28Februar
2015

Cricket und Volvo Ocean Race

"Wahnsinn, gerade hatten wir nur noch 11 Runs to go, und die OZs hatten erst 7 Wickets, aber jetzt haben sie 2 Wickets in a row gemacht, also ein möglicher Hattrick, was historisch wäre, jetzt brauchen wir noch 6 Runs, und die OZs 1 Wicket, Overs haben wir noch genug!“

Die Situation war noch einmal hochkritisch geworden, aber der neuseeländische Batsman klärte diese mit einem satten 6-Runs-Schlag in die Ränge. Das Spiel war vorbei, Neuseeland hatte den Erzrivalen Australien, der ja „eigentlich“ ein bisschen besser ist, beim WM-Gruppenspiel geschlagen.

Cricket ist dieses Spiel, bei dem auf 3 langen Holzstäben 2 kurze Holzstäbe liegen. Diese muss der gegnerische Werfer (Bowler) aus ca. 20m herunterwerfen, und der eigene Schlagmann (Batsman) muss mit seinem Holzprügel, der übrigens sauschwer ist, dies verhindern.

Sieht im Fernsehen so leicht aus, und auch eher langweilig, weil viel herumgestanden wird. In „echt“ sind das tolle Athleten, die unglaublich werfen, laufen und schlagen können. (Ich gehe davon aus, dass diese Werfer aus einer Entfernung von 25m 9 von 10 jahrmarktübliche Dosenpyramiden abräumen.)

Das Spiel dauerte statt der angedrohten 8,5 Stunden auch „nur“ 5,5 Stunden.

Die Regeln hatte ich mir ganz grob durch Fernsehen und Internet-Recherche angeeignet. Im Stadion hatte ich einen Sitznachbarn, der zwar permanent lautstark entweder die eigenen Spieler anfeuerte oder die gegnerischen Spieler beschimpfte, aber dennoch Zeit fand, meine aus seiner Sicht sicher dämlichen Fragen zu beantworten. Am Ende des Spieles hatte die die Regeln zu 85% verstanden, und konnte zumindest sicher sagen, ob es gerade spannend ist oder nicht.

Ich bin jetzt Cricket-Fan.

 

Mit dem frühen Ende des Spieles hatte ich auch wieder eine Chance bekommen, das Einlaufen der Boote des Volvo Ocean Race zu beobachten. Ich bin also nach dem Cricketspiel mit der S-Bahn wieder zurück in die City. Die Boote sollten ca. um 21 Uhr einlaufen.

Das Volvo Ocean Race ist ein Segelrennen rund um den Globus, an dem 7 Teams mit je 8 Seglern und einem Onboard Reporter auf völlig baugleichen 20m langen Booten teilnehmen. Wobei „Boot“ es vielleicht nicht ganz trifft. In Auckland war eines dieser Wasserfahrzeuge im Querschnitt ausgestellt: hochtechnisiert, hochmodern, hochoptimiert.

Die letzte Etappe von China nach Neuseeland dauerte 20 Tage. 1 Boot hatten sie schon vorher verloren. Es hatte mitten im Indischen Ozean ein Riff getroffen und wurde stark beschädigt von dem begleitenden Containerschiff eingesammelt.

Bei der Ankunft in Auckland waren die ersten 3 Boote relativ dicht beieinander, d.h. nur einige Minuten. Was ja nach 20 Tagen Fahrt eher ungewöhnlich ist. Die Ziellinie war allerdings irgendwo im Dunkeln in der Bucht, sodass für das Publikum nur das Einparken in der Marina in den Docklands von Auckland City blieb.

Insgesamt aber gut gemacht, mit einer tollen Ausstellung zum Race, viel Unterhaltung und etwas Show beim Einlaufen der Boote. Die Boote liegen hier jetzt 2 Wochen und lecken ihre Wunden, um dann am 14. März an einem gewerteten Rennen im Hafen teilzunehmen, und sich danach auf die längste Etappe Richtung Brasilien zu machen.

Aufregend wurde es noch einmal, als ca. 1000 Leute rund um die Marina andächtig aufs Wasser starrten, und der Kollege 2m neben mir plötzlich rief:“WE WON THE CRICKET!!! AUCKLAND, WHERE ARE YOU?!?“

Ein paar Neuseeländer klatschten.