23Juli
2015

Canadian Durcheinander

Nova Scotia ist eine kanadische Provinz ganz im Osten gelegen. Es ist eine Halbinsel, ca. 700 km lang und 100 km breit.

Nova Scotia verläuft in Nordost-Südwest-Richtung (also oben rechts nach unten links), und das macht es schwierig.

Es gibt eine ca. 500 km lange Südostküste. Den Kanadiern war diese Bezeichnung aber offensichtlich zu lang. Also nannten sie die Hälfte nordöstlich von Halifax Ostküste, und die Hälfte südwestlich von Halifax Südküste.

D.h. die Ostküste und die Südküste liegen in einer Linie. Bis ich begriffen hatte, was mein Reiseführer mit Ostküste und mit Südküste meint ...

Mit den Straßen verhält es sich ähnlich. Die Highways von unten nach oben heißen alle "East", die von oben nach unten "West". Heute bin ich auf dem Highway 1 in nördlicher Richtung an die Westküste gefahren, der hieß aber auf einmal "East". Weil ich den Süden schon passiert hatte und wieder nach oben fuhr.

Alles klar?!?

In Kanada gibt es im Gegensatz zu den USA das Dezimalsystem. Fast überall.

Bei den Längeneinheiten werden Entfernungen und Höhen in Metern und Kilometern gemessen, Größen dagegen in feet und inch.

D.h. ich bin 6 feet 6 inch, und der nächste Pizza Hut ist 15 km weit weg auf dem 3954 m hohen Mount Robson und bietet Pizzen mit 9, 12, und 16 inch Durchmesser.

An der Tankstelle tankt man Liter, und nicht Gallonen (wie in USA). Zunächst frustrierend für diejenigen, die sich über den wahnsinnig niedrigen Spritpreis gefreut haben. (Ist aber immer noch günstig: 1 Liter Benzin kostet hier ca. 85 Eurocent.)

Die Größe des Kaffees oder des Biers wiederum bestimmt man in Ounces. Wobei Ounce eigentlich eine Gewichtseinheit ist, dagegen die Fluid Ounce eine Volumeneinheit.

Zurück zur Tankstelle: In USA und in Westkanada muss man erst bezahlen, und darf dann tanken. Wie geht das? Ich gehe in den Verkaufsraum und zahle den Preis der vorher von mir geschätzten Benzinmenge. Dann tanke ich, maximal so viel wie ich bezahlt habe. 2 Möglichkeiten, wenn ich zu viel geschätzt und gezahlt habe:

  1. Kreditkartenzahlung: Es wird nur das abgebucht, was ich an Benzin getankt habe. Auf Wunsch erhalte ich im Verkaufsraum einen Beleg.
  2. Barzahlung: Ich gehe zurück in den Verkaufsraum und lasse mir den Fehlbetrag auszahlen.

Heute war ich das erste Mal in Ostkanada tanken. Und wollte vorher bezahlen.

War aber falsch:

"Nein, bitte tanken Sie erst, und zahlen dann."

"Ja, aber ..."

"Wir vertrauen unseren Kunden. Und ... machen Sie sich keinen Kopf, jeder Tourist und jeder Westkanadier kommt hier vorher rein, um zu zahlen."

Diese ganze Umrechnerei zwischen Liter und Gallonen und Kilo und Pound und die Verkettung unglücklicher Umstände und Entscheidungen hat zur Geschichte des "Gimli Glider" geführt: 1983 ist einer Boeing 767-200 der Air Canada auf dem Flug von Montreal nach Edmonton mit 69 Menschen an Bord der Sprit ausgegangen. Die Piloten waren aber des Segelfliegens mächtig und versuchten so ihr Glück. Auch erinnerten sie sich an den Militärflughafen Gimli in der Nähe mit einer geeigneten Landebahn. Nur: An dem Tag fand auf dieser Landebahn ein Familienfest mit Dragsterrennen u.a. statt. Wie durch ein Wunder schafften es die beiden Piloten den Flieger - mit eingeknicktem Bugrad - zu landen, ohne einen Verletzten innerhalb oder außerhalb des Flugzeuges.

Quelle thestar.com

Die Piloten wurden suspendiert, das Flugzeug flog noch weitere 15 Jahre im Dienste der Air Canada und stand 2013 zur Versteigerung.

Allerdings ohne einen Käufer zu finden.