26Januar
2015

Hobbiton ...

... oder auch "LOTR in Matamata".

Der Laie denkt bei LOTR vielleicht zunächst an Lotr-Leben, der Experte bekommt feuchte Augen: Zentraler Drehort für Lord Of The Rings.

newzealand.com weist insgesamt 7 Drehorte in Neuseeland für LOTR aus, wobei das Hobbitdorf bei Matamata am ehesten als Touristenattraktion geeignet ist.

Die Tour beginnt in einer Infrastruktur direkt an einer Bundesstraße mit den üblichen Einheiten: Ticketverkauf, Souvenirshop, Café, Toiletten. Sehr geschmackvoll und trotz der vielen Besucher sehr unaufgeregt.

Man wird dann mit einem Hobbiton-Bus ca. 2 km in das Farmgelände zu dem Hobbitdorf gefahren.

Das Dorf liegt wirklich da, als ob die Hobbtis gerade auf Betriebsausflug wären. Über 40 Hobbitwohnungen in hügeligem Gelände.

Der Location-Scout - und mit ihm Peter Jackson - hat sich damals für das Gelände wegen des Baumes rechts ("Partybaum") entschieden. Er klingelte an einem Samstag bei dem Farmer, Herrn Alexander. Das weiß man so genau, weil gerade ein Rugby-Spiel lief. Herr Alexander hat auch nur deswegen die Tür geöffnet, weil gerade Pause war. Der Location-Scout musste mit seinem Anliegen allerdings bis zum Ende des Spieles warten. Er wurde darauf hingewiesen, bitte nicht die Gatter draußen zu öffnen, weil sonst die Schafe wegliefen.

Das Gelände wird von 5 Gärtnern permanent gehegt, und sieht einfach toll aus. Wild wachsende Pflanzen mit wunderschönen Blüten an allen Ecken und Enden.

Wenn man einigen Internetseiten glauben darf, sieht es hier erst seit den Hobbit-Filmen so aus, obwohl dafür nur 11 Drehtage im Hobbitdorf stattfanden. Nach den Herr der Ringe-Filmen waren hier lediglich ein paar weiß getünchte Hobbit-Höhlen, aber dennoch 250.000 Besucher pro Jahr.

Heute sind es in der Hochsaison 3.000 pro Tag, und pro Jahr gute 300.000. Hobbiton ist mit Abstand die meistbesuchte Touristenattraktion Neuseelands.

Ich denke, man hat die Hobbit-Dreharbeiten dazu genutzt, das Gelände auch für den Tourismus maximal attraktiv zu machen.

Wirklich sehr nett.

P.S.: Was mich wahnsinnig fasziniert, ist das Management von Filmprojekten. Da wäre ich supergern mal Mäuschen. Ich glaube, die Projekte die wir in der Industrie so machen, sind dagegen ein Ponyhof.

Wie kann man sich so ein Projekt vorstellen?

Herr Jackson geht zu seinem Bankberater und sagt: "Also, der Herr der Ringe galt bisher als nicht verfilmbar, aber die Technik ist jetzt so weit, dass wir es mal versuchen wollen. Ich bräuchte mal einen Kredit über 280 Mio. Dollar."

Der Bankberater:" Wie ist denn die Rendite?"

Peter Jackson:" Irgendwas zwischen minus 100% und plus 1000%:"

Dann bekommt er das Geld und muss ja erst mal 100 Teilprojekte aufmachen, und alles controllen: Drehbuch, Casting, Lokationen, Landschafts- und Kulissenbau, Computeranimation, Kostüme, Sounddesign, die ganze Logistik, um das ganze Team auf einen Gletscher zu fliegen, um eine 10 sec-Aufnahme machen zu können, ...

Mitten im Dreh geht Jackson dann zu dem Verantwortlichen für Hubschrauber und sagt: "Hör mal Luke (wir nennen ihn mal Luke), ich habe gehört, Du bekommst die Hubschrauber für den Gletscherdreh erst 3 Tage später als geplant. Blöderweise liegt diese Tätigkeit auf dem kritischen Pfad, und das kostet uns 1 Mio. pro Tag. ... Ach Sch... drauf, wir sind eh schon 50 Mio hinter Plan.
... Muss morgen mal wieder mit meinem Bankberater sprechen"

Macht Jackson das alles selber? Nein, kann er ja gar nicht schaffen, er braucht dafür einen Projektmanager.

Faszinierend.

P.P.S.: James Cameron steht in den Startlöchern, um in Neuseeland Avatar 2 und 3 zu drehen. Die suchen doch bestimmt einen Projektmanager. Nehmt mich.