Berichte von 01/2015

13Januar
2015

Die Anreise

Erlangen nach Auckland: Flughafen zu Flughafen 28 Stunden, 6 Stunden München-Dubai, 12,5 Stunden Dubai-Melbourne (geht es überhaupt länger?), 3 Stunden Melbourne-Auckland.

Dieses Mal fand ich den Flug eher anstrengend, da wir kurz nach München und  kurz vor Dubai ziemlich durchgerüttelt wurden, und -obwohl die Restflüge sehr ruhig verliefen- mein Magen eher nachtragend war.

In Auckland hatte ich mich in der Lantana-Lodge eingebucht, in der ich 1990 schon einmal residiert hatte.

Damals hatte ich gegen den Schweizer Eigentümer 5:4 im Backgammon gewonnen. Er hatte allerdings behauptet, es stünde 5:4 für ihn, wir konnten das damals mangels Zeugen nicht klären. Zur erhofften Revanche kam es jetzt leider nicht, da die Lantana Lodge 2006 von einem Inder übernommen wurde und sich der Schweizer aus dem Staub gemacht hat.

Nach der Ankunft stellte sich die übliche Anfangs-“Depression” ein. Entscheidende Fragen sind nicht beantwortet:

  • Warum habe ich so viele Socken mitgenommen?
  • Warum bekomme ich mit meinem 23-Euro-Bett im 4-Bett-Zimmer keinen eigenen Kleiderschrank?
  • Warum ist der Mietwagen, den ich mir vor 2 Monaten mal im Internet angesehen hatte, jetzt nicht mehr da? Bei immerhin 5 Tagen Vorlauf.

Immerhin nette Mitbewohner: Ken, ein 50+ aus UK, und 2 Junge, Nino aus Slowenien und Natalie aus Frankreich. (Habe echt nicht gewusst, dass das ein gemischtes Zimmer ist! ;-) )

Mit Ken habe ich gleich einen Artverwandten getroffen: 30 Jahre in der Chemiebranche gearbeitet, geschieden, 2 große Kinder, und seit März 2014 auf Reisen. Allerdings bekommt er eine kleine Rente, die ihm aber nicht reicht. D.h. er muss auch noch mal Job suchen ...

 
14Januar
2015

ATP-Tennis in Auckland

Nach einem guten Frühstück im  Mink-Cafe (Scrambled Eggs auf Wholegrain Toast und 2 Cappu) konnte ich meine schlechte Stimmung vom Vortag durch eine Feinplanung mit Reiseführer- und Kartenstudium erfolgreich bekämpfen.

Immerhin 1 Stunde vor der Landung in Auckland hatte ich das erste Mal einen Blick in den Neuseeland-Reiseführer geworfen. Bis dahin hatte ich lediglich etwas, was man mit viel Phantasie als Grobplanung bezeichnen konnte.

(Vorher war deutlich wichtiger zu entscheiden, wie viele Socken ich mitnehme.)

Ach ja, tollstes Sommerwetter hier, mit 25 Grad am Tag und 15 in der Nacht. Es fühlt sich einfach gut an, wenn man den ganzen Tag in “kurz” rumlaufen kann.

Nun der Teil für die Tennisinteressierten:

Nach dem Frühstock bin ich - 20 min Fußweg durch den Park - zum ATP 250 in Auckland. So ein Expertensterben vor und während des Turniers hat es wohl selten gegeben: Monfils und Isner nicht gekommen, Ferrer nach Auslosung zurückgezogen, Robredo im Gym beim Aufwämen verletzt, Gulbis und Bryan/Bryan in der ersten Runde ausgeschieden.

Aber ich gucke mir ja auch gern die Leute aus der 2. Reihe an, und tolle Doppel sind immer noch im Rennen.

Nicht erkennbar war für mich, wer bei denen der Hauptsponsor ist …

Die gute Nachricht: Der Rückhand-Slice lebt! Steve Johnson spielt ihn so ähnlich wie ich ;-) und ist damit immerhin aktuell Nr. 39 der Weltrangliste! Bin jetzt natürlich Steve-Johnson-Fan.

Am Abend dann die nächsten 2 Wochen geplant und gebucht und meinen ersten Blog eingerichtet!

16Januar
2015

McDonald´s

Beobachtungen und Gedanken während des Verzehrs von 2 Cheeseburgern, 1 Tüte Pommes und 1 Diet Coke:

McDonald´s hat in Neuseeland (zumindest in der Filiale in der Queen St. in Auckland) seinen Prozess an der Kundenschnittstelle optimiert.

Der Kunde bestellt und bezahlt wie gehabt an der Kasse, erhält dann aber einen Bon mit einer Nummer. Mit diesem Bon wartet er an der Ausgabe - rechts an der Theke - bis seine Nummer angezeigt und auch ausgerufen wird. Dann erhält er von einem anderen Mitarbeiter seine Ware.

Fand ich als Kunde erst einmal gut, weil ich während des Wartens nicht an die Kasse gefesselt war. Allerdings ist die Beziehung von mir als Kunden zum einzelnen Mitarbeiter nicht mehr so intensiv wie früher.

Warum macht McDonald´s das?

Dem Unternehmen unterstelle ich mal, dass durch die Spezialiserung der Mitarbeiter weniger Personal erforderlich ist. Die Anzahl der Kunden pro Mitarbeiter und Zeiteinheit wird größer, und so kann die Gewinnspanne gesteigert werden.

Was bedeutet das für die Angestellten?

Der Mitarbeiter, der noch nie so gern Pommes in eine kleine Papptüte geschaufelt hat, ist wahrscheinlich froh, dass er nur noch kassieren darf. Und umgekehrt.

Was ist aber mit dem Mitarbeiter, der seinen Kunden immer gern ganzheitlich betreut hat, und ihm am liebsten noch das Tablett vom Tisch geräumt und gefragt hätte, ob es denn geschmeckt habe? Der hat verloren, und darf nur noch kassieren. Oder Pommes in eine kleine Papptüte schaufeln.

Was passiert? Er ist unzufrieden und wechselt zu Burger King. Oder macht ein Sabbat-Jahr.

Love it, change it, or leave it.

19Januar
2015

Nissan Tiida Latio

Bis heute früh wusste ich gar nicht, dass es ihn gibt. Und nun werden wir 11 Tage gemeinsam durch dick und dünn gehen.

Ich war mit der Buchung des Mietwagens etwas spät dran. Genau gesagt: sehr spät. Vor 4 Tagen habe ich über das Internet gebucht.
Bei dem Anbieter meiner Wahl (eigentlich dem letzten, der noch was hatte)  waren noch richtig alte Autos für 40$ pro Tag im Angebot, und neue Kleinwagen für 55$. Da ich mir von den neuen Kleinwagen Einsparungen beim Spritverbrauch versprach, die den höheren Preis zumindest teilweise wieder wettmachen würden, entschied ich mich für diese. Insgeheim habe ich natürlich gehofft, dass diese Kategorie ausgebucht ist und ich ohne Mehrkosten etwas besseres bekomme.

Heute morgen bin ich dann voller Vorfreude zur Autovermietung. Nach dem ganzen Papierkram wurde mir mein Fahrzeug dann feierlich überreicht: ein Nissan Tiida Latio.

Ich sag mal, ein Fox auf japanisch, mit 4 Türen und Kofferraum. Und alt. Sehr alt. Spontane Schätzung: 15 Jahre.

So geht das nicht, das reklamiere ich. In meiner Buchung stand doch Baujahr 2012!

Die Überprüfung der Buchung meinerseits ergab allerdings als Vertragsbestandteil ein Baujahr "zwischen 2007 und 2012". Ich hatte natürlich nur die 2012 gesehen, Aber egal, 15 Jahre ist ja immer noch deutlich zu alt.

Eine sofortige Internet-Recherche informierte mich, dass das mir vorliegende Modell des Nissan Tiida Latio von 2004-2008 produziert wurde. Also schlechte Verhandlungsbasis, zumal ich den Kfz-Schein nicht hatte. (Gibt es hier so etwas überhaupt? Mir wurde auch gesagt, dass MEINE Versicherung bemüht wird, wenn EIN ANDERER mir reinfährt. Komisch. Oder nur ein Vertriebstrick, um die bessere Versicherung zu verkaufen.)

Aber zurück zum Thema. Im Prinzip hat ja der Wagen alles, was man braucht. Über das übliche (Scheibenwischer, Lüftung, Lenkrad) hinaus auch noch ein MP3-fähiges (!) Kenwood-Radio, welches über einen Cinch-Stecker angesteuert werden kann. Und in der Mittelkonsole - wenn man sie so bezeichnen möchte - die geballte Technik eines Zigarettenanzünders.

Gut, es ist wie es ist. Der Nissan Tiida Latio und ich sind dann auf die Bahn. 231 km den Highway 1 hoch nach Paihia an der Bay of Islands. Wobei der Highway ab kurz hinter Auckland sehr einer 2-spurigen Bundesstraße durch das Allgäu ähnelt.

Aber, was soll ich sagen, der Nissan hat mir meine Zweifel nicht übel genommen, und schnurrte wie ein Kätzchen. Einwandfrei, ein Genuss.

Wir haben Paihia entspannt und ohne Probleme erreicht. Morgen verbringen wir ein ruhigen Tag, übermorgen machen wir einen Ausflug zur Nordspitze Neuseelands (Cape Reinga), der Nissan und ich.

Man muss den Alten einfach eine Chance geben...

20Januar
2015

Bay of Islands

Heute auf Wunsch mal mehr Bilder und weniger Text.

Das ist Paihia, der zentrale Ort in der Bay of Islands. Da wohne ich (also nicht direkt da, sondern irgendwo hinten links).

Und das ist Russell, der Ort auf der anderen Seite der Bucht. Da bin ich heute mit der Fähre rübergefahren.

Hier ist es exakt so nett, wie es auf dem Bild aussieht. Mir fallen spontan 1 Bruder und 1 Kollege ein, die es hier mit einem Segelboot gut aushalten würden.

Das ist die Hauptstraße, und gleichzeitig die Strandpromenade, die Häuser fast alle im viktorianischen Stil.

Ein Bowling Green (das will ich unbedingt als Rentner machen, ernsthaft) ...

... ein Parkplatz ...

.... und ein alter Landrover (ähnlich ausgestattet wie mein Nissan).

Kurzes Fazit: Hammer, genau meins, hier bleibe ich die nächsten 3 Monate!!!

P.S.: Danke für die Kommentare, gerne weiter so!

21Januar
2015

Cape Reinga, Wales und Oldenburg

Heute war ich mit meinem Nissan Tiida Latio am Cape Reinga, bekannt durch den nördlichsten schönen Leuchtturm Neuseelands. Fast ist es auch das nördlichste Kap, es gibt allerdings noch ein nördlicheres 4 km östlich.

Sehr beeindruckend, wie hier die Tasmanische See und der Pazifik aufeinander treffen. Eine der Stellen, wo man ehrfürchtig wird gegenüber der Natur.

 

Auf dem Rückweg habe ich - etwas weiter südlich - einen 3km-Abstecher zu den Giant Sand Dunes von Te Paki gemacht. Habe zunächst gedacht, dass die Neuseeländer hier ein bisschen auf dicke Hose machen, und dass ich an Nord- und Ostsee dünenmäßig schon so einiges gesehen habe. Konnte mich auch noch ein ein paar größere Exemplare in Oregon erinnern.

Dann blieb mir allerdings etwas die Spucke weg, als die Dünen aus durchaus größerer Entfernung schon gut über den Baumwipfeln sichtbar waren.

Die Düne hinten rechts ist eine Piste, wo man sich eine 150m-Strecke in ca. einem 45 Grad-Winkel mit speziellen Sandboards runterstürzen kann.

Angeblich die größten Dünen der südlichen Hemisphäre.

Auf dem Rückweg Essensstop in Kerikeri gemacht. Nebenan waren ein Haufen Menschen nach irgendeinem mir nicht erkennbaren Prinzip auf 4 Feldern am Kricketspielen.

Das Grundprinzip von Kricket habe ich inzwischen einigermaßen verstanden, bei der Zählweise bin ich davon weit entfernt.

Hinterher wird hier dem zweiten Nationalsportart (bzw. dem dritten nach Rugby) - dem BBQ - gefrönt. Allzeit bereit, immer den Rollgrill und die Gasflasche dabei. Und ein paar Bierchen in der Kühlbox. Die wissen´s schon, wie´s geht, die Neuseeländer.

Das war´s von heute. Nun ein paar Nachträge.

Nachtrag 1:
Gespräch im Hostel zwischen 2 deutschen Mädchen und einem Waliser.

Mädchen1: Where are you from?
Waliser: I´m from Wales.
Mädchen1: Wales, wo ist das denn???
Mädchen2: Na, Großbritannien.
Mädchen1: Also England!
Waliser: No, not England. Great Britain consists of England, Wales, and Scotland. (zeigt mit der Hand, wo die Länder liegen)
Mädchen1: Also neben England!

Nachtrag 2:
Oldenburger in NZ

Sonntag in Auckland war ich bei einer Bekannten aus Oldenburg und ihrer Familie zum BBQ eingeladen. Wir kennen uns noch von früher aus dem Oldenburger Tennisverein. Das letzte Mal haben wir uns vor über 30 Jahren gesehen. Über unsere Eltern habe ich den Kontakt wieder herstellen können. Sie ist vor 14 Jahren mit ihrem Mann ausgewandert.
Zufällig waren Ihre Eltern aus Oldenburg auch gerade zu Besuch, und wir konnten die letzten 30 Jahre bzgl. Tennisverein und ehemaligen Lehrern aufrollen. Hat viel Spaß gemacht, bin jetzt wieder auf dem Laufenden bzgl. der Oldenburger Szene.

22Januar
2015

Delfine

Heute habe ich eine Bootstour bis zum Ende der Bay of Islands mitgemacht. Wobei "Boot" in diesem Fall ein großer motorisierter Katamaran ist, der ca. 60 Leute transportieren kann.

Der erste Eindruck von der Ecke dort hat sich noch verstärkt: tolle Inseln, tolles Wasser, tolle Strände.

Höhepunkt war sicher das Dolphin Watching. Ich hatte mich auch für das Schwimmen mit den Delfinen angemeldet. Das ging heute aber nicht, weil die Delfine ein Kalb dabei hatten. Dieses wird alle 3 min (!) gesäugt.

Hier habe ich echt dem Erfinder der Digitalfotografie gedankt. Gegen die Sonne Define zu fotografieren, von denen Du nicht weißt, wann und wo sie auftauchen, hat Dich früher mit einer Kleinbildkamera sicher ein Vermögen gekostet. Oder es kam nichts dabei raus. Habe dann am Abend auch 2/3 meiner Bilder wieder gelöscht.

Mein Lieblings-Schnappschuss ist der folgende, weil bei einer weiteren Delfinsichtung die beiden Delfine genau 2 mal über die Heckwelle des anderen Bootes gesprungen sind. Und beim 2. Mal habe ich sie voll in der Luft erwischt.

Ok, die Delfine rechts sind etwas klein und unscharf; da muss meine Schwägerin noch mal ran an das Foto, die ist Profi in so was.

23Januar
2015

Hundertwasser

Heute habe ich meinen Standort um 450 km gen Süden verlegt, mitten in die Nordinsel nach Rotorua. Auf halber Strecke habe ich dabei wieder Auckland passiert.

Auf dem Weg dorthin war ich auch auf Toilette.

Auf den ersten Blick möchte man dies unter "Dinge, die ich so genau gar nicht wissen wollte" verbuchen.

Nicht so hier.

Ja, in Kawakawa gibt es tatsächlich eine öffentliche Hundertwasser-Toilette.

Der Künstler hat von 1973 bis zu seinem Tod 2000 hier gelebt. Er besaß mehrere Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 372 ha. Hundertwasser hatte sich dort eine Infrastrutur eingerichtet, die es ihm ermöglichte, nahezu autark zu leben.

Bevor er allerdings die Akkus für seine Kollektoren bekam, hatte er nur Kerzenlicht zur Verfügung. Da er gern nachts arbeitete, war die Beleuchtung für seine Entwürfe eher spärlich. Er war von Haus aus ein Anhänger von stark symmetrischer Schwarz-Weiß-Kunst, und war am Morgen bei Tageslicht jedesmal überrascht, wir geschwungen und bunt seine Entwürfe geworden waren. Da er keine Lust hatte, alles noch einmal zu machen, setzte er sie auch so um, und wurde letztendlich weltberühmt dafür.

Habe ich zumindest gehört ...

Es ist wirklich ein Gänsehaut-Gefühl, dem Meister ins Urinal ...

(Ok, das sind Dinge, die Ihr so genau gar nicht wissen wolltet.)

25Januar
2015

Rotorua

Rotorua ist mit seinen 55.000 Einwohnern das Zentrum einer geothermisch sehr aktiven Gegend.

(In Rotorua ist übrigens jeder dritte Einwohner Maori, in Neuseeland ist es jeder siebte.)

So habe ich gestern einen der Parks besucht, in denen es allen allen Ecken qualmt und brodelt.

Einführend konnte man sich ein paar Autominuten weiter einen Geysir ansehen. Dieser ist jeden Tag pünklich um 10:15h aktiv. Warum? Weil der Hüter des Geysirs ein Mittel in den Geysir wirft, welches die Oberflächenspannung vermindert. Früher hat man dafür Seife genommen.

Die Betreiber haben dann noch schön ein paar Tribünen um den Geysir gebaut. Kam mir vor wie in Bad Segeberg, bloß mit Geysir statt mit Winnetou.

(Hier ist übrigens nicht der Ausbruch zu sehen, sondern nur das Vorglühen.)

Der Geysir war dann auch nur 8m hoch statt der in Aussicht gestellten 30m. Ich war wahnsinnig enttäuscht und wollte schon abreisen.

Der Park war dann weniger touristisch, und gut aufbereitet.

Habe mich allerdings gefragt, woher die Geothermie weiß, dass sie nur in den Parks rauskommen darf.

Die Antwort habe ich heute im Museum (übrigens ein wunderschönes Gebäude, wie ich finde) in Rotorua gefunden: Sie weiß es nicht.

Der letzte große Ausbruch war hier 1886 durch den 25 km entfernten Mount Tarawera, und wegen der wenig fortgeschrittenen Besiedlung sind damals "nur" knapp 100 Leute ums Leben gekommen.

Auf der Tafel im Museum stand tatsächlich, Rotorua befindet sich in einem Vulkankrater. Nicht "an" oder "bei", sondern "in". Stimmt wohl auch, weil der See nebenan ein Kratersee ist, der vor 220.000 Jahren nach einem Ausbruch und dem folgenden Einsacken des Kraters entstanden ist.

Die Museumstafel beschreibt weiterhin emotionslos, dass es so alle 2.000 Jahre in der Gegend hier zum Ausbruch kommt. Daneben hängen die Verhaltensmaßregeln bei Vulkanausbruch.

Willkommen bei den Kölnern Neuseelands:

  1. Et es wie et es.
  2. Et kütt wie et kütt.
  3. Et hätt noch emmer joot jejange.
26Januar
2015

Hobbiton ...

... oder auch "LOTR in Matamata".

Der Laie denkt bei LOTR vielleicht zunächst an Lotr-Leben, der Experte bekommt feuchte Augen: Zentraler Drehort für Lord Of The Rings.

newzealand.com weist insgesamt 7 Drehorte in Neuseeland für LOTR aus, wobei das Hobbitdorf bei Matamata am ehesten als Touristenattraktion geeignet ist.

Die Tour beginnt in einer Infrastruktur direkt an einer Bundesstraße mit den üblichen Einheiten: Ticketverkauf, Souvenirshop, Café, Toiletten. Sehr geschmackvoll und trotz der vielen Besucher sehr unaufgeregt.

Man wird dann mit einem Hobbiton-Bus ca. 2 km in das Farmgelände zu dem Hobbitdorf gefahren.

Das Dorf liegt wirklich da, als ob die Hobbtis gerade auf Betriebsausflug wären. Über 40 Hobbitwohnungen in hügeligem Gelände.

Der Location-Scout - und mit ihm Peter Jackson - hat sich damals für das Gelände wegen des Baumes rechts ("Partybaum") entschieden. Er klingelte an einem Samstag bei dem Farmer, Herrn Alexander. Das weiß man so genau, weil gerade ein Rugby-Spiel lief. Herr Alexander hat auch nur deswegen die Tür geöffnet, weil gerade Pause war. Der Location-Scout musste mit seinem Anliegen allerdings bis zum Ende des Spieles warten. Er wurde darauf hingewiesen, bitte nicht die Gatter draußen zu öffnen, weil sonst die Schafe wegliefen.

Das Gelände wird von 5 Gärtnern permanent gehegt, und sieht einfach toll aus. Wild wachsende Pflanzen mit wunderschönen Blüten an allen Ecken und Enden.

Wenn man einigen Internetseiten glauben darf, sieht es hier erst seit den Hobbit-Filmen so aus, obwohl dafür nur 11 Drehtage im Hobbitdorf stattfanden. Nach den Herr der Ringe-Filmen waren hier lediglich ein paar weiß getünchte Hobbit-Höhlen, aber dennoch 250.000 Besucher pro Jahr.

Heute sind es in der Hochsaison 3.000 pro Tag, und pro Jahr gute 300.000. Hobbiton ist mit Abstand die meistbesuchte Touristenattraktion Neuseelands.

Ich denke, man hat die Hobbit-Dreharbeiten dazu genutzt, das Gelände auch für den Tourismus maximal attraktiv zu machen.

Wirklich sehr nett.

P.S.: Was mich wahnsinnig fasziniert, ist das Management von Filmprojekten. Da wäre ich supergern mal Mäuschen. Ich glaube, die Projekte die wir in der Industrie so machen, sind dagegen ein Ponyhof.

Wie kann man sich so ein Projekt vorstellen?

Herr Jackson geht zu seinem Bankberater und sagt: "Also, der Herr der Ringe galt bisher als nicht verfilmbar, aber die Technik ist jetzt so weit, dass wir es mal versuchen wollen. Ich bräuchte mal einen Kredit über 280 Mio. Dollar."

Der Bankberater:" Wie ist denn die Rendite?"

Peter Jackson:" Irgendwas zwischen minus 100% und plus 1000%:"

Dann bekommt er das Geld und muss ja erst mal 100 Teilprojekte aufmachen, und alles controllen: Drehbuch, Casting, Lokationen, Landschafts- und Kulissenbau, Computeranimation, Kostüme, Sounddesign, die ganze Logistik, um das ganze Team auf einen Gletscher zu fliegen, um eine 10 sec-Aufnahme machen zu können, ...

Mitten im Dreh geht Jackson dann zu dem Verantwortlichen für Hubschrauber und sagt: "Hör mal Luke (wir nennen ihn mal Luke), ich habe gehört, Du bekommst die Hubschrauber für den Gletscherdreh erst 3 Tage später als geplant. Blöderweise liegt diese Tätigkeit auf dem kritischen Pfad, und das kostet uns 1 Mio. pro Tag. ... Ach Sch... drauf, wir sind eh schon 50 Mio hinter Plan.
... Muss morgen mal wieder mit meinem Bankberater sprechen"

Macht Jackson das alles selber? Nein, kann er ja gar nicht schaffen, er braucht dafür einen Projektmanager.

Faszinierend.

P.P.S.: James Cameron steht in den Startlöchern, um in Neuseeland Avatar 2 und 3 zu drehen. Die suchen doch bestimmt einen Projektmanager. Nehmt mich.

 

28Januar
2015

New Plymouth

Hobbiton war Zwischenstation auf dem Weg nach New Plymouth, einer typischen neuseeländische Stadt ganz im Westen der Nordinsel (also links 😉 ).

Die Stadt hat Küste und Strand und einen Berg. Der Berg ist - wie könnte es anders sein - ein Vulkan: Mt. Egmont oder auch Mt. Taranaki.

Auf Satellitenaufnahmen sieht man einen dunkelgrünen Kreis um den Berg. Dieser markiert das Naturschutzgebiet, welches über einen Radius von 6 km um den Berggipfel definiert wurde. Dahinter beginnt gleich das (hellere) Farmland.

Der Berg steht als Vulkan ziemlich allein in der flachen Gegend herum. Er ähnelt in den Wintermonaten mit seiner schneebedeckten Spitze dem Kilimandscharo, ist allerdings nur 2518m hoch.

In "Der letzte Samurai" mit Tom Cruise diente er 2003 auch als Fujiyama-Ersatz.

Kleinere Eruptionen gibt es hier alle 90 Jahre, größere alle 500 Jahre. Die letzte war 1854. Lt. Reiseführer sind sich die Experten einig, dass der Berg mal wieder "dran" sei. Man soll sich aber von einem Besuch nicht abhalten lassen, der Berg sei eine absolute Schönheit und Höhepunkt eines jeden Besuches der Gegend.

Et kütt, wie et kütt ...

Gestern bin ich 3h auf dem Berg rumgekraxelt. Hatte irgendwie nicht dran gedacht, das es bei einer solchen Wanderung auch mal längere Strecken ziemlich steil hochgeht. Erstaunlicherweise aber heute keinen Muskelkater.

Von der Hütte, zu der ich gelaufen bin, hätte ich - auch als Laie - mit 3 weiteren Stunden ganz auf den Gipfel laufen können, und in den Krater gucken. War aber spät dran, und konnte meine Fitness nicht einschätzen. Auch klamottenmäßig war ich nicht ausgestattet. Der Berg wird gerne unterschätzt, v.a. die schnellen Wetterwechsel.

Heute habe ich den Coastal Walkway der Stadt abgelaufen, der vor einigen Jahren etabliert wurde. Ebenfalls sehr schön.

Unterwegs unerwartet heimatliche Gefühle (man beachte die Beschriftung der Wagons).

 

29Januar
2015

Wanganui

Seit gestern sind wir getrennt. Es war ein kurzer, emotionsloser Abschied.

"Yeah, everything seems to be ok, Ingo. Do you need a taxi?"

"Nein ich laufe, hab´s nicht so weit."

Der Mitarbeiter von apexrentals in Wellington hat das einzig Richtige getan, nämlich "tschüß und weg". Bevor die ganzen Emotionen der gemeinsamen Erlebnisse der letzten 11 Tage wieder hochkochen.

Da stand er nun, "Nissi", wie ich meinen Nissan Tiida Latio inzwischen liebevoll genannt habe.

Das Mietwagengeschäft ist schnelllebig, und lässt keine langen Trennungsphasen zu. Nach einer kurzen, oberflächlichen Wäsche wird er wohl innerhalb nur weniger Stunden eine neue Beziehung eingehen.

Vollgetankt hatte ich ihn ja, 50 km vor Wellington, so dass die Nadel bei der Übergabe gerade noch auf "Full" stand.

Das Konzept des Nissan hatte ich erst spät verstanden: Nissi war eine Rennsemmel. Auf jegliches überflüssiges Gewicht wie für Schminkspiegel auf Beifahrer- und Fahrerseite, Bordcomputer, Tempomat wurde verzichtet. Damit konnte Nissi seine mutmaßlichen 115 PS ungebremst auf den Asphalt bringen. 6,5l auf 100km, als Benziner mit Automatik, das soll erst mal einer nachmachen. Und das in seinem Alter.

Viele haben uns nicht überholt auf den kurvigen Steigungen Neuseelands.

Aber das ist nun Geschichte.

...

Das letzte gemeinsame Erlebnis hatten wir auf dem Weg von New Plymouth nach Wellington in Wanganui, das ist im Westen. (Nicht zu verwechseln mit Mt. Maunganui, einem Ort im Osten.)

Ein bisschen vergessen aufgrund der Lage, aber das schönste Stadtbild, welches mir hier bisher begegnet ist. Die haben es mit dem geschickten Einsatz von Bäumen und Pflanzkübeln geschafft, dass man mit einen Lächeln in ihre Einkaufsstrassen einfährt.

Beim Einbiegen in die Straße bemerkte ich ein Schild (weiße Schrift auf blauem Grund) "Multibay Metered Parking Zone". Na meinetwegen, dachte ich, und fuhr in die erste freie Parklücke. Es fand sich auch gleich ein Parkautomat, welcher aber meine Münzen nicht wollte. Da keiner der Mitparker ein Ticket im Fenster hatte, ging ich davon aus, dass hier nicht kontrolliert wird und schließlich meines Weges.

Beim obligatorischen Capuccino unter freiem Himmel bemerkte ich eine ältere Dame in einer politessenähnlichen Uniform. Während mein Puls in die Höhe stieg, tat die Dame etwas, was mich als Zentraleuropäer komplett überforderte: Sie ging zu einem der Parkautomaten, drückte einen Knopf, nickte, und ging weiter. Was ist das denn?!? Richtig oder gar nicht!!! Willst Du denn nicht alle aufschreiben, die kein Ticket gelöst haben, also alle???

Nachdem ich schnell meinen Capuccino geleert hatte, und mich - die Politesse nicht aus den Augenwinkeln verlierend - auf dem Weg zu meinem Auto machte, riskierte ich einen genaueren Blick auf einen der Automaten. Und drückte einige Knöpfe. Und las den Text auf dem Display. Und verstand das Prinzip!

Multibay Metered Parking: Jeweils 5 Parkbuchten sind von 1 bis 5 nummeriert und mit einem Parkautomaten versehen. Beim Bezahlen muss man zunächst die Nummer seiner Bucht eingeben, und dann die Münzen einwerfen. Man bekommt auch kein Ticket, sondern der Automat weiß ja, wie lange ich Parken darf. Und sagt es der Politesse auch für die jeweiligen 5 Buchten, wenn sie einen bestimmten Knopf drückt.

Wie sich Bilder doch verändern können, wenn man die Geschichte dahinter verstanden hat ...

(Ich habe mich so gefreut, das Prinzip verstanden zu haben, dass ich es gleich einem Engländer erklärte, der ob der durchfallenden Münzen verzweifelt vor seinem Automaten stand.)

31Januar
2015

Wellington

Die Rezeptionistin schaut in Ihren Computer und lächelt mich an: "Sie haben da aber ein schönes Zimmer, es hat sogar ein Fenster!"
Ich habe in Wellington "in the middle of everything" zwischen Shopping- und Kneipenviertel ein kleines Appartment für 3 Nächte gebucht. Es ist modern und sauber, und hat sogar ein Fenster. Deckenhoch, davon die unteren 90% Milchglas, und 30 cm breit.
Wie ich später bei einem repräsentativen Blick in ein Nachbarzimmer feststellen kann, haben diese ebenfalls Fenster. Nur ist maximal eine Armlänge davor eine Wand, die Tageslicht nur erahnen lässt.
Auf was man alles achten muss. (Gibt es im Hotelsuche-Filter bei Tripadvisor inzwischen die Kriterien "Fenster" und "Tageslicht"?)

Wellingtin mit seinen 190.000 Einwohnern ist die Hauptstadt Neuseelands und liegt an der Südspitze der Nordinsel. Gestern habe ich ein Führung durch die Regierungsgebäude "Beehive" (Bienenkorb, wg. seiner Form) und Parliament House mitgemacht.

Alles sehr britisch-konservativ (worauf ich ja total stehe), wobei sie 1996 ihr eher britisches Wahlsystem geändert haben zu einem dem deutschen sehr ähnlichen. Dies hat dazu geführt, dass statt 2 nun 7 Parteien im Parlament sitzen.

Für mich als Deutschem mit einer von Lobbyismus geprägten Regierungspolitik war v.a. der Prozess zur Verabschiedung neuer Gesetze erhellend: Dieser sieht statt eines "Bundesrates" ein entsprechendes Kommitee mit ca. 12 Mitgliedern vor. Gesetzesentwürfe können durch jedes Parlamentsmitglied eingereicht werden. Die Entwürfe werden grundsätzlich zur Diskussion in der Bevölkerung publiziert. Vor der Verabschiedung kann jeder, nach einem entsprechenden Antrag,  vor dem Kommitee seine Meinung dazu formulieren. Dabei genießt er parlamentarische Freiheit, kann also für seine Aussagen dort nicht belangt werden.

Lobbyismus, wie wir in Deutschland ihn kennen, gibt es hier nicht. Wenn also Siemens ein Gesetzesentwurf nicht gefällt, dann kann Herr Kaeser dem Kommitee vorsprechen. In anderen Fällen ist es auch mal ein 12-jähriger Junge, der etwas zum Wahlfang in der Antarktis sagen möchte, wie schon geschehen.

Gibt es tatsächlich noch Ecken in der westlichen Welt, die nicht von Kapital regiert werden?
...
Auch woanders gab es schon Anzeichen dafür.
In Hobbiton nehmen sie für ein Souvenir-T-Shirt umgerechnet 27 Euro. Bei einem doppelten Preis, den man von ähnlichen Institutionen gewohnt ist, würden sie nicht viel weniger verkaufen. Sie nehmen aber nicht den doppelten Preis.

Die Führung durch die Regierungsgebäude war kostenlos, ebenso der Eintritt in das fantastische Te Papa-Museum in Wellington.

Sehr angenehm.