Berichte von 02/2015

01Februar
2015

Picton

Picton ist der erste Ort den man sieht, wenn man mittels einer 3-stündigen Fährfahrt von Wellington auf die Südinsel übersetzt. Wenn.

Alles war so schön geplant für heute:

  • 7:15h kommt das Taxi
  • 7:45h einchecken
  • 8:30h fährt die Fähre
  • 11:45h ist die Fähre in Piction
  • 12:15h fährt der Bus
  • 14:30h ist der Bus in Nelson.

Dann schön am Nachmittag in Nelson die nächsten beiden Tage organisieren.

Bis zu dem Punkt "7:15h kommt das Taxi" lief alles wie am Schnürchen.

Die Fähre, die für meinen Transport vorgesehen war, hatte leider einen sicherheitsrelevanten Schaden, wie man mir und meinen Mitreisenden erklärte. Nach 2 Stunden etwas diffuser Krisenkommunikation durch den Dienstleister kam dann die ebenso diffuse Aussage, dass man ein paar Leute noch auf der 10:30h-Fähre mitnehmen könne. Man möchte sich bitte an einen der Ticketschalter begeben. Durch hervorragendes Timing, etwas Charme und einer Portion Glück konnte ich einen der letzten Plätze ergattern.

Die Fahrt lief dann bei Dauerregen reibungslos.

Mein Bus war natürlich längst weg, der nächste ging erst 4 Stunden später. Aber immerhin heute noch. In dieser Zeit durfte ich mich in Picton rumdrücken (das war nicht wirklich schlimm).



Die Fährfahrt hätte ein prägendes Erlebnis sein können: pünktliche Abfahrt, strahlender Sonnenschein, grünes Wasser, Delfine, die um das Schiff tollen, eine faszierende Fjordlandschaft vor Picton.

Heute war sie nur ein Erlebnis.

02Februar
2015

Nelson

Nelson an der Nordküste der Südinsel gilt als Eingangstor zum Abel Tasman Nationalpark. Aber nicht nur das, auch LOTR war hier (siehe auch Eintrag "Hobbiton").

Der Nelsoner Juwelier Jens Hansen hat DEN Ring entworfen, und insgesamt 40 Exemplare unterschiedlicher Größe für die Filme hergestellt. Die elfischen Gravuren hat es übrigens nie gegeben, die sind alle am Computer entstanden.

In Nelson liegt auch die geografische Mitte Neuseelands, unglücklicherweise auf einem Hügel.

Wenn man dann hochgeklettert ist, wird das allerdings relativiert: Es hinge genaugenommen von der Definition ab, ob dies nun die Mitte sei. Also irgendwie eine Mogelpackung.

Ich habe dann noch im Visitors Center eine Tour in den Abel Tasman Nationalpark für den nächsten Tag gebucht: Bus-Wassertaxi-Wandern-Wassertaxi-Bus.

Dort - im Visitors Center, nicht im Abel Tasman Nationalpark - hingen 10 Regeln für das Autofahren in Neuseeland aus. Schön fand ich Regel 7:

D.h. als Mann kann man ganz beruhigt 3-5 Bier trinken, und ist immer noch unter den erlaubten 0,4 (oder 0,25) Promille. Dazu muss man wissen, dass das kleinste Bier hier ein Pint ist, und das hat gute 570 ml.

03Februar
2015

Abel Tasman Nationarkpark

Jeder, den man nach seinen Erfahrungen mit dem Abel Tasman Nationalpark fragt, sagt: Ooohh, das war sooo schön!

Ich sage: Ooohh, das war sooo schön!

Wandern auf befestigten Wegen im Urwald und gleichzeitig am Wasser, und alle 500m ein Strand, der zum Bade lädt.

Und auch noch Glück mit dem Wetter.

 

Das nächste Bild habe ich mit Selbstauslöser gemacht.

Nee ... Scherz. ;-)

Das hier unten war ganz witzig: Das ist eine Bucht, die aber bei Ebbe komplett leerläuft. D.h. bei "low tide" geht der Wanderweg genau hier durch, und man spart sich eine gute Stunde Weg.

Beeindruckend hier wie überall: Es gibt praktisch keinen Müll außerhalb von Mülltonnen. In dieser doch großen Bucht kein einziges Snickerspapier oder ähnliches.

04Februar
2015

Lonely Planet Top 10

Seit Picton nutze ich als Transportmittel den Bus, da es gerade nur darum geht, von A nach B zu kommen. Und da ist "Bus" einfach die günstigere und auch komfortablere Lösung.

Heute bin ich von Nelson nach Franz Josef an der Westküste unterwegs. Smartphone-Navi sagt 460 km, und Busfahrplan sagt 10 Stunden. Wie passt das denn, 46er Schnitt?!?

Aber der Bus fährt natürlich die eine oder andere Schleife, und macht die eine oder andere Pause. Und da ich genug Beinfreiheit habe, der Bus nicht voll ist, und die Aussicht schön, ist alles gut.

Die Aussicht sei sogar prämiert schön, erklärt uns der Busfahrer. Dieser Teil der Westküste gehöre nämlich laut Lonely Planet zu den Top 10-Küsten weltweit.

Genaugenommen gehört sie zu "Lonely Planet Best in Travel - Top 10 Regions 2014".

Hier ist sie auf Platz 8. Auf Platz 7 ist Mallorca. Die Neuseeländer haben viele tolle Ecken, aber sie sind auch sehr gut darin, diese zu vermarkten.

Nichtsdestotrotz, die Küste war wirklich schön, und das regnerische Wetter machte eine kurze Pause, damit wir die Pancake Rocks bei Punakaiki fotografieren konnten.

Ach nee, falsches Bild, sorry.

Hier das richtige:

Und hier noch ein Eindruck von der Top 10-Küste:

05Februar
2015

Franz Josef

Franz Josef und ich werden wohl in diesem Leben keine Freunde mehr. Obwohl er ja nichts dafür kann.

Franz Josef ist ein Ort in der Mitte der Westküste und zeichnet sich durch einen Gletscher aus, der lediglich 300m über NN terminiert, und das in einem Regenwald. Es gibt 30 km weiter noch einen, das ist der Fox Glacier.

Als ich nach der Busfahrt aus Nelson in der YHA hier ankam, wollte ich schön bei einem Bierchen auf der Terrasse mit meinem Netbook meinen Schreibkram machen (Blog, Mails, Buchungen).

Also Rechner wie gewohnt eingeschaltet, aber ... kein Bild und kein Ton!

Die etwas panische aber doch strukturierte Ursachenforschung ergab, dass es mit ziemlicher Sicherheit Totalschaden war (Motherboard).

Sch ...

Lösungsmöglichkeiten:

  1. Wunderheilung
  2. hier ein neues kaufen (mit US-Tastatur und NZ-Netzteil)
  3. mit Internet-Cafe weitermachen.

Zum Lesen und für kurze Mails habe ich ja mein Smartphone, aber für lange Texte macht das keinen Spaß.

Ich weiß, ist ein Luxusproblem. Ingrid würde jetzt meinen Spruch erwarten: "Besitz belastet (alles, was man hat, kann kaputt gehen)".

Werde wohl zu Option 2 greifen, und in Queenstown shoppen gehen.

Am nächsten Tag bin ich dann 4 Stunden zum Gletscher und zurück gewandert. Wettervorhersage war "12 Grad und Schauer". Es war aber "10 Grad und Dauerregen". (Endlich konnte ich mal meine ganzen Jacken, und auch meine Socken anziehen!) Mitwanderer war John. John ist ein fitter 73-jähriger Brite, mit dem ich bei der Busfahrt ins Gespräch gekommen war. John wandert im Gegensatz zu mir viel. Und John hat gesagt, es gibt 2 Dinge, die absolut nicht zusammenpassen, und das ist Wandern und Regenschirm. Also blieb mein Regenschirm in Parkposition, ich hatte ja auch meine Regenjacke.

Zurück in der YHA waren Jeans, Schuhe und Jacke dann doch ziemlich durchnässt. Bei meiner Kompakt-Digitalkamera hat am Gletscher wegen der Feuchtigkeit der Verschluss der Linse schon etwas gehakt, ich konnte sie aber an einem trockenen Platz im untersten Fach meines Rucksacks sicher verstauen.

Jetzt wollte ich doch gleich mal nachsehen, ob der Verschluss sich vielleicht schon wieder beruhigt hat. Aber Ich konnte das ehrlich gesagt gar nicht so richtig, da mir aus dem Display meiner Kamera das Wasser entgegenlief! Die sie zusätzlich umgebende Mütze war inzwischen patschnass geworden, und hatte das Wasser gern an die Kamera weitergegeben.

Sofort Batterie raus, und zum Trocknen hingelegt.

Meine Recherche ergab, dass ein wirksames Hausmittel für abgesoffene Elektronik ein 2-tägiges Einlegen in Reis ist. Probierte ich später auch. Allerdings ohne ein definiertes Lebenszeichen. Irgendeine Lampe leuchtete, das war alles.

Somit bin jetzt auch ich in eine alte Bremer Familientradition eingetreten, Digitalkameras grundsätzlich einer Wasserbestattung zuzuführen.

Hier eines ihrer letzten Bilder.

"Bisschen Schwund ist immer", aber das ist gerade ein bisschen viel Schwund.

Am nächsten Tag, dem Tag der Weiterreise, war übrigens strahlender Sonnenschein.

08Februar
2015

Queenstown

Queenstown liegt an einem Eck des 77 km langen z-förmigen Gebirgssees Lake Wakatipu.

Ich war 1990 schon einmal hier. Damals gab es hier 2 Klassen von Menschen: Die eine hatte schon einen Bungy Jump von A.J. Hacketts Brücke gemacht, die andere nicht. Die erstere Klasse kommunizierte dies durch Tragen des entsprechenden T-Shirts. Alles war so einfach.

Heute gibt es neben Bungy Jumping auch Sky Diving, Hang Gliding, Jet Boating, Heli Biking, Luke, Mini Submarines, River Surfing, River Jumping, Bungy Swinging usw. usw.

D.h. die Stadt ist voller Menschen, die voll Lust haben, viel Geld für diese "Adventures" auszugeben.

Und ich bin auch hier.

Aber ich habe ja was vor: Extreme Netbook Shopping and Camera Choosing. Klappt tatsächlich auch. Die Auswahl ist nicht groß, aber es wird schließlich ein quiteschblaues HP 11"-Netbook und eine weinrote Canon Kompaktkamera. Gut, bin also wieder handlungsfähig...

Ich habe nichts gegen Queenstown, es ein wirklich schön gelegenes Städtchen ...

... es geht auch alles ordentlich und gesittet zu ...

... und man kann auch seine Ruhe haben, wenn man möchte, ...

... aber mir ist es einfach zu voll.

(Diesen Verdacht hatte ich letztendlich schon bei der Anreise, als fast alle Bus-Mitreisenden in Wanaka ausstiegen, denn: Wanaka ist das neue Queenstown!)

09Februar
2015

Invercargill

In Queenstown hatte ich mir ein Auto genommen, da ich mich wieder etwas abseits der Hauptrouten bewegen wollte. Dieses Mal ein weinroter (passt gut zur neuen Kamera) Nissan Note. Ähnlich ausgestattet wie mein Nissan Tiida Latio, aber etwas jugendlicher im Erscheinungsbild. Da ich ja inzwischen den neuseeländischen Mietwagenstandard kannte, fiel meine Reaktion auch weniger emotional aus als beim ersten Mal.

Mit dem Nissan ging es nun nach Invercargill, ganz im Süden Neuseelands. Auf 200 km Bundesstraße kamen ca. 2 Orte, die man als solche auch bezeichnen konnte. Viel los ist hier nicht.

Dies bestätigte sich auch in Invercargill. Ich hatte eine Doppelhüttenhälfte in einem Hoilday Park 5 km vor der Stadt gebucht.

Wenn ich aus der Tür trat, sah ich ... nichts und niemanden! Der perfekte Kontrast nach Queenstown. Im gesamten Holiday Park waren weniger Menschen als in meinem 4-Bett-Dormitory die Nächte zuvor. Perfekt!

Die Stadt an sich war für mich schwer einzuschätzen, habe mir aber auch nicht wirklich viel Mühe gegeben. Viel Leerstand im Einzelhandel, aber blühende Gewerbegebiete vor der Stadt. Sah alles etwas nach Strukturschwäche und verhunzter Stadtplanung aus.

Was mich aber endgültig verwirrt hat, war die Frage, warum Mitte Februar Weihnachtsschmuck über der Hauptstraße hängt.

 

 

10Februar
2015

Bluff

Bluff ist praktisch das Cape Reinga des Südens: nicht ganz im Süden (bzw. Norden), aber dafür sehr schön für die Touristen durch Signpost (bzw. Leuchtturm).

"Signpost" heißt eigentlich "Hinweisschild", aber das trifft es nicht so ganz. Auf jeden Fall ist es dieses Ding hier:

Bluff liegt ca. 20 km südlich von Invercargill, also ohne Umzug zu machen.

Von hier könnte man noch mit der Fähre nach Stewart Island fahren, da ist angeblich noch weniger los. Hab ich aber nicht gemacht.

11Februar
2015

Die Catlins

Mein Reiseführer hat mir empfohlen, von Invercargill nach Dunedin die "Scenic Route" die Küste entlang durch die Catlins zu nehmen.

Hatte ich vorher noch nie gehört, wollte ich mir aber doch mal ansehen.

Die Catlins bezeichnen ein Gebiet, welches aus Regenwald und Küstenstreifen besteht, und in dem Tourismus nur homöopathisch stattfindet.

Wer Queenstown also doof findet, ist hier genau richtig. Hier z.B. ein kleiner Campingplatz an der wunderschönen Porpoise Bay, wo auch Delfine und Seelöwen leben.

200m weiter in der Curio Bay gibt es ein Plateau mit einem 170 Millionen Jahre alten Urwald dessen Reste durch besondere Einflüsse von Vulkanschlamm noch erhalten sind.

An genau diesem Platz kann man in der Dämmerung auch die seltenen Gelbaugen-Pinguine beobachten, welche hier nisten.

(Ich frage mich, ob ich mich nicht hätte besser vorbereiten sollen, und ob dieses "Wildlife-Ding" nicht auch etwas für mich wäre.)

Auf dem Weg nach Dunedin dann noch weitere nette Ecken wie diese.

 

12Februar
2015

Dunedin und Otago Peninsula

Dunedin wird unterschätzt, wie ich finde. Man trifft selten jemanden, der schon hier war oder vorhat, hierher zu fahren. Ist halt auch ein bisschen weg vom Schuss.

Dunedin ist eine Studentenstadt schottischen Ursprungs mit rund 120.000 Einwohnern. Die Architekturstile der Innenstadt sind wild gemixt, auch hier hat sich die Stadtplanung nicht mit Ruhm bekleckert.

Dunedin hat aber nette Kneipenecken, einen kleinen feinen Bahnhof mit tollen Mosaiken, ...

 

... die steilste Straße der Welt, ...

... und mit der Otago Peninsula eine fantastische Halbinsel direkt vor der Tür. Sie bildet mit dem Festland einen 20 km langen Naturhafen. Den folgenden Blick haben hier viele aus ihrem Wohnzimmer heraus (könnte man fast zu einem Lebensziel erklären, so zu wohnen).

Otago Peninsula bezeichnet sich auch als "Wildlife Capital", denn hier gibt es verschiedene Pinguinarten, Seelöwen, Albatrosse u.v.a.m.

Ich habe eine Tour einer privaten Einrichtung zur Erhaltung von Gelbaugenpinguinen mitgemacht. Diese umfasst ein riesiges Farmgelände quer über die Insel, zu dem auch ein großer Strand gehört. Gelbaugenpinguine sind eine bedrohte Art, es gibt weltweit nur noch 3.000 Exemplare, alle leben in Neuseeland.

Zur Beoachtung der Pinguine wurden in 6-jähriger Kleinarbeit ein Gangsystem mit Sehschlitzen gebaut, welches es ermöglicht, bis auf Armlänge an die Pinguine heranzukommen.

Unten zwischen den beiden Fotografierenden ein Wasser-Heimkehrer. In der Dämmerung kommen die Pinguine wieder an Land.

Und hier ein noch flauschiges Junges, fotografiert aus ca. 5m Entfernung.

Beeindruckend die Begeisterung, mit der die Beteiligten sich für die Pinguine engagieren.

Themenwechsel, kleine Anekdote aus dem Motel, ich dem ich genächtigt habe: Dieses könnte man durchaus als old fashioned bezeichnen. Stuckdecke im Zimmer, und kleiner Kronleuchter. Aber sonst durchaus modern eingerichtet.

Allerdings ging am Abend das Internet nicht mehr, und am Morgen auch nicht. Ich sprach die Wirtin darauf an, die etwas verständnislos erwiderte: "Ach so, das Internet schalten wir abends immer aus, wenn wir ins Bett gehen. Ich seh mal nach, ob es schon wieder an ist."

14Februar
2015

Mount Cook National Park

Es gibt Orte, in denen man sich einfach wohlfühlt. Dieser ist definitiv auf meiner Liste.

"Mount Cook National Park" ist natürlich ein Nationalpark, wie der Name schon sagt. Aber auch der kleine Ort in ihm heißt so. Das durfte ich lernen, als ich mein Navi programmierte. Er hat 210 Einwohner, ein vielfaches an Besuchern, und sieht so aus:

Das vorne ist die Jugendherberge, hinten rechts der Mt. Cook, mit 3724 m der höchste Berg Neuseelands.

Der Ort - ich nenne ihn mal der Einfachheit halber MCNP - liegt in einer 56 km langen Sackgasse. D.h. hier geht es nur noch zu Fuß weiter.

Ich habe mal versucht zu ergründen, warum es mir hier so gefällt. Gut, der Ort ist sehr schön geschnitten, die Häuser liegen wie lose in die Gegend gewürfelt. Alle in einem ähnlichen geschmackvollen Stil. Der Blick ist toll, wenn nicht gerade eine Wolkendecke über dem ganzen liegt, wie an meinem 2. und 3. Tag. Ein entscheidender Aspekt ist mir allerdings erst heute morgen bewusst geworden: Es gibt keinen Lärm. Keinen Durchgangsverkehr, keine Bahn, keine entfernte Bundesstraße oder Autobahn, keine Flugzeuge, keine lärmenden Menschen. Nur Wohlfühl-Ruhe.

Was macht man hier den ganzen Tag? Wandern und Gletscher angucken. Davon haben sie einen ganzen Haufen. Oben auf dem Bild sieht man ja auch schon welche. 2 weitere habe ich mir angesehen.

Den Tasman-Gletscher mit 24 km Länge (der größte Neuseelands; hier sind beim Christchurch-Beben 2011 30 Mio. (!) Tonnen Eis abgebrochen) ...

... und den Hooker-Gletscher mit 11 km.

Das Schmelzwasser beider Seen fließt in den Lake Pukaki, ein langgezogener See von der Größe des Chiemsees. Der See liegt auch in der Sackgasse, man passiert ihn auf dem Weg nach MCNP.

Ich hatte das Glück, das an dem Tag noch die Sonne schien. Dieses führte dazu, dass ich bei der Annäherung an den See zunächst meinen Augen nicht traute: Der ganze See war quitschtürkis! Der Grund sind die Bestandteile des Schmelzwassers, welche diese Farbe erzeugen (kommt leider auf dem Foto nicht 100% rüber).

Auf der anderen Seite der Berge - 35 km Luftlinie entfernt - liegt übrigens mein Freund Franz Josef. Mit dem Auto wären es allerdings 479 km, weil man um das ganze Gebirge herumfahren müsste. Eine Busfahrerin hatte erzählt, dass an der Westküste eine Brücke wegen Sturmschäden gesperrt war. Dies hätte für ihre Strecke einen Umweg von 1.000 km bedeutet! (Das wär ungefähr so, als wenn man von München nach Innsbruck über Wien fahren muss, weil in Kufstein die Straße gesperrt ist.)

16Februar
2015

Christchurch

Ich wollte ein Paket mit paar Sachen nach Hause schicken, und erkundigte mich in einem Café: "Nach meinem Navi müsste hier eine Post sein, wissen Sie wo die ist?" - "Oh yes, it disappeared with the earthquake!"

Am 21. Februar 2011 um 12:51h gab es in Christchurch ein Erdbeben der Stärke 6,3. Es dauerte 27 Sekunden. 80% der Gebäude der Innenstadt wurden zerstört, bis zu 10.000 Wohnhäuser mussten abgerissen werden. 185 Menschen kamen uns Leben.

Heute - 4 Jahre später - scheint nicht viel passiert zu sein. Die Innenstadt ist voller Schottergrundstücke.

Ich habe mir heute erklären lassen, welche stattlichen Gebäude auf allen diesen Grundstücken einst standen. Und habe auch verstanden, warum man nach 4 Jahren nicht weiter ist.

Nachdem man sich um die Menschen gekümmert hatte, musste man für jedes Gebäude entscheiden: reparieren, oder abreißen und neu bauen? Vorher war zu klären: Wer entscheidet das, und wer zahlt das? Eigentümer, Stadt, Staat, Versicherung? Es wurde natürlich viel diskutiert, gestritten, prozessiert. Man hat die ganzen Hilfskräfte und Firmen koordinieren müssen, die ins Land kamen. Christchurch ist die zweitgrößte Stadt Neuseelands, es gab Versorgungsengpässe v.a. auf der Südinsel.

Inzwischen hat man die Entscheidung getroffen, die City neu, modern und erdbebensicher wieder aufzubauen. Kostet natürlich ein Wahnsinnsgeld. Aber man kann ja nicht einfach eine 300.000 Einwohner-Stadt dichtmachen.

Man rechnet damit, dass man in 15 bis 20 Jahren mit den Baumaßnahmen fertig ist.

In der City haben vor dem Beben 50.000 Menschen gearbeitet, heute sind es wieder 15.000.

Es übersteigt meine Vorstellungskraft, wie das Stadtleben noch solch einem Ereignis überhaupt weitergehen kann.

Das Symbol des Bebens ist die eingestürzte Kathedrale.

Dies ist das ehemalige Polizeigebäude. Es sieht für den Laien intakt aus, wird aber demnächst gesprengt, weil es nicht zu retten ist.

Christchurch war durch einen traditionellen britischen Baustil geprägt, und das lauschige Flüsschen Avon, welches sich durch die Stadt schlängelt.

Einiges versucht man zu retten ...

... was zu gewaltigen Herausforderungen führt.

Es entstehen neue tolle Dinge wie diese "Übergangskirche".

 

Im folgenden Bild sieht man eine Installation mit 185 verschiedenen weißen Stühlen, um den Toten zu gedenken.

Der Stadt schafft es, dem tristen Stadtbild durch freundliche und bunte Übergangslösungen und Engagement von Künstlern wieder etwas Normalität zu geben..

 

17Februar
2015

Circle of Trust

Gestern habe ich wieder die Insel gewechselt und bin von Christchurch nach Napier (Ostküste der Nordinsel) geflogen.

Online gebucht, online eingecheckt, Bordkarte elektronisch bekommen, am Kiosksystem am Flughafen das Gepäcklabel ausgedruckt, ans Gepäck geklebt, und dieses auf ein Gepäckband gelegt.

Dann wollte ich mit meiner Bordkarte durch die Sicherheitskontrolle, kam aber irgendwie nirgendwo weiter.

Ein freundlicher Flughafen-Mitarbeiter, der mir meine Verzweilflung ansah, sprach mich an:
"Can I help you, Sir?"
"Ja, ich fliege nach Napier um 12:15h, wo geht es denn zum Gate?"
"You can wait right here, and we call the flight at boarding time."
"Und die Sicherheitskontrolle machen Sie dann?"
"Security check? Oh no, we don´t worry about that."

Eine ähnliche Einstellung erlebe ich in den Schlafsälen der Hostels. Die Steckdose ist die Tränke der Rucksackreisenden. D.h. jeder Bewohner hängt - sobald er sein Zimmer bezogen hat - sein Smartphone, Notebook, Tablet an die Steckdose, sofern eine frei ist. Weil das lange dauert, geht er erst einmal weg.

Ich musste mich anfangs ziemlich überwinden, genau dies zu tun. Ich lasse ja immerhin einige hundert Euro mit Leuten alleine, die ich gar nicht kenne. Man hat aber keine Wahl. Und es funktioniert. Weil jeder einige hundert Euro mit Leuten alleine lässt, die er gar nicht kennt.

Zurück zum Flughafen. Als wir in Napier angekommen waren, bin ich dem "Baggage claim"-Schild gefolgt. Ich konnte aber nichts finden, was dem mir bekanntem Muster eines Gepäckbandes entsprach. Also fragte ich nach, und wurde schließlich fündig.

Die hatten einfach einen Raum, in den sie die beiden Anhänger mit den Gepäckstücken schoben (es war eine kleine Maschine mit vielleicht 60 Passagieren). Und jeder konnte seines direkt vom Anhänger nehmen. I love it!

Nachtrag: Chinese in Mt. Cook

Im Schlafsaal in Mt. Cook kam ich mit einem Chinesen ins Gespräch. Er leitet eine Firma in der Nähe von Hongkong mit 1.000 Leuten, sie stellen Muffen her.
Sein Bruder betreibt seit einigen Jahren einen Ableger des Familienunternehmens in Offenbach. Warum machen sie das? Weil sie in Europa und USA mit dem Gütesiegel "Made in Germany" mehr Erfolg haben. (Das Gros der Mitarbeiter in Offenbach sind Griechen und Türken.)
Verrückte Welt...

18Februar
2015

Napier

Die Küstenstadt Napier ist mit seinen 55.000 Einwohnern wie Christchurch eine Erdbebenstadt. Doch hier hat das Erdbeben bereits 1931 stattgefunden, und mit einer Stärke von 7,8 ebenfalls die Innenstadt vollkommen zerstört.

Das die Stadt umgebende Sumpfland wurde durch das Beben um bis zu 2,7m angehoben, wodurch 40 qkm neues Festland entstand. Napier wurde damals innerhalb von 2(!) Jahren wieder aufgebaut. Sie ist die einzige Stadt, die komplett in den 30ern und im Stil der 30er gebaut wurde. Sie nennt sich heute "Art Deco Capital".

In Napier findet gerade vom 18. bis 22. Februar das Art Deco Weekend statt. Zum Höhepunkt am Wochenende, wenn sich die Einwohner im Stile der 30er kleiden, bin ich leider nicht mehr da. Ist ein bisschen doof, aber letztendlich der nicht bis in die Details gehenden Reiseplanung geschuldet.

Die Vorboten mit vielen Oldtimern und einer 30er-Picknick-Tanzveranstaltung waren aber Mittwoch und Donnerstag schon zu bestaunen.

 

 

 

21Februar
2015

Gisborne

Die örtliche Marketing-Abteilung nennt Gisborne "die erste Stadt, die den Sonnenaufgang sieht".

Will meinen, dass weiter östlich bis zur Datumsgrenze nur noch ein Haufen kleiner Inseln kommen, und die darauf angesiedelten Orte aufgrund ihrer nicht vorhandenen Größe sich nicht mit dem Attribut "Stadt" schmücken dürfen.

Gisborne liegt zumindest mal ganz im Osten der Nordinsel. Ein netter Ort mit 35.000 Einwohnern, nur wenigen Touristen und einem langen leeren Surfstrand.

Gisborne ist anders als Christchurch und Napier keine Erdbebenstadt. Allerdings hatte man hier schon Tsunamis, als die Deutschen das noch im Lexikon nachschlagen mussten. Im März 1947 gab es einen mit einer 10-12m hohen Welle, im Mai desselben Jahres folgte einer mit 6m.

Noch viel früher, nämlich 1769, hat James Cook hier das erste Mal einen Fuß auf neuseeländischen Boden gesetzt.
Ist schon verrückt, wo der überall war. Egal, wo in Australien oder Neuseeland man hinkommt, Cook war schon da. Und das alles mit einem Segelboot. Die Beschriftung einer Statue in Gisborne klärt auf, dass Cook drei Reisen in diese Ecke gemacht hat, alle von Plymouth aus: 1768-71, 1772-75 und 1776-79. Dann wurde er auf Hawaii von den dortigen Einwohnern um die Ecke gebracht (hab ich vorher auch nicht gewusst).

100 Jahre vor Cook war der Niederländer Abel Tasman schon hier gewesen. Die Maori ließen ihn aber nicht an Land, also fuhr er wieder. Zumindest ist er Namensgeber, Neuseeland ist nämlich nach der niederländischen Provinz Zeeland benannt.
Wenige Wochen nach Cook kam ein Franzose; leider zu spät, sonst wäre Neuseeland tatsächlich französisch geworden.

Also relativ viel Geschichte in Gisborne, aber nur wenig zu unternehmen. Bin aber trotzdem absichtlich hier, weil ich meine Aufenthalte in Hawaii und Costa Rica mal langsam planen und buchen muss:

In Waikiki auf Hawaii gibt es tatsächlich ein Hostel, das THE BEACH waikiki boutique hostel, dass im Kleingedruckten stehen hat, dass man beim Einchecken doch bitte 45 Jahre oder jünger sein sollte. Musste echt dreimal hingucken, stand da aber. Was wäre denn gewesen, wenn ich das aus Versehen gebucht hätte?

"Kann ich mal Ihren Ausweis sehen bitte?!?"
"Ja klar, aber wieso denn?"
"Alterskontrolle..... Nee, sorry, Sie sind zu alt, sie können hier nicht übernachten."

Diskriminierung von Alten, da müsste auf amerikanischem Boden doch eine Millionenklage drin sein. Mein Geschäftsmodell für die Zukunft?

22Februar
2015

Exkurs: Die Zebrastreifengesetze

Nach der Einreise in ein Land ist es überlebenswichtig, möglichst schnell die Zebrastreifengesetze des jeweiligen Landes zu kennen.

D.h. es ist die Frage zu beantworten: Halten die Kraftfahrer an, wenn ich als Fußgänger auf einem Zebrastreifen die Straße überquere?

Wie geht man vor? Es beginnt mit dem zögerlichen Erstversuch, und dieser ist durch bedachte Wiederholungen zu evaluieren.

In Neuseeland halten die Autofahrer sklavisch an. Selbst wenn man 5 m entfernt vom Zebrastreifen auf einer Bank sitzt und eine Pizza isst. Es könnte einen ja ganz plötzlich überkommen, dass man lieber auf dem Zebrastreifen weiteressen möchte.

An jedem anderen Ort ist man allerdings als Fußgänger komplett Luft für die Autofahrer. Grundstücksausfahrten, Übergänge ohne Zebrastreifen, Supermarktparkplätze, hier herrscht Krieg. Und da der Fußgänger bei einem physischen Kontakt in der Regel den Kürzeren zieht, hält man am besten großen Abstand zum Feind.

Ich weiß nicht, woran das liegt. Gibt es optische Filter in den neuseeländischen Windschutzscheiben, die den gemeinen Fußgänger ausschließlich an Zebrastreifen sichtbar machen?

Es gibt auch noch rote Fußgängerüberwegsstreifen. Eine Grauzone, bei der sich die Gelehrten nicht einig sind, ob hier die Zebrastreifengesetze gelten. Aber eher nicht.

Gerade vor 1 Stunde bin ich nach 6 Wochen in Neuseeland das erste Mal angehupt worden. Hinter einem kleinen Kreisel in einer Einkaufsstraße hatte ich auf einem roten Streifen die Straße überquert, und war noch ca. 48,5 cm vom Zielbordstein entfernt. Aus dem Kreisel kam ein schwarzer Wagen in meine Richtung, und hupte mich an. Er hat mich durch das Seitenfenster gesehen, was meine Theorie mit dem optischen Filter in der Windschutzscheibe bestätigt.

Alles gut, die Claims sind abgesteckt, ich habe verstanden.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass die autofahrenden Touristen sich ebenfalls mit den Zebrastreifengesetzen beschäftigen.

23Februar
2015

Whakatane

Mein Reiseführer hatte mir den Ort empfohlen. Es ist ein netter aufgeräumter Ort am Wasser mit eher wenig Tourismus. Wie so viele andere auch.

Macht aber nichts, weil ich eh beschäftigt bin. In 5 Wochen fahre ich für 4 Wochen nach Costa Rica, habe aber nicht die leiseste Ahnung, was es da so gibt, wo und wie ich wohnen will, wie ich mich fortbewegen will. Also Reiseführer gebüffelt, mit Wissenden gemailt, und internetrecherchiert.

Das Hotel hatte mir mein Reiseführer übrigens auch empfohlen. Ist auch sehr urig.

Man darf allerdings nicht in die Zimmer gucken. Was ich in Hotels überhaupt nicht gut leiden kann, sind tiefe Teppiche (da stelle ich mir immer vor, wie lebhaft die unter einem Mikroskop aussehen). Und Matratzen, auf die schon die Preußen geschossen haben. Beides bekommt man hier fürs Geld. Und dazu noch einen merkwürdigen Geruch, der angeblich von den Reinigungsmitteln kommt. Also Augen zu und durch, 2 Nächte gehen schon vorbei.

Sehr schön fand ich diese Werbung für ein Fitness-Studio:

24Februar
2015

Mt. Maunganui / Tauranga

Auf der Fahrt zum nächsten Standort habe ich hier Halt gemacht. Die beiden Orte Mt. Maunganui und Tauranga gehen direkt ineinander über (wie Nürnberg und Fürth, weiß aber nicht; ob die sich genauso lieb haben). Tauranga ist eine freundliche Stadt mit 115.000 Einwohnern, Mt. Maunganui ein Halbinsel-Wurmfortsatz, abgeschlossen mit einem großen Hügel. Hätte die letzten beiden Nächte lieber hier verbringen sollen.

Der Kollege mit dem grünen Schirm wollte sich offensichtlch den mühsamen Abstieg ersparen.

Und schöne Autos hatten sie auch.

27Februar
2015

Hot Water Beach

Hot Water Beach ist ein winziger Ort auf der Coromandel-Halbinsel, 2 Autostunden rechts von Auckland. Hier habe ich mir eine "Deluxe Cabin" im "Top 10 Holiday Park Hot Water Beach" gegönnt. War auch sonst weit und breit nichts frei.

Der Flitzer daneben ist auch meiner. Ein Toyota Corolla, aus wirtschaftlich-strategischen Gründen bei Avis angemietet, und nicht beim bisherigen neuseeländischen Anbieter meines Vertrauens.

So stellt man sich einen Mietwagen vor. 39.000 km gefahren, moderne Armaturen, Tempomat. Aber: keine Automatik (ungewöhnlich, den Touristen das Schalten mit links zuzumuten, wo sie doch schon genug damit zu tun haben, Blinker und Scheibenwischer nicht zu verwechseln, und die richtige Straßenseite zu finden). Und: Der Coralla zieht ungefähr so gut wie der 60 PS Astra, den ich vor vielen vielen Jahren mal hatte.

Ich will meinen Nissan Tiida Latio wiederhaben!!!

Hot Water Beach: Ja, auch hier haben sie einen Strand. Und dieser weist in einem kleinen Abschnitt eine Besonderheit auf: Wenn man mit dem Spaten, den man für 5$ gemietet hat, ein badewannengroßes Loch gräbt, füllt sich dieses zur Hälfte mit 60 Grad (Celsius) warmem Wasser. Der Strandabschnitt ist aber nur 2h vor und nach Ebbe im Trockenen. Und wenn der Wind für hohe Brandung sorgt, gar nicht. So wie heute.

Das hält aber hunderte von Hot Water-Pilgern nicht davon ab, Sisyphus-ähnlich mit ihren 5$-Spaten Löcher zu graben, ...

... die Ihnen die nächste Welle wieder zuschüttet.

Zwischendurch kommt auch immer mal eine Welle, die den Wasserstand auf ca. 1,20m ansteigen lässt. Schön, dann diejenigen zu beobachten, die in Zivil und kurzer Hose buddeln ...

Nur ein paar km weiter findet man die Cathedral Cove, eine kathedralenförmige Höhle. (Bin gerade nicht in Stimmung, deren Entstehung zu recherchieren; bei Interesse bitte selber machen.)

 

In meiner "Deluxe Cabin" habe ich auch wieder geplant und gebucht. Und so geht die Reise weiter:

01.03. Fiji
17.03. Hawaii/Oahu
21.03. Hawaii Big Island
27.03. Hawaii Maui
01.04. Costa Rica
30.04. Frankfurt

Seit heute bin ich wieder in Auckland, um morgen den Sport-Overflow mitzuerleben. Ich werde Zeuge des Deutschland-Holland unter den Cricketspielen, nämlich Neuseeland-Australien. Und das bei einer WM, die findet hier nämlich gerade statt. Um 14h geht es los, und dauert bis 22:30h (kein Schreibfehler). Die spinnen, die Cricketspieler ...

Und da ist auch schon der Konflikt, Ab 21h fahren nämlich die Boote des Volvo Ocean Race in den Hafen ein, direkt aus China kommend. D.h. ich werde der einzige sein, der um 20h das Cricketspiel verlässt. (Hoffentlich blenden sie dies nicht auf der Anzeigetafel ein.)

Übermorgen fliege ich dann zum Insel-Hopping nach Fiji, am Tag danach fahre ich mit dem Boot auf die erste Insel. Angeblich gibt es da Internet.

D.h. jetzt wohl einige Tage Blog-Pause.

Bis denn.

 

28Februar
2015

Cricket und Volvo Ocean Race

"Wahnsinn, gerade hatten wir nur noch 11 Runs to go, und die OZs hatten erst 7 Wickets, aber jetzt haben sie 2 Wickets in a row gemacht, also ein möglicher Hattrick, was historisch wäre, jetzt brauchen wir noch 6 Runs, und die OZs 1 Wicket, Overs haben wir noch genug!“

Die Situation war noch einmal hochkritisch geworden, aber der neuseeländische Batsman klärte diese mit einem satten 6-Runs-Schlag in die Ränge. Das Spiel war vorbei, Neuseeland hatte den Erzrivalen Australien, der ja „eigentlich“ ein bisschen besser ist, beim WM-Gruppenspiel geschlagen.

Cricket ist dieses Spiel, bei dem auf 3 langen Holzstäben 2 kurze Holzstäbe liegen. Diese muss der gegnerische Werfer (Bowler) aus ca. 20m herunterwerfen, und der eigene Schlagmann (Batsman) muss mit seinem Holzprügel, der übrigens sauschwer ist, dies verhindern.

Sieht im Fernsehen so leicht aus, und auch eher langweilig, weil viel herumgestanden wird. In „echt“ sind das tolle Athleten, die unglaublich werfen, laufen und schlagen können. (Ich gehe davon aus, dass diese Werfer aus einer Entfernung von 25m 9 von 10 jahrmarktübliche Dosenpyramiden abräumen.)

Das Spiel dauerte statt der angedrohten 8,5 Stunden auch „nur“ 5,5 Stunden.

Die Regeln hatte ich mir ganz grob durch Fernsehen und Internet-Recherche angeeignet. Im Stadion hatte ich einen Sitznachbarn, der zwar permanent lautstark entweder die eigenen Spieler anfeuerte oder die gegnerischen Spieler beschimpfte, aber dennoch Zeit fand, meine aus seiner Sicht sicher dämlichen Fragen zu beantworten. Am Ende des Spieles hatte die die Regeln zu 85% verstanden, und konnte zumindest sicher sagen, ob es gerade spannend ist oder nicht.

Ich bin jetzt Cricket-Fan.

 

Mit dem frühen Ende des Spieles hatte ich auch wieder eine Chance bekommen, das Einlaufen der Boote des Volvo Ocean Race zu beobachten. Ich bin also nach dem Cricketspiel mit der S-Bahn wieder zurück in die City. Die Boote sollten ca. um 21 Uhr einlaufen.

Das Volvo Ocean Race ist ein Segelrennen rund um den Globus, an dem 7 Teams mit je 8 Seglern und einem Onboard Reporter auf völlig baugleichen 20m langen Booten teilnehmen. Wobei „Boot“ es vielleicht nicht ganz trifft. In Auckland war eines dieser Wasserfahrzeuge im Querschnitt ausgestellt: hochtechnisiert, hochmodern, hochoptimiert.

Die letzte Etappe von China nach Neuseeland dauerte 20 Tage. 1 Boot hatten sie schon vorher verloren. Es hatte mitten im Indischen Ozean ein Riff getroffen und wurde stark beschädigt von dem begleitenden Containerschiff eingesammelt.

Bei der Ankunft in Auckland waren die ersten 3 Boote relativ dicht beieinander, d.h. nur einige Minuten. Was ja nach 20 Tagen Fahrt eher ungewöhnlich ist. Die Ziellinie war allerdings irgendwo im Dunkeln in der Bucht, sodass für das Publikum nur das Einparken in der Marina in den Docklands von Auckland City blieb.

Insgesamt aber gut gemacht, mit einer tollen Ausstellung zum Race, viel Unterhaltung und etwas Show beim Einlaufen der Boote. Die Boote liegen hier jetzt 2 Wochen und lecken ihre Wunden, um dann am 14. März an einem gewerteten Rennen im Hafen teilzunehmen, und sich danach auf die längste Etappe Richtung Brasilien zu machen.

Aufregend wurde es noch einmal, als ca. 1000 Leute rund um die Marina andächtig aufs Wasser starrten, und der Kollege 2m neben mir plötzlich rief:“WE WON THE CRICKET!!! AUCKLAND, WHERE ARE YOU?!?“

Ein paar Neuseeländer klatschten.

 

 

 

28Februar
2015

Exkurs: Die 12kg-Generation

"Ja, und hier 4 Tops und 1 T-Shirt."

Meine große Tochter hatte eine 3-wöchige Indien-Reise vor sich und vorher netterweise um meinen väterlichen Rat bezüglich des Rucksackinhaltes gebeten.

"5 Oberteile?!? Aber Du bist doch 21 Tage weg, willst Du denn ständig waschen?"
"Na gut, dann nehm ich halt noch eines mit..."

Die Gepäckwaage am Münchener Flughafen zeigte 12kg an.

Die meisten Fluglinien erlauben 23kg Gepäck plus 7kg Handgepäck.

Emirates erlaubt sogar 30+7, was ich auf meinem Flug nach Neuseeland hätte nutzen können. Ich wusste aber, dass auf nachfolgenden Flügen 23+7 oder auch nur 20+7 erlaubt sein würden.

Meine Sitznachbarin von Melbourne nach Auckland was ein junges Mädchen aus Deutschland: 12kg Gepäck.

In den Neuseeland-Wochen habe ich weitere 2 junge Reisende kennengelernt mit 12kg Gepäck.

Als ich gestern mit einem Mädel aus Gießen auf das Thema Gepäck kam, habe ich ihr auf den Kopf zugesagt: "DEIN Rucksack wiegt 12kg!"
"Äh, ja, stimmt, woher weißt Du das?"

Ich sollte auftreten mit der Nummer.

Warum machen die jungen Leute das? Sie dürfen 23kg mitnehmen, haben es ja letztendlich auch bezahlt. Können sie das nicht tragen? Oder haben sie nicht mehr Klamotten?

Wahrscheinlich etwas von allem, und noch ein bisschen mehr.

Ich bin 1988 das erste Mal in die Ferne gefahren. 6 Wochen Australien. Mit einem halbvollen Rucksack.

Ich wette, er hat 12kg gewogen.

(Ich hatte jetzt 23+11 mitgenommen, und in Christchurch 4,5 für schlappe 83 Euro per Post wieder zurückgeschickt. Manchmal macht man Dinge, die man hinterher nicht plausibel erklären kann.)