. Allerdings hätten wir mit dem sich ergebenden zeitlichen Overhead für das Museum nur 90 Minuten Zeit gehabt.

Also lieber nicht.

Wie wäre es denn mit 60 Minuten UN-Führung? Ja, das machen wir!

Die UN in New York bietet Führungen an. Es wird empfohlen, sich 2 Tage vorher online die gewünschten Tickets zu beschaffen.

Geht ja nun nicht mehr, also fahren wir einfach mal hin.

Gesagt, getan, und nach den üblichen Sicherheitskontrollen waren wir auch schon auf dem Gelände.

 

Die nächste Führung mit freien Plätzen ist um 1:10h, ...

... hmm, leider zu spät für uns.

Dann gehen wir halt erst einmal ins Besucherzentrum im Untergeschoss und kaufen und schreiben Postkarten, und dann sehen wir uns "self guided" etwas um.

War auch ohne Tour ganz spannend, mal UN-Luft zu schnuppern.

Gut, jetzt noch schnell mit der Metro zurück ins Hotel, für Ingrid hatten wir das Taxi zum Flughafen für 14:45h schon vorbestellt.

Die Linie "R" fährt direkt von der Central Station zu der hotelnahen Haltestelle, also perfekt für uns.

Wenn sie so fährt, wie sie soll. Das Metrosystem hier ist nämlich anders als andere. Wahrscheinlich sogar anders als alle anderen.

Den Metrolinien sind Farben zugeordnet. Nur fahren auf einer Farbe mehrere Linien, die sich auf manchen Teilstrecken denselben Strang teilen, und auf anderen aber verzweigen. Z.B. auf der gelben Linie fahren die "R" und die "N", auf der blauen "A", "C" und "E". Und dann gibt es auf jeder Linie noch Express Trains, die nicht überall halten, und Local Trains, die überall halten. Aber darüber wollen wir hier gar nicht reden.

Wir hatten im Reiseführer gelesen, dass am Wochenende manche Linien zusammengelegt werden.

Aber es war ja Montag.

(Bei den Durchsagen in den Metrostationen, wenn es denn welche gibt, bekommt man als durchaus geübter Zuhörer immerhin mit, dass die letzten beiden Worte einer 30-sekündigen Durchsage "Union Station" waren.)

Die Linie "R" stand wie gewünscht da. Kein Hinweis weit und breit über Unregelmäßigkeiten. Ein bisschen schlecht besucht war sie für Montag Mittag. Aber was soll´s.

 

Vielleicht hätten wir stutzig werden sollen, als eine New Yorkerin den Wagen bestieg und mit einem von Herzen kommenden "Oh, my god!" umgehend wieder verließ.

Die ersten 4 Haltestellen waren wir auf R-Kurs, alles super, die anderen haben halt keine Ahnung.

Die 5. Haltestelle war dann allerdings eine N-Haltestelle ... damit war auch schon die Chance vertan, mit dieser Linie unser Hotel zu erreichen.

Schade.

Gut, es ist wie es ist, auch einen zusätzlichen unplanmäßigen 15-minütigen Halt im Tunnel muss man nehmen wie er ist, aber dann steigen wir doch lieber mal aus an der nächsten Station.

Hey, supi, von hier können wir mit der "R" wieder zurück zum Hotel fahren!

Nein, können wir nicht, denn auch hier war die nächste Haltestelle nicht diejenige, die meine Metro-App für die Linie "R" prognostiziert hatte. Also lieber wieder aussteigen.

Unsere Annäherungs-Taktik hat aber gefruchtet, nur noch 10 min zu Fuß zum Hotel.

Der Taxifahrer war auch noch nicht da.

31August
2015

Hostel und Millionär

Nach Ingrids Abreise war ich in ein Hostel in Queens umgezogen. Das ging glücklicherweise mit der Metro ohne umzusteigen und etwas Fußweg.

Das Hostel: absolut modern, neu, stylish, geräumig, sauber. Mit das beste, was ich in diesem Jahr gesehen habe.

In der Verlängerung der Straße hat man direkt einen Blick über den Hudson River nach Manhattan.

Ich hatte mich in einem 4-Bett-Zimmer eingebucht für 4 Nächte. 2 meiner 3 Zimmergenossen waren wie ich wg. der US Open da: ein Australier Mitte zwanzig, der arbeitend durch die Weltgeschichte reiste, und Tobey (55) aus Baltimore. So hatten wir schon einmal ein schönes Gesprächsthema.

Aber auch die sonstigen Themen wie Familie, Job, Akuelles ließen wir nicht aus.

Kurz bevor Tobey abreiste, kamen wir noch einmal detaillierter darauf zu sprechen, wie er denn seinen Lebensunterhalt verdient.

  • Ja, er handelt mit Aktien.
  • Nein, Kunden hat er keine. Er handelt nur mit seinen eigenen.
  • Ja, davon kann man leben.
  • Er macht im Mittel 5 Geschäfte pro Tag und verdient mit jedem 300 $.
  • Ja, was ich grob überschlagen hätte, stimme: Er kommt damit auf ca. 400.000$ pro Jahr.
  • Ja, stimmt, er sei Multimillionär.
  • "Warum schläfst Du dann hier???"
  • "Weil es Spaß macht."

Ok, verstehe ich.

Er hatte eine diebische Freude dran, um die Ecke ein Diner gefunden zu haben, wo er für 3,57$ ein Frühstück mit 2 Eiern, Kaffee, Toast und O-Saft bekam.

Ich habe immer im Hostel einen Capuccino und ein Croissant für zusammen 6$ gegessen.

Schon beim Frühstück entscheidet sich: Millionär oder nicht Millionär.